Klares Denken fordert klares Unterscheiden zwischen verschiedenen Begriffen und verschiedenen Eigenschaften. Diese Erklärung gilt für menschliche und göttliche Beziehungen. Klares Verstehen menschlicher Beziehungen hilft einem, den an sie geknüpften Verpflichtungen nachzukommen und ihre Vorteile zu ernten. Verständnis hilft auch, die wünschenswerten freiwilligen Beziehungen zu wählen und die unvorteilhaften oder unwürdigen zu meiden. Was die göttlichen Beziehungen anbelangt, so ist ihr Verständnis die Grundlage menschlichen Vollbringens und Wohlergehens.
Eine der beständig anwendbaren unumschränkten Wahrheiten ist, daß kein Irrtum, nichts Böses, irgend eine Beziehung zu Gott hat. Es hat keine Beziehung zu dem alleinigen Prinzip des Daseins, dem alleinigen Spender der Kraft. Daher hat kein Irrtum, nichts Böses, Dasein oder Macht; es kann nicht einmal einen Anschein erwecken noch ein Ergebnis hervorbringen. Eine andere unumschränkte und nützliche Wahrheit ist, daß kein Irrtum, nichts Böses, irgend eine Beziehung zum Menschen hat. Es ist dem Menschen so fremd und von Ihnen oder mir so fern wie von Gott. Der Mensch lebt in dem unendlichen Leben, wo es keinen Irrtum, nichts Böses, gibt, und in diesem Leben leben Sie und ich.
Von den menschlichen Beziehungen stehen die wichtigeren im Zusammenhang mit der Familie, der Ausbildung, der Bürgerschaft, der Freundschaft, der Nachbarlichkeit, der Religion und dem Geschäft oder dem Beruf. Einige dieser Beziehungen sind ganz oder teilweise unfreiwillig, weil sie durch Geburt festgelegt sind oder von den Eltern für die Kinder bestimmt werden. Jedermann kommt durch Geburt in eine Familie und in eine Bürgerschaft. Nicht viele Kinder können ihre Lehrer für Werktag oder Sonntag wählen. Die meisten menschlichen Beziehungen sind jedoch freiwillig: sie sind das Ergebnis eigener Wahl entweder bei ihrem Anfang oder in ihrer Fortdauer. Diese Tatsache verdient hervorgehoben zu werden; sie ist außerordentlich wichtig. Ein Erwachsener kann entscheiden, ob er heiraten, was für eine andere oder weitere Ausbildung er erwerben, welches Ortsoder Staatsbürgerrecht er beibehalten oder erlangen will, wer seine Freunde und Nachbarn im besseren Sinne dieser Ausdrücke sein sollen, und was für eine Religion und welchen Beruf er wählen will. Diese Wahlen bergen das meiste Glück und die meiste Nützlichkeit oder deren Gegenteil im menschlichen Leben in sich.
Als Religion hat die Christliche Wissenschaft ihre Beziehungen. Die erste davon ist die Beziehung zwischen dieser Religion und ihren Anhängern. Identisch oder gleichbedeutend hiermit ist die Beziehung zwischen Der Mutter-Kirche, einschließlich ihrer sämtlichen Tätigkeitsgebiete, und ihren Mitgliedern. Die gleiche Beziehung besteht zwischen den Zweigkirchen oder Vereinigungen und ihren Mitgliedern. Dann besteht die Beziehung zwischen Mary Baker Eddy und allen Christlichen Wissenschaftern, die am 3. Dezember 1910 nicht aufhörte; die in Artikel VIII, Abschnitt 6 des Kirchenhandbuchs erwähnte Pflicht gegen Mrs. Eddy besteht heute noch. Und als Christen haben wir eine ähnliche Verpflichtung gegen Jesus. Ferner besteht die allgemeine Beziehung jedes Christlichen Wissenschafters zu jedem andern, sowie die Beziehungen zwischen Kirchenbeamten und Kirchenmitgliedern, zwischen Ausübern und Patienten und zwischen Lehrern und Schülern. Jede dieser mit unserer Religion verknüpften Beziehungen hat ihre Pflichten oder Verpflichtungen, die jeder Christliche Wissenschafter verstehen sollte.
Zu den göttlichen Beziehungen gehören diejenigen zwischen Gott und dem Menschen, zwischen den einzelnen Menschen und zwischen dem Menschen und den anderen Bekundungen des Gemüts. Die Beziehung des Menschen zu Gott ist natürlich die wichtigste aller Beziehungen. Diese Beziehung verstehen und beweisen bildet die Grundlage und das Verfahren der geistigen Errungenschaften, die zu vollständiger Erlösung weiterführen. Mrs. Eddy hat diesen Gedanken aufs bestimmteste ausgedrückt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 205, 206): „Wenn wir unsre Beziehungen zu dem Göttlichen völlig verstehen, können wir kein andres Gemüt haben als das Seine — keine andre Liebe, Weisheit oder Wahrheit, keine andre Auffassung vom Leben und können kein Bewußtsein von dem Vorhandensein der Materie oder des Irrtums haben”.
Eine weitere äußerst wichtige Beziehung ist die Beziehung zwischen uns selber und dem wirklichen Menschen. Niemand sollte versucht sein, sich vom Menschen zu trennen. Man sollte Irrtum oder Böses nie mit dem Menschen oder dem Selbst identifizieren, sondern seine tatsächliche Identität mit dem wirklichen Menschen folgerichtig und wachsam aufrecht erhalten. Hier wird unsere Denktätigkeit durch klares Unterscheiden zwischen verschiedenen Eigenschaften, zwischen solchen, die zum Menschen gehören oder nicht zu ihm gehören, unterstützt. Zu diesem Zwecke sollten wir der Erklärung der Mrs. Eddy (Unity of Good, S. 49), daß „der Mensch so bestimmt und ewig ist wie Gott”, eingedenk sein.
Endlich sollte noch die Beziehung zwischen uns und dem Christus beständig gewürdigt und angewandt werden. Wie die Christliche Wissenschaft erklärt, ist der Christus „die wahre Idee, die das Gute verkündet, die göttliche Botschaft von Gott an die Menschen, die zum menschlichen Bewußtsein redet” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 332). Dies ist der Erlöser oder nach Paulus „Christus in euch, der da ist die Hoffnung der Herrlichkeit” (Kol. 1, 27). Daher schließt die Beziehung zwischen uns und dem Christus nicht nur die Hoffnung der Herrlichkeit sondern auch die Gewißheit alles Guten in sich.
