Ein Signallicht für Flieger sollte 25 Meter über einem hohen Gebäude angebracht werden. Aber die Aufgabe schien unmöglich, weil keine geeigneten Vorrichtungen zum Hinaufziehen der riesigen Stahlträger vorhanden waren. Da die Bauleute es ablehnten, die Aufgabe für unausführbar zu halten, und wußten, daß große Leistungen aus kleinen Anfängen entstehen können, zerlegten sie einen kleinen Kran und brachten ihn stückweise mit einem kleinen Aufzug auf das Dach. Als er dort wieder zusammengesetzt war, beförderten sie damit die Teile eines größeren Krans auf das Dach, und mit diesem zogen sie dann einen dritten, noch größeren, hinauf. Erst als der sechste Kran auf diese Weise aufgestellt war, konnten sie die schweren Stahlträger hinaufziehen. Nach Fertigstellung diente das wegweisende Licht einem notwendigen Verkehrsdienst als Hilfe und Schutz.
Der geistige Sinn ist das wegweisende Licht der Christlichen Wissenschaft. Er ist jene wahre Erkenntnis Gottes und Seiner geistigen Schöpfung, das nur durch verständnisvolles Gebet und beständiges rechtes Leben stufenweise zu erlangen ist. Wie bei der Aufstellung jenes Fliegersignallichts sind zum Erreichen dieses Ziels bescheidene Anfänge und beharrliche Anstrengung unerläßlich. Treffend erklärt unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy in „Miscellaneous Writings” (S. 259): „Was das Menschengeschlecht in körperlicher, sittlicher und christlicher Hinsicht geistig höherhebt, ist die selbstverständliche Tatsache, daß die Wahrheit das Gute beweist und daß sie natürlich ist, während der Irrtum oder das Böse in Wirklichkeit nicht besteht und seine Trugvorstellung selber hervorgebracht haben muß;— denn es gehört weder zur Natur noch zu Gott”.
Jesus verstand und bewies die Zweckdienlichkeit dessen, „was das Menschengeschlecht höherhebt”. Sein liebevolles und einsichtsvolles Anwenden seines Verständnisses beim Überwinden von Widerwärtigkeit und Begrenzung aller Art setzte das Beispiel für das heutige Beweisen des Gesetzes und der Regel der Christlichen Wissenschaft. Zu Beginn seines Wirkens bestand des Meisters Arbeit aus einfacheren Beweisen der Herrschaft über den Irrtum; aber Schritt für Schritt stiegen seine Beweise der Anwendbarkeit der Macht Gottes dank seiner größeren geistigen Erkenntnis immer höher.
Von der Verwandlung des Wassers in Wein auf der Hochzeit zu Kana in Galiläa bis zu jenem letzten vollkommenen Beweis der Allheit des Geistes, den wir als die Himmelfahrt kennen, brachte Jesus in jedem Gedanken, jedem Wort und jeder Tat den zum höheren Vollbringen notwendigen Grad geistigen Wachstums zum Ausdruck. Sein Weg ist der vollkommene Weg, und er hinterließ die unsterbliche Verheißung: „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben”.
Das wahre geistige Licht ist das göttliche Verständnis des Lebens, das Gott ist. Und wir haben hier und jetzt die Verheißung, daß auch wir „nicht wandeln in der Finsternis”, sondern durch Hingebung und Reinheit denselben unschätzbaren, erleuchteten und praktischen geistigen Sinn wie der Meister oder „Christi Sinn” haben, wie Paulus es nennt.
„Der geistige Sinn, der den materiellen Sinnen widerspricht, schließt Intuition, Hoffnung, Glauben, Verständnis, reife Fülle und Wirklichkeit in sich”, schreibt Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 298). Was für bedeutende gottähnliche Eigenschaften diese Worte offenbaren, und wie wahrhaft ihre Bekundung durch die Tat die für die allumfassende Erlösung so unerläßlichen Stufen des Fortschritts vervollständigt!
Wahre Eingebung schließt das Bewußtsein der Allgegenwart der Liebe in sich. Sie ist der Engelgedanke, der aus Gedankenfinsternis heraus auf den einen rechten Weg führt. Hoffnung ist reine Erwartung des Guten und bezeichnet das Erschauen der herrlichen Möglichkeiten der Wahrheit, während der Glaube immer entschlossen auf die mächtige Tatsächlichkeit der allmächtigen Liebe schaut und „eine gewisse Zuversicht des ist, das man hofft, und nicht zweifeln an dem, das man nicht sieht”, wie der Verfasser des Briefs an die Hebräer schreibt. Dann folgen Verständnis, reife Fülle und Wirklichkeit, der Inbegriff aller geoffenbarten, angewandten und bewiesenen Wahrheit. Diese Endstufen der Entfaltung bei dem erhebenden und aufklärenden Vorgang führen in stets zunehmendem Maße zu dem Leben, der Gesundheit und der freudigen Unmittelbarkeit, die für die Erhaltung der geistigen Widerspiegelung in der Christlichen Wissenschaft so überaus notwendig sind.
Die erhebende Kraft der Wahrheit und der Liebe erneuert das menschliche Bewußtsein. Diese geistige Entfaltung schreitet in dem Verhältnis weiter, wie wir die edleren Eigenschaften wie Empfänglichkeit, Entgegenkommen, Sanftmut, Demut, Reinheit, Geistigkeit und echte Liebe entwickeln. Diese Eigenschaften halten das Denken über allen rein materiellen Betrachtungen. Sie stützen, stärken und festigen; sie bilden das Wesen der geistigen Gesinnung, des Widerspiegelns und des Beweisens.
Es ist zu betonen, daß der geistige Sinn nicht durch materielles Wissen oder Gelehrtheit zu erwerben ist. Er muß als das Licht geistiger Offenbarung kommen. Unser reines Denken und unser Scharfsinn bestimmen unser Vermögen, den Geist widerzuspiegeln.
Wie oft sehen wir in einem Gesicht das Licht der Liebe und der Wahrheit leuchten! Könnten Materie, Körperlichkeit oder menschliche Leistung diese Erscheinung hervorrufen? Könnte der materielle Sinn das Licht göttlichen Verständnisses und ewiger Lieblichkeit leuchten lassen? Ein entschiedenes „Nein” muß die Antwort sein. Nur wer durch Ausscheiden des materiellen Sinnes und des materiellen Selbst ein gewisses Maß geistigen Schauens und geistigen Scharfblicks erlangt hat, kann mit diesem Strahlenglanz leuchten.
In ihrem Segensspruch für einen neugegründeten Zweig Der Mutterkirche sagte unsere geliebte Führerin (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 187): „Möge das göttliche Licht der Christlichen Wissenschaft, das jeden erleuchteten Gedanken erhellt, euren Glauben und euer Verständnis erleuchten, alle Finsternis und allen Zweifel ausschließen und den vollkommenen Weg weisen, worauf ihr wandeln sollt, das vollkommene Prinzip, wodurch ihr den vollkommenen Menschen und das vollkommene Gesetz Gottes beweisen könnt”.
