In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 442) lesen wir folgende erleuchtende Erklärung von Mrs. Eddy: „Die Wahrheit kann nicht umgekehrt werden; die Umkehrung des Irrtums dagegen ist wahr”. Vielleicht gibt es kein einfacheres Verfahren, die geistige Wahrheit über etwas zu ergründen, als das in dieser auffallenden Erklärung angedeutete. Wenden wir es auf die Fragen der Stellung und der Versorgung an, so sehen wir, daß wir zuerst den falschen Glauben, daß das Innehaben einer Stellung naturgemäß Versorgung bedinge, umkehren müssen. Wissenschaftlich verstanden braucht man Versorgung nur zu erkennen, um seine rechte Stellung zu bekleiden. Der menschliche Begriff hält Stellung oder Geschäft für die Hauptsache und Versorgung für Nebensache, während in der Wissenschaft Versorgung die Hauptsache und Stellung oder Geschäft oder rechte Tätigkeit Nebensache ist.
Die rechte Auffassung hiervon hängt natürlich vom richtigen Verständnis des Menschen und seiner Beziehung zu Gott ab, und diesem Verständnis bieten folgende Worte der Mrs. Eddy in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 344) ein klares Bild dar: „Sagen wir, die Sonne stelle Gott dar, so stellen ihre sämtlichen Strahlen Christus und jeder einzelne Strahl die Männer und die Frauen dar”. Die Sonnenstrahlen könnten nicht scheinen, könnten ihre Aufgabe also nicht erfüllen, wenn sie nicht von der Sonne zu diesem Zwecke versorgt würden. So muß der Mensch, der Ausdruck Gottes, Versorgung als Hauptnicht als Nebenbedingung seiner Beziehung zu seinem Schöpfer haben.
Worin besteht dann in Wirklichkeit Versorgung? Um diese Frage richtig zu beantworten, benötigen wir die auf Seite 465 in Wissenschaft und Gesundheit gegebene Erklärung des Wesens Gottes: „Gott ist unkörperliches, göttliches, allerhabenes, unendliches Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit und Liebe”. Man kann auch sagen, Gott komme durch die Eigenschaften Weisheit, Urteilskraft, Wissen, Glauben, Verständnis, Eingebung, Reinheit, Eintracht, Anschauung, Vertrauen, Pflichttreue, Standhaftigkeit, Tätigkeit, Fortschritt, Ehrlichkeit, Freiheit, Freundlichkeit, Selbstlosigkeit, Mut zum Ausdruck. Durch Widerspiegelung sind diese Eigenschaften das Erbe jedes Kindes Gottes. Der Mensch kann also nie ohne Versorgung sein. Nimmt daher der Geschäftsmann wahr, daß Stellung oder Geschäft, geistig verstanden, nach dieser Versorgung anstatt vor ihr kommt, so kann er die Tatsache erkennen, daß er nie ohne Stellung zu sein braucht, weil seine Stellung durch den Gebrauch dieser wunderbaren und freigebigen Eigenschaften Gottes bestimmt ist.
Ein Offizier, der während des Weltkrieges im Heere der Vereinigten Staaten diente, machte, als er zum bürgerlichen Leben zurückkehren sollte, die Erfahrung, daß die Geschäftswelt klagte, vielen Geschäften sei es infolge der aus der notwendigen Umstellung der Kriegsin Friedenstätigkeiten hervorgerufenen großen Verworrenheit der Zustände unmöglich, Leuten, die vor ihrer Einziehung zum Heeresdienste in leitenden Stellungen bei ihnen tätig waren, ihre früheren Stellungen wiedereinzuräumen. In der Erkenntnis, daß dies eine Gelegenheit sei, sein Verständnis der Christlichen Wissenschaft anzuwenden, entschloß er sich, die Stellungsfrage in der Weise auszuarbeiten, daß er zu den oben erwähnten Eigenschaften die rechte Stellung einnahm. Es boten sich ihm täglich viele Gelegenheiten, denen gegenüber, mit denen er in Berührung kam, die besondere Versorgung der Güte Gottes, die die augenblickliche Lage zu erfordern schien, widerzuspiegeln. Er ging in diesem zweckdienlichen Beweisen des Betens „ohne Unterlaß” so vollständig auf, daß alles Furchtgefühl dem beständigen Versuch, jeden Gedanken und jede Handlung mit dem göttlichen Prinzip in Übereinstimmung zu bringen, Raum gab. Die Folge war, daß ihm ohne Bewerbung innerhalb acht Tagen zwei Stellungen angeboten wurden.
Was tut der Christliche Wissenschafter überhaupt bei allem, was er auch immer im Leben unternimmt? Teilt er Waren aus, oder spiegelt er das rechte Verständnis Gottes wider? Jemand, der einen christlich-wissenschaftlichen Ausüber besuchte, bat diesen, ihm etwas über die Christliche Wissenschaft mitzuteilen. Auf die Frage, wie er darauf aufmerksam geworden sei, erwiderte er, viele Geschäftsreisende hätten ihn besucht, und er habe den Eindruck gewonnen, daß einige unter ihnen mehr taten als bloß Waren verkaufen. Durch Fragen habe er herausgefunden, daß sie Schüler der Christlichen Wissenschaft seien und diese anwenden. Daher sollte der Christliche Wissenschafter ohne Rücksicht — vom menschlichen Standpunkte aus — auf das, womit er gerade beschäftigt ist, immer Gott widerspiegeln. In der Tat ist dies das Hauptgeschäft aller ohne Ausnahme. So kann jemand, der nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch „stellungslos” ist, für sich beweisen, daß er stets seine rechte Stellung innehat; denn jeder menschliche Dienst ist nur ein Mittel zu dem Zweck, Gott vor anderen widerzuspiegeln.
Im Geiste kann der Mensch nie stellungslos sein. Dies beweisen wir, wenn wir die geistigen Eigenschaften, woraus unser wahres Selbst besteht, widerspiegeln. Unter diesen Umständen wird die Geschäftsstellung in Übereinstimmung mit der göttlichen Weisheit enthüllt werden. Und wenn man eine Stellung im Geschäftsleben erlangt hat, findet man, daß die Notwendigkeit, am geistigen Verständnis von Stellung festzuhalten, sogar noch größer ist als vorher, weil man eine größere Verantwortung hat.
Kein Geschäft, dem wir uns widmen, kann unsere Anteilnahme mehr erwecken, als die Arbeit des Lernens, unsere Gotteserkenntnis dem vorliegenden Umstande anzupassen. Zuweilen darf man Liebe nur durch ein Lächeln zum Ausdruck bringen; zuweilen kann man Wahrheit halb scherzend ausdrücken, andernfalls sie übelgenommen werden könnte; zuweilen nimmt ein alltägliches Sprichwort den Stachel persönlicher Ermahnung, während gelegentlich ein unmittelbarer Hinweis auf Gott freudig angenommen wird. Wir müssen jeder Lage, welcher Art sie auch sei, gerecht werden, indem wir „Milch” den Kindlein oder „starke Speise” dem empfänglichen Gedanken darbieten. Hierin liegt die Liebe, die den Meister befähigte, seine herrliche Gotteserkenntnis durch seine einfachen, aber tiefgründigen Gleichnisse dem Verständnis seiner Zeitgenossen zu übermitteln. Demjenigen, der versucht, seine Stellung in dieser Weise zu beweisen, wird Gott die Worte für jede Lage geben.
Daher ist Versorgung die Hauptsache nicht Nebensache, und Stellung ist geistig. Wenn dies verstanden wird, kann es keinen Wettbewerb geben; denn diese Stellung ist etwas, was das eigene Bewußtsein angeht. Diese Stellung löst sich in Gehorsam gegen das Gebot Josuas auf: „Erwählet euch heute, wem ihr dienen wollt”. Die rechte Wahl wird auf diese Art das Verständnis rechter Stellung, die einen in jenes Gefühl von Ansehen gründet, worin man erkennt, daß man sein von Gott verliehenes Erbe geistiger Herrschaft über alles, was menschlicher Annahme angehört, nie verloren hat.