Wer ist nicht schon nach einem erlebten scheinbaren Unrecht mit dem Finger auf den Lippen stillgestanden, um ein unfreundliches Wort, das ihm auf der Zunge lag, zu unterdrücken? Aber wie groß die Freude ist, wenn man über die Versuchung, das kränkende Wort zu sprechen, siegt! Diese Selbstbeherrschung führt schließlich zu dem größeren Sieg über Grollgedanken. Und das Verlangen, sich der kränkenden Erwiderung zu enthalten, wird uns wiederum vor Schaden bewahren.
Heißt es nicht wahrhaft Gott widerzuspiegeln suchen, wenn wir niemand verletzen wollen? Und dieses selbstlose Denken wird sicher viel dazu beitragen, uns die Augen über das Wesen der scheinbaren Ungerechtigkeit zu öffnen. Denn diese Erkenntnis zeigt uns stets, daß das, was uns verletzte, nicht dem Menschen Gottes schadete, sondern nur das falsche Selbst der Schöpfung des sterblichen Gemüts verletzte. Schreiben wir nicht oft die Schuld einem Menschen oder Umstande zu, wenn wir uns weigern, unsere Verhältnisse durch rechtes Denken selber zu verbessern?
Eine junge Schülerin, die durch eine ihr ungerecht erscheinende Behandlung in die Tiefen der Verzweiflung und des Elends geraten war, fand Trost, als sie folgende Erklärung der Mary Baker Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 306) einigermaßen begriff: „Unberührt inmitten des mißtönenden Zeugnisses der materiellen Sinne entfaltet die allzeit erhöhte Wissenschaft den Sterblichen das unwandelbare, harmonische göttliche Prinzip — entfaltet sie Leben und das Universum als immer gegenwärtig und ewig”. Sie sah, daß sie ganz ruhig bleiben konnte, weil ihr wirklicher Grund der Fels, die Wahrheit, war, und daß keine Stürme des Sinnes sie von dieser wahren Stellung entfernen konnten. Es war ein Lichtschimmer, der zu höherer Erkenntnis der Wahrheit in den Worten Jesu führte: „Bei Gott sind alle Dinge möglich”.
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