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Kämpfe

Aus der Januar 1931-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es ist sehr interessant, über die verschiedenen Stellen in der Bibel und in den Schriften von Mrs. Eddy nachzudenken, in denen von Kämpfen die Rede ist. Die meisten Bibelkenner sind vertraut mit der Stelle im 6. Kapitel des Briefes an die Epheser, wo Paulus schreibt: „Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit ... den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel”.

Wir denken wohl oft an Jakobs Kampf zu Pniel, als der sterbliche, materielle Sinn des Seins in den langen Nachtstunden gegen den geistigen Sinn kämpfte, der die göttliche Idee oder des Menschen wahre Selbstheit vertrat. In jenen Stunden sah Jakob zweifellos seine Kindheit, seine Jugend und seine ersten Mannesjahre, die hohen Hoffnungen, die Lichtblicke und auch die verstrickenden Illusionen eines von Gott getrennten Lebens und den einst geliebten, ihm jetzt vielleicht als Todfeind entgegenkommenden Bruder Esau in lebendiger Bilderreihe im Geiste an sich vorüberziehen. Jakobs Aussichten waren nach menschlichem Ermessen in der Tat gering, als Esau mit 400 Mann heranrückte. Aber in dem langen Seelenkampfe siegte die göttliche Idee über den sterblichen Glauben, und Jakob wurde „umgestaltet”, wie wir auf Seite 308 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy lesen. Dies war jedoch nicht alles; denn die Folgen des bedeutsamen Ringens erreichten seinen Bruder, und sie begegneten sich, nicht mehr durch grausame Habgier verstockt, sondern besänftigt und göttlich erleuchtet und für das größere Gesegnetsein des Gebens vorbereitet.

Wer kann wissen, wie weittragend ein geistiger Sieg sein kann? Können wir heute durch das in der Christlichen Wissenschaft gewonnene Verständnis uns nicht Jakobs Erfahrung zu eigen machen und selbst in der dunkelsten Stunde Gott „von Angesicht” sehen und auf Grund dieses Sehens edleren Zielen leben? Die Erklärung unserer Führerin in ihrer Botschaft an Die Mutter-Kirche für das Jahr 1902 (S. 10) ist in diesem Zusammenhang überaus bedeutungsvoll: „Wenn das menschliche Gemüt sich über sich selber erhebt und dem Göttlichen zustrebt, unterwirft es den Körper, überwindet es die Materie und schreitet nach außen und aufwärts. Dieses Aufwärtsstreben der Menschheit erreicht schließlich den Umfang, den Jakobs Schauen erreichte, und erhebt sich vom Sinn zur Seele, von der Erde zum Himmel”.

In erschreckendem Gegensatz zu der Erfahrung Jakobs steht die Erfahrung des Propheten und Sehers Bileam, dessen Erkenntnis dem Glauben an Zauberei so nahe kam, daß er es für möglich hielt, daß jemand, der segnet, auch fluchen könne, wie wir im 22. Kapitel des 4. Buchs Mose lesen. Groß muß der Seelenkampf gewesen sein, wenn sogar der Esel, auf dem Bileam ritt, sich weigerte, im Dienste des Bösen weiterzugehen. Wunderbar anschaulich in morgenländischer Bildersprache ist uns die Gegenwart des Engels beschrieben, der Bileam von seinem durch den Glauben an boshaften tierischen Magnetismus beherrschten falschen Ichbegriff zu erretten suchte. Daß Israel beschützt wurde, war gewiß kein Verdienst Bileams; denn seine Unschlüssigkeit erwies sich als machtlos. Sein Kampf war nicht derart, daß er sein ganzes Wesen umgestaltet und so die ganze Welt gesegnet hätte; denn im Briefe des Judas ist er unter die „irren Sterne” gerechnet, denen das Dunkel äußerster Finsternis beschieden ist. Außerdem ist im 2. Briefe des Petrus und im 2. Kapitel der Offenbarung des Johannes Bileams Versinken in Sünde erwähnt. Hier sollten wir der Mahnung Christi Jesu gedenken: „Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig”.

Wir können an den großen Charakteren der Bibel, denen die Welt für ihre Glaubenstreue tiefsten Dank schuldet, nicht vorübergehen, ohne vor dem Bericht über den Meisterchristen Christus Jesus in den Evangelien in demütiger Verehrung innezuhalten. Bei jedem Schritt auf dem Wege kann man eine hochwichtige Lehre lernen, bis zu jenem einsamen Wachen im Garten Gethsemane, wo ihm nach Lukas ein Engel erschien und ihn in seinem Todeskampf stärkte. Eindringlich werden wir hieran erinnert, wenn der Verfasser des Briefes an die Hebräer uns vor Entmutigung warnt und schreibt: „Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden in dem Kämpfen wider die Sünde”. Eines Tages wird die ganze Welt wissen, was sie dem Kampf jener Stunde im Garten Gethsemane verdankt; denn viele der Besten der Welt haben die Inspiration zu jedem nennenswerten Siege aus dem geschöpft, was damals gewonnen wurde.

In den späteren Jahrhunderten der menschlichen Geschichte müssen viele nicht verzeichnete Kämpfe zur Aufrechterhaltung des göttlichen Ideals ausgefochten worden sein; denn anders können wir uns alles Gute, das sich von Jahr zu Jahr, ja, von Tag zu Tag entfaltet hat, nicht erklären. Wir gedenken bald Washingtons im Tale Forge, wo es schien, als gehe diese große Nation in ihren Geburtswehen zugrunde, und Lincolns, als es schien, als ob sogar ihr Bestehen gefährdet sei; aber sie lebt weiter, weil der Geist und die Kraft wahren Christentums in den großen Entscheidungen der Welt über das Böse gesiegt haben.

Ein Schüler der Christlichen Wissenschaft — besonders einer, der Mary Baker Eddy gut kannte,— kann ihren Namen hier nicht unerwähnt lassen; denn er weiß, daß in ihren Lehren und in ihren göttlich eingegebenen Schriften neues Licht zu finden ist, um auf dem von Christus Jesus uns gebahnten Wege vorwärts zu gehen. In der Christlichen Wissenschaft finden wir, daß unsere Kämpfe mit dem Irrtum, mag er sich als Sünde oder als Krankheit bekunden, unsere schlummernden geistigen Möglichkeiten zur Entfaltung bringen; und im Verhältnis zu unserer Treue erkennen wir auf neue Art und Weise, was Überwinden heißt. Paulus schreibt, er rühme sich gewisser Erfahrungen, vor denen der sterbliche Sinn sicher zurückschrecken würde; und so können auch wir uns freuen, wenn wir unsere geistigen Schutzwehren gut bewachen und von dem „Harnisch Gottes” Gebrauch machen. Jeder Sieg in der Wahrheit segnet die ganze Menschenfamilie; denn er beweist die Allgegenwart Gottes, des Guten, und die allerhaltende Kraft der göttlichen Wahrheit und Liebe.

Kämpfen braucht nun nicht unbedingt leiden zu heißen; aber es schließt auf dem menschlichen Plan zwei entgegengesetzte Einflüsse oder Persönlichkeiten in sich. Eine Wörterbucherklärung von „kämpfen” lautet: „sich gewaltig anstrengen, um einen Zweck zu erreichen”. Für den Schüler der Christlichen Wissenschaft heißt dies, daß er allen Glauben an eine gottunähnliche Selbstheit überwinden muß,— den Glauben, daß man nicht tun könne, was man möchte, sondern unter dem Druck der Versuchung vielleicht etwas tut, was man nicht will. Und doch kam Paulus so weit, daß er zuversichtlich erklären konnte: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus”. Er war es, der auch sagte: „Ein jeglicher aber, der da kämpft, enthält sich alles Dinges”; und ferner versichert er uns, daß über das Ergebnis keine Ungewißheit besteht, wenn wir das hohe Ziel des geistigen Seins immer im Auge behalten. Selbst wenn wir wie die Sieger im Gesicht in der Offenbarung des Johannes auf „einem gläsernen Meer mit Feuer gemengt” stehen müssen, hebt uns die Stärke der Wahrheit und die Erhabenheit der geistigen Wirklichkeit empor über die streitenden Schatten sterblicher Erfahrung in den Frieden. Christus Jesus sagte: „Meinen Frieden gebe ich euch”. Laßt uns diesen köstlichen Besitz um jeden Preis erwerben und festhalten!

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