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Schrittsteine

Aus der März 1929-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Keine zwei Menschen gehen genau denselben menschlichen Weg in ihrem Bestreben, ihr Leben nach dem Vorbilde des großen Beispielgebers der Wahrheit, Christi Jesu, zu gestalten. Vom menschlichen Gesichtspunkte aus scheint es oft, als ob eine Person vor viel schwierigere Aufgaben gestellt sei als eine andere. Ein scheinbar sehr widerwärtiger Zustand kann aber für den, der bestrebt ist, die Unwirklichkeit dieses Zustands zu erkennen, ebenso wenig schwierig sein wie eine sogenannte Geringfügigkeit, die das Leben eines nach Frieden Verlangenden zu verdrießen und zu beunruhigen sucht. Was in Betracht gezogen werden muß, ist, wieviel zu überwinden ist, und was wirklich notwendig ist, ist die Erkenntnis, daß wir alle jeder sich uns bietenden Erfahrung mutig entgegentreten können. Nichts ist für unser hingebungsvolles Bemühen zu groß oder zu unbedeutend, und jede Überwindung ist unser Teil an der Arbeit der Erlösung der Welt von ihrem Glauben an Sünde, Krankheit und Tod und ist bei dem Fortschritt auf der Reise vom Sinn zur Seele unentbehrlich.

Unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy hat gezeigt, wie dies vollbracht werden kann, und die Christlichen Wissenschafter haben bewiesen, daß das Eindringen in ihre Schriften und das Beweisen der darin enthaltenen Wahrheit selbst dem, der an der hartnäckigsten sogenannten unheilbaren Krankheit leidet, Heilung und Trost bringt.

Mrs. Eddy sagt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 242): „Eigenliebe ist undurchsichtiger als ein fester Körper”. Eigenliebe ist wahrlich eine Schlinge und eine Täuschung, ein Hindernis im Wege manches Menschen, der ihren listigen Ansprüchen Gehör schenkt. Sie ist die Liebe eines fleischlichen Selbst, eines vermeintlich von Gott, dem Schöpfer alles Guten, getrennten Selbst, eines Selbst, das da glaubt, es habe die Kraft, zu erzeugen und zu beherrschen! Der Glaube an dieses falsche Selbst macht den Kampf so schwer; denn wenn wir von Eigenliebe frei sind, können wir von den „Schleudern und Pfeilen” des sterblichen Gemüts nicht verletzt oder berührt werden. Die Wolken des persönlichen Sinnes sind für den, der sich und andere als den Ausfluß der göttlichen Liebe erkennt, nicht vorhanden.

Der Schüler der Christlichen Wissenschaft mag sich wohl fragen, warum ihm denn so viele Schwierigkeiten und Versuchungen in den Weg treten. Vielleicht glaubte er, als er begann, sich mit dieser großen Wahrheit zu befassen, er werde gegen das Gefühl der Beunruhigung durch solche Dinge gefeit sein, und zuweilen sieht es aus, als ob er eine Schwierigkeit überstanden habe, nur um sofort vor eine neue gestellt zu werden. Entmutigung versucht sich einzuschleichen, wenn er sich beladen und überwältigt fühlt, wenn ihm das Leiden so wirklich scheint, wenn er es so schwierig findet, zu vergeben und zu vergessen! Doch dies sind die Zeiten, wo er mit unerschütterlichem Vertrauen vorwärts dringen und durch dieses Vorwärtsdringen folgende Worte des Apostels verstehen lernen muß: „Freuet euch in dem Herrn allewege! Und abermals sage ich: Freuet euch!” Wir können in der Tat frohlocken, daß wir das Mittel haben, diese falschen Einflüsterungen zu vertreiben, und sofort, gerade jetzt können wir erklären, daß sie kein Teil des Kindes Gottes, unseres wahren Selbst, sind. Laßt uns Stolz, Selbstbedauern und Groll ablegen und uns über die Freiheit freuen, die dem zuteil wird, der nicht mehr versucht, Angelegenheiten auf seine eigene Art auszuarbeiten, und laßt uns die göttliche Sohnschaft erkennen, indem wir das Fleischliche dem Geistigen opfern und so die göttliche Liebe die Oberherrschaft gewinnen lassen! Es ist kein Grund zur Entmutigung vorhanden, sondern alle Ursache zu frohlocken, wenn sich uns diese Gelegenheiten bieten, unsern Glauben durch unsere Werke zu beweisen.

Unser großer Meister wurde genau so wie wir versucht, doch ohne Sünde. Die Wüste war für ihn in der Tat „der Vorhof, in welchem der materielle Sinn der Dinge verschwindet, und der geistige Sinn die großen Tatsachen des Daseins zur Entfaltung bringt” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 597). Er legte sein sogenanntes körperliches Selbst und falsches Sinnenzeugnis mit seinen verlockenden Einflüsterungen von Stellung und Macht beiseite, er erlangte das volle Verständnis des Sohnes Gottes und war fähig, seine große Heilarbeit dadurch zu vollbringen, daß er immer die Vollkommenheit der geistigen Schöpfung Gottes sah.

Wir sind uns oft der menschlichen Annahmen nicht bewußt, die unsere Erkenntnis entstellen und begrenzen; aber das ehrliche Verlangen nach mehr Heiligung bringt das Licht der Offenbarung, das die Finsternis vertreibt und die leere Anmaßung menschlicher Willenskraft und Selbstbefriedigung aufdeckt. Ein Christlicher Wissenschafter darf sich nicht erlauben, auf den Kummer, das Bedauern und die Schmerzen zurückzublicken, die er in der Vergangenheit als zu ihm gehörig angesehen hat; denn sie sind vergangen und gehörten in Wirklichkeit nie zu ihm. Was er gewonnen hat, ist eine größere Erkenntnis Gottes, der ihn in der Weise der Liebe lenkt, wenn er bereit ist, sich den Weg zeigen zu lassen.

In „Miscellaneous Writings” (S. 1) schreibt unsere geliebte Führerin: „Demut ist der Schrittstein zu einer höheren Erkenntnis der Gottheit. Der emporstrebende Sinn sammelt neue Gestalten und fremdes Feuer aus der Asche des sich auflösenden Selbst und streift die Welt ab”. Diese Demut beseelt den, der in seinem Bewußtsein auf „das stille, sanfte Sausen” der Wahrheit lauscht. Wenn der Sturmwind, das Erdbeben und das Feuer rasen, bleibt er von ihrem Wüten unberührt; denn sein Denken ist so mit dem Ausführen des Willens Gottes und dem Verkündigen Seines Lobes und Seiner Ehre beschäftigt, daß böse Annahmen ihm nichts anhaben können.

Gottes Schöpfung ist vollendet und vollkommen, und sie ist gestern, heute und immerdar dieselbe. Es ist unsere Aufgabe, was Er gemacht hat, im Geistigen und Reinen zu erkennen. Wir sollten daher alle Widerwärtigkeit und Unreinheit verwerfen, ehe diese Falschheiten als Teil unserer Erfahrung in Erscheinung treten können. Der einzige Grund, warum wir in unserem Leben scheinbar verblendet und betört sind, ist, daß wir uns freiwillig vor falschen Göttern beugen und uns ihren sogenannten körperlichen Gesetzen unterwerfen, die uns zu Knechten der Leiden und Freuden der leiblichen Sinne machen. Die Zeit ist ein sterblicher Begriff, und wir brauchen uns durch die Länge der Zeit, die unser Beweis zu seiner Vollendung in Anspruch nimmt, nicht entmutigen zu lassen, wenn wir jede Tagesarbeit als neuen Schrittstein zu völligerer Erkenntnis des vollkommenen Plans unseres himmlischen Vaters ansehen.

Eine Erklärung des Wortes „anerkennen” heißt „mit Dankbarkeit zugestehen”. Welche Zeitvergeudung es doch ist, zu murren und mit unserer Beschäftigung, unserer Umgebung, unserem Wirkungskreis unzufrieden zu sein, wo doch alles, was wir brauchen, für uns vorhanden ist, wenn wir nur anerkennen, daß Gott alles Bestehende schuf, und daß Er für alle unsere Bedürfnisse reichlich sorgt, wenn wir nur dankbar genug sind!

Fortschritt muß von Persönlichkeit unabhängig sein. Wer versucht, eine Person zu seinem Führer und zu seiner Stütze zu machen, wird finden, daß sein Wachstum gehemmt und erstickt wird; denn der Schatten der Persönlichkeit wird das Licht der immer gegenwärtigen Liebe und Kraft Gottes verhüllen. Sein Denken Gott zu weihen, damit er ein Kanal sei, andere zu befähigen, ein höheres Verständnis der Unendlichkeit des Guten zu erlangen, ist das demütige Verlangen des christlich-wissenschaftlichen Ausübers, und Gott gießt Seine Segnungen über diejenigen aus, die sich an Ihn um Befriedigung aller ihrer Bedürfnisse wenden.

Jedermann kommt einen Schritt vorwärts, wenn er eine widerwärtige Annahme aufgibt, wenn er Haß durch Liebe, Furcht durch Mut ersetzt, oder wenn Vertrauen durch eine größere Erkenntnis der Allheit Gottes wiederhergestellt wird. In solchen Augenblicken machen wir uns die gelernten Wahrheiten zu eigen, und nur unsere eigene Arbeit kann uns diese Freude bereiten. Unser Fortschritt ist gewiß, wenn wir nur die Wahrheit, daß Gott der alleinige Erzeuger ist, anerkennen und danach handeln. Dann sind wir eher bereit, unser Leben mit neuer Kraft und Freude der Vergeistigung jedes Gedankens und jeder Handlung zu weihen, um mehr Licht zu gewinnen.

Ein wunderbarer Sieg kommt oft nach einer scheinbar finsteren Zeit — wenn wir erst tief dankbar dafür geworden sind, daß wir verlassen, was dahinten ist, und die Früchte des Geistes ernten, die aus der Saat hervorgegangen sind, die mit der pflicht- und glaubenstreuen Arbeit des Überwindens gesät worden ist. Mit großer Dankbarkeit können wir den Erfahrungen entgegentreten, die uns sagen lehren: „Dein Wille geschehe”; denn durch sie lernen wir die Demut verstehen, die „der Schrittstein zu einer höheren Erkenntnis der Gottheit” ist, und wir lernen auch verstehen, daß in der Erleuchtung der Offenbarung der vollkommenen geistigen Schöpfung Gottes alle Bedürfnisse befriedigt werden.

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