Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Sich über die Wasser erheben

Aus der Juni 1932-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Schüler der Christlichen Wissenschaft findet in der Geschichte von Noah und der Sintflut viel Lehrreiches. Dieser Erzvater ging bekanntlich in die Arche, die er auf Gottes Geheiß gebaut hatte, und wurde von der steigenden Flut getragen, bis er auf der Bergesspitze vollständige Befreiung erlangte; denn dann nahm das Gewässer ab und verschwand.

Außer Noah und seinen Zeitgenossen haben auch schon andere einer Flut entgegentreten müssen. Alle Menschen sind früher oder später den Anstürmen der verderblichen Annahmen des fleischlichen Sinnes ausgesetzt und bedürfen des Beistandes. Aus der biblischen Geschichte von der Sintflut ersehen wir, daß es in erster Linie notwendig war, sich über Wasser zu halten. Wem dies nicht gelang, der kam um. Somit besteht die einzige Sicherheit für die von der Flut bedrängte, vom Sturm umtobte Menschheit darin, daß sie in die Arche der Zuflucht vor dem Meer der Sterblichkeit geht und sich dann über Wasser hält. Wachsen die Irrtumswogen an und steigen sie höher, so müssen wir, um Rettung zu finden, noch höher gehen.

Hier könnte man fragen: Wie kann ich mich über das Böse erheben? Unzählige sind überwältigt worden und umgekommen; wie kann ich hoffen, zu entrinnen? Die Christliche Wissenschaft gibt die Antwort. Wie Noah, von der Weisheit geleitet, „die Arche zubereitete zum Heil seines Hauses”, so hat die göttliche Liebe durch dieses wissenschaftliche Christentum heute für jedermann eine Zuflucht, eine sichere Geborgenheit vorgesehen. Im Glossarium in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy (S. 581) ist das Wort „Arche” zum Teil ausgelegt als „das Verständnis vom Geist, das die Annahme von Materie zerstört”. Die Vorstellung, daß Gott allgegenwärtig und allerhaben ist, befähigt uns, uns über die Wogen des materiellen Sinnes zu erheben.

Seine Zuflucht zu dieser Geborgenheit nehmen, ist also ein Vorgang im Bewußtsein. Die Eingangstür ist die Erkenntnis der in der Christlichen Wissenschaft geoffenbarten großen Tatsachen des Seins. Man kann also sagen, daß wir in diese göttliche Hochburg dadurch kommen, daß wir wissen, daß wir als Gottes Kinder schon darin sind. Selbst wenn wir wollten, könnten wir in Wirklichkeit nicht außerhalb des unendlichen Geistes sein. Jedes Fluterlebnis, in das wir verstrickt scheinen, ist nur ein Traum des körperlichen Sinnes, aus dem wir zu der Erkenntnis erwachen können, daß wir in der ewigen Wohnstätte der Liebe weilen.

Haben wir nun einigermaßen eine Vorstellung von der Macht und Zugänglichkeit der Wahrheit erlangt, haben wir in der Arche Zuflucht gesucht,—was dann? Sollten wir nicht darin bleiben? Dies bedeutet soviel wie in Christus bleiben, und unser Meister zeigte durch Lehre und Beispiel, wie wichtig diese Standhaftigkeit ist. Sicher soll die Arche geistigen Verständnisses nicht bloß gelegentlich als Heiligtum dienen, das wir in der Stunde der Not wohl aufsuchen, um es nach Belieben wieder zu verlassen. Was nützt es uns, wenn wir in der Wahrheit Befreiung erlangen und uns dann wieder in die falschen Annahmen und das verkehrte Handeln einer gottlosen Welt stürzen? Ein solches Vorgehen führt nicht nur zu Unheil, sondern hält auch unsern Fortschritt den Höhen der Geistigkeit entgegen auf. Bleiben wir also in der Arche; bleiben wir Gott, dem göttlichen Prinzip, standhaft treu!

Ein Schüler der Christlichen Wissenschaft kann zuweilen darüber beunruhigt sein, daß er sich über gewisse widerwärtige Zustände nicht erhebt. Als er durch Anwendung dieser Wissenschaft zum erstenmal Hilfe erlangte, hat er vielleicht gehofft, dauernd Ruhe und Freiheit zu genießen. Er mag überrascht und enttäuscht sein, daß die Flut der Versuchungen nicht sofort abnimmt. Vielleicht regnet es angreifende Gedankeneinflüsterung in Strömen oder tosen die Wogen der Trübsal wild um ihn her. Da er den göttlichen Forderungen nach bestem Können dadurch nachgekommen ist, daß er in die Arche ging, wundert er sich vielleicht, daß nicht sofort vollständige Harmonie eintritt. Ist es nicht gut, daran zu denken, daß uns kein Verschontbleiben von Versuchung in dieser Welt, sondern Befreiung und Sicherheit verheißen ist? Christus Jesus sagte: „Ich bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Übel”.

Nachdem Noah in die Arche gegangen war, hielt der Regen an und die Flut nahm noch zu. Aber es liegt kein Grund vor zu glauben, daß er über die Lage beunruhigt war; denn diese Möglichkeit war ihm im voraus angekündigt worden. Ja, die Arche war ausdrücklich zu dem Zweck gebaut, gegen das kommende Unwetter Schutz zu gewähren. Wichtig ist der Punkt, daß er seine Zuflucht nicht verließ und geborgen blieb. Seien wir also nicht beunruhigt durch den Anschein des Bösen sondern guten Mutes, daß immer eine starke Zufluchtsstätte vorhanden ist!

Wer sich um Heilung an die Christliche Wissenschaft gewandt hat, kann leicht mutlos werden, wenn die erwünschte Wohltat nicht schnell verwirklicht wird, und er mag versucht sein, seine Zuflucht wieder zu einem materiellen Heilmittel zu nehmen. Setzen wir den Fall, Noah hätte gedacht: Ich sehe kein Anzeichen, daß der Sturm nachläßt. Die Zustände scheinen sogar schlimmer, als sie waren, als ich in die Arche ging. Das Wasser um mich her ist tiefer denn je. Ich bin entschlossen, diese Arche zu verlassen und mich ins Meer zu stürzen. Hätte ihm das geholfen? Wahrscheinlich wird jedermann zugeben, daß ein solches Vorgehen töricht gewesen wäre. Fragen wir uns nun: Wäre es nicht ebenso unweise, wenn der Leidende das christliche Heilverfahren aufgäbe und gemütlose Materie anwendete und davon einen Vorteil erwartete? Kein Vorteil kann daraus entstehen, daß wir uns in die Wasser der Materialität stürzen. Wer es tut, vergrößert nur seine Schwierigkeiten. Wer trotz besseren Wissens irgend eine ungeistige Behandlungsweise anwendet, lehnt nicht nur die göttliche Hilfe, das einzige Mittel zu echter Gesundheit, ab, sondern setzt sich auch den schrecklichen Folgen des Glaubens an die Wirklichkeit des Fleisches mit seinen Befürchtungen und Begrenzungen aus. Arbeitet man seine Erlösung auf der Grundlage einer sterblichen Auffassung der Dinge aus, so kann man nicht einfach wählen, was materiell wohltuend oder angenehm scheint und alles zurückweisen, was einen schädlich oder unerwünscht dünkt. Wer die Materie als etwas Tatsächliches annimmt, muß unvermeidlich hinnehmen, was damit zusammenhängt. Wer die Arche verläßt und sich ins Meer stürzt, muß mit den in der Tiefe lauernden Feinden und Gefahren rechnen.

Anstatt also bei Mißgeschicken Bedenken zu tragen oder Zweifel zu hegen, wollen wir erkennen, daß wir uns an die beweisbaren Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft umso dringender klammern müssen, je tiefer die uns umgebenden Wasser, je schwieriger die uns scheinbar überwältigenden Probleme sind. Nur das erhebt uns über die Wogen der Sterblichkeit.

Außerdem ist es hilfreich zu beachten, daß die Arche beständig höher stieg, solange die Flut anhielt und immer weiter um sich griff. Was für eine Ermutigung doch in dieser Tatsache für die auf dem Meere menschlichen Daseins Treibenden liegt! Bleiben wir in der Arche Christi, der Wahrheit, so dienen die Wogen der Sünde und des Leides nur dazu, uns vorwärts und himmelwärts zu drängen: sie tragen nur zu unserer Erhöhung und Befreiung bei. Unsere Probleme oder Anfechtungen können also Gelegenheiten werden zur Beschleunigung unseres Fortschritts dem hohen Ziel der Christlichkeit entgegen. Sie sollten so angesehen und in der Weise nutzbar gemacht werden, daß sie uns veranlassen, im geistigen Verständnis zu wachsen. Bleiben wir standhaft in der Wahrheit, so können unsere Schwierigkeiten nur sich selber zerstören.

Wir dürfen aber dankbar sein, daß uns die Winde und Wogen des Materialismus nicht unaufhörlich umherwerfen werden. Nach der biblischen Geschichte blieb die Arche auf ihrem Wege aufwärts schließlich auf dem Gebirge Ararat stehen. Der Regen hörte auf, die Flut nahm ab und kam zum Stehen. So erwartet uns alle die Bergesspitze göttlicher Vollkommenheit, und wenn sie erreicht ist, fechten uns die Trübsale unseres Erdenloses nicht einmal scheinbar mehr an.

Mrs. Eddy schreibt ferner in ihrer Erklärung des Wortes „Arche” (an ders. Stelle): „Die Arche deutet überwundene Versuchung an, auf welche Erhebung folgt”. Dies ist bei jeder Kundwerdung der durch die Christliche Wissenschaft anwendbar gemachten Kraft Gottes der Fall, und es wird als wahr erkannt, wenn jede falsche Annahme vernichtet ist. In dem Maße, wie wir die Allheit des Guten erkennen, schwindet der Irrtum in nichts dahin. Tritt an die Stelle des sterblichen Bewußtseins das unsterbliche Bewußtsein, so erheben wir uns und singen unsere Hosiannas. Das endgültige glückliche Ergebnis unserer Bemühungen, die Flut irriger Vorstellungen zu überwinden, steht außer Zweifel. Alle werden sich nach und nach als machtlos und unwirklich erweisen und verschwinden. Wie Noah für seine Treue belohnt wurde, so wird unser unerschütterliches Festhalten an der Wahrheit der Christlichen Wissenschaft voll belohnt werden. Man muß nur unbedingt in der Arche bleiben und sich so über das Wasser erheben.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Juni 1932

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.