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Bildner des Lebens

Aus der Juli 1929-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn der Schüler der Christlichen Wissenschaft sich bemüht, der Knechtschaft einer sterblichen Umgebung zu entrinnen, die ihn anscheinend vollständig gefangen hält, wie verkündigt ihm dann das Wort „meißeln” sofort seinen Weg zur Freiheit! Er faßt dann sein scheinbar körperliches Leben nicht mehr so auf, als ob es, dem unbehauenen Marmor gleich, von einer übernatürlichen Macht bearbeitet werden müsse, um Schönheit, Vollkommenheit und das Bewußtsein des wirklichen Lebens zum Ausdruck zu bringen, sondern er wird sich vielmehr seiner eigenen Pflicht und seiner Fähigkeit bewußt, sein wahres Selbst, das stets mit Gott zugleich bestanden hat, auszudrücken. Wenn er zu diesem geistigen Vorrecht und zu dieser geistigen Verantwortlichkeit erwacht, schätzt er den klaren Blick der Mrs. Eddy, den sie mit den Worten bekundet: „Wir alle sind Bildhauer, die an verschiedenartigen Gestalten arbeiten und den Gedanken modeln und meißeln” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 248). Zur Unterstützung dieses Gedankens führt sie folgende Stelle eines Dichters an (The People's Idea of God, S. 7):

„Bildner des Lebens sind wir, wie wir stehen
Mit unserem ungemeißelten Leben vor uns,
Auf die Stunde wartend, wo auf Gottes Befehl
Unser Lebenstraum an uns vorübergeht.
Meißeln wir dann mit manch scharfem Schnitt
Es auf den geschmeidigen Stein,
Wird seine himmlische Schönheit unser eigen sein,—
Unser Leben dem gleichen, was Engel erschau’n”.

Die Worte unserer Führerin stimmen inhaltlich überein mit dem biblischen Gebot, zu schaffen, daß wir selig werden. Der Irrtum, auf Heilung zu warten, anstatt zu schaffen, daß wir selig werden, ist eine Einflüsterung des fleischlichen Gemüts, das der Annahme nach immer versucht, geistiges Wachstum zu hindern. Eine solche Untätigkeit ist das Erzeugnis der sogenannten „falschen Gottesgelehrtheit” und beruht auf dem falschen Glauben, daß Jesu Opfer die Sünde vollständig sühnte, und daß von den Sterblichen nur gefordert werde, daß sie „glauben”. Sehr klar veranschaulicht wird dieser Unterschied zwischen wahrer und verkehrter Tätigkeit durch die Geschichte des Kranken, der am Teiche Bethesda auf Heilung von einer Krankheit wartete, an der er schon 38 Jahre lang gelitten hatte. Er wurde indessen geheilt, als Jesus „die geistige Kraft eines wissenschaftlichen, rechten Gedankens” widerspiegelte, wie Mrs. Eddy auf Seite 9 in „Anfangsgründe der Göttlichen Wissenschaft” sich ausdrückt.

Gerade dieser Unterschied, ob wir uns für den unbehauenen Marmor oder für den Bildhauer halten, bestimmt Harmonie oder Widerwärtigkeit. Sobald sich der Schüler der Christlichen Wissenschaft über das rechte Vorgehen völlig klar ist, sucht er sofort den Meißel des geistigen Verständnisses und beginnt mit Freuden seine Arbeit. Das erste und größte Erfordernis bei dieser Arbeit ist, daß man das vollkommene Vorbild des göttlichen Selbst und seiner Merkmale beständig vor Augen habe.

Wenn der Schüler diesen rechten Begriff vom vollkommenen Vorbild erlangt hat, beginnt er sofort die anstößigen Teile wegzumeißeln, die das vollkommene Vorbild verhüllen, und die göttliche Form, die vorhanden war, „ehe denn Abraham ward”, fängt dann an, in Erscheinung zu treten. Obgleich er sich mit seiner neugefundenen Arbeit sehr ernstlich beschäftigt und von dem tiefen Verlangen getrieben ist, die göttliche Wesensart zum Ausdruck zu bringen, verliert er zuweilen dennoch das vollkommene Vorbild aus den Augen, und ein mehr erfahrener Bildhauer — ein getreuer Ausüber oder Lehrer — kann ihn auf eine kantige Unebenheit aufmerksam machen, die der Meißel übergangen hat. Man sollte natürlich annehmen, daß der Bildhauer mit dankerfülltem Herzen diesem Zeichen brüderlicher Fürsorge sofort entgegenkommt. Ist er aber gerade in diesem Punkte nicht auf der Hut, so kann er leicht beeinflußt werden von Einwänden des sterblichen Gemüts wie Selbstgerechtigkeit, verletzten Gefühlen und der bitteren Enttäuschung, daß die schon vollbrachte vorzügliche Arbeit nicht bereitwilliger erkannt und geschätzt wird.

Nachdem der Bildhauer die liebevollen Ermahnungen eine Zeitlang unbeachtet gelassen und viel Zeit und Mühe vergeudet hat, fängt er an, den ihm von solch wirklichen Freunden geleisteten großen Dienst zu schätzen. Dann heißt er Hilfe nicht nur willkommen, sondern er trachtet sogar danach. Von nun an vollzieht sich die Arbeit des Abmeißelns störender Entstellungen rasch, und er befindet sich in der Lage, auf die sich Mrs. Eddy bezieht, wenn sie von der Freude spricht, „die falschen Marksteine” verschwinden zu sehen (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 324).

Genau derselbe Unterschied, wie wir ihn zwischen dem unbehauenen Marmor, der des Meißelns harrt, und dem Bildhauer, der ihn meißelt, sehen, besteht zwischen der falschen Gottesgelehrtheit und der Christlichen Wissenschaft, und es ist äußerst wichtig, daß dieser Unterschied verstanden werde, da Erfolg oder Mißerfolg davon abhängt. Die erste Auffassung ermutigt den Schüler, auf das Belieben eines endlichen, persönlichen Gottes zu warten, der vielleicht nach viel dringendem Bitten die Arbeit des Meißelns unternehme, im Gegensatz zu dem durch die Christliche Wissenschaft erlangten geistigen Verständnis, das einen befähigt, seine eigene Seligkeit dadurch auszuarbeiten, daß man das Vorbild in seiner Vollkommenheit ausdrückt, und daß man schließlich mit „dem Bilde, das dir auf dem Berge gezeigt ist”, unbedingt übereinstimmt.

Die ganze Sachlage ist in den Worten unserer Führerin (Wissenschaft und Gesundheit, S. 4) zusammengefaßt: „Die einfache Bitte, daß wir Gott lieben mögen, wird uns nie dahin bringen, Ihn zu lieben; aber das Sehnen, besser und heiliger zu werden, daß sich in täglicher Wachsamkeit ausdrückt, sowie in dem Streben, sich dem göttlichen Charakter immer mehr anzugleichen, wird uns modeln und neugestalten, bis wir in Seinem Gleichnis erwachen”. Wie hilfreich die Schlußworte dieser Stelle doch sind—„bis wir in Seinem Gleichnis erwachen”! Nicht nur weisen sie uns den Weg wahren Heils, sondern sie bringen auch die Tatsache zum Ausdruck, daß alle Widerwärtigkeiten der Erde nur die unwirklichen Einfälle eines unwirklichen, sterblichen Traums sind, den Paulus so treffend als eine blendende Hülle beschreibt, als eine „Decke, welche”, wie er erklärt, „in Christo aufhört”.

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