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Platz und Umgebung

Aus der Mai 1933-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Millionen Menschen suchen heute ziellos Arbeit oder einen Ort, wo sie glauben, ihr Auskommen verdienen zu können. Menschlich gesprochen sind sie nicht am rechten Platze, noch von ihrer gegenwärtigen Umgebung befriedigt. Sie treiben in Zuständen dahin, die in der ganzen Welt zu herrschen scheinen, und die sie offenbar nicht verhindern können. Braucht man sich aber mit einer Umgebung, die man sich nicht selber geschaffen hat, ohne Widerspruch zufrieden zu geben, oder soll man die einem in den Weg geworfenen Hindernisse zu überwinden suchen? Nur blinder Verhängnisglaube möchte einem einflüstern, eine unglückliche Umgebung ohne Widerspruch anzunehmen. Der wahre Christliche Wissenschafter wendet sich von einem verwirrenden Unfähigkeitsgefühl einer höheren Macht zu und erhebt Anspruch auf seine gottgegebene Intelligenz, die ihn befähigt, alles Notwendige zu wissen. In dieser Herrschaft über das Denken wird jedes Problem überaus bedeutungsvoll.

Unser großer Meister hat über Platz und Umgebung ermutigende und trostreiche Worte an den Wanderer und an alle Menschen gerichtet. „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen”, sagte er,— viele Gedankenwohnungen. „Wenn’s nicht so wäre, so wollte ich zu euch sagen: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten”. Hier haben diejenigen, die auf ihre gottgegebene Intelligenz Anspruch erheben, die Versicherung, daß für sie schon ein Platz bereitet ist. Wie könnte er aber bereitet sein, wenn er nicht bestünde? Alle — Männer, Frauen und Kinder — müssen verstehen lernen, daß sie einen göttlich geschaffenen Platz jetzt haben, und daß er „schön emporragt”. Dann denken sie nicht mehr, daß sie in einer herzlosen und unfreundlichen Welt, wo sie nirgends willkommen sind, ziellos dahintreiben. Jeder müde Wanderer kann in dem Gedanken weilen, daß Gottes Haushalt ohne ihn nicht vollständig wäre; denn in Gottes vollkommenem Haushalt und Himmel ist jeder einzelne tatsächlich unentbehrlich.

Wie kann man seinen rechtmäßigen Platz finden? Hören wir wieder auf des Meisters Worte: „Und wenn ich hingehr, euch die Stätte zu bereiten, so will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen”. Man bedenke doch: dieses „Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen”, will uns auf dem Wege nach dem Platze leuchten, der uns durch göttliches Recht und Erbe gehört. Dieser Platz ist schon bereitet, und der Weg dorthin ist hell erleuchtet von dem Christuslicht, das uns in unserem Heim himmlischer Harmonie bewillkommnet. Dies ist unsere natürliche Umgebung. Was für ein Erbe und was für ein Segen! Denn wenn man diese Wahrheit über seinen rechten Platz sieht, wird einem die rechte Beschäftigung und reichlicher Lohn zu einer rechtschaffenen Lebensführung offenbar.

„Ein hörend Ohr und sehend Auge”, womit man den Ruf der Wahrheit hört und den Weg sieht, sind nicht körperlich sondern geistig. Diese geistige Führung wird zuweilen die innere Stimme genannt. Mrs. Eddy hat uns klar gezeigt, wie man solche geistigen Eingebungen erlangen kann, so daß alle den Ruf der Wahrheit beherzigen und den Weg erkennen können. Als wahre Führerin erzählt sie uns ihre eigene Erfahrung beim Erlangen dieses geistigen Innewerdens. Sie schreibt (Miscellaneous Writings, S. 347): „Zwei Menschen von edler Wesensart raten mir in aller Güte. Der eine sagt: Gehe diesen Weg!, der andere: Schlage die entgegengesetzte Richtung ein! Ich stehe zwischen beiden still oder horche auf die Warnung des einen und befolge seinen Rat, mache einige Schritte und halte dann inne. Ein nicht unvertrautes wahres Gefühl ist wach geworden. Jetzt sehe ich den Weg. Die Hüter Seiner Gegenwart gehen vor mir her. Ich betrete den Weg ... und die Bergesspitze kann erreicht werden”.

Aus dieser Erzählung geht hervor, daß die Innewerdungen der Mrs. Eddy erst erweckt wurden, als sie „einige Schritte” machte und dann innehielt; denn etwas Feststehendes oder Unnachgiebiges kann nicht geführt werden. Man muß bereit sein, dem Ruf zu folgen, sonst kann man ihn leicht überhören. Da es unerläßlich ist, daß wir die Eingebungen empfangen, die unfehlbar den rechten Weg weisen, müssen wir bereit sein, die ersten Schritte zu machen.

Ein persönliches Erlebnis möge veranschaulichen, wie diese Wahrheiten angewandt werden können. Als vor mehreren Jahren die Flüsse in der Umgegend von Dayton in Ohio aus den Ufern getreten waren und die Stadt mehrere Fuß tief unter Wasser stand, mußte ich von Neuyork nach St. Louis reisen, und die beste Zugverbindung führte über Dayton. Die Zeitungen brachten aufsehenerregende Überschriften, aber sehr dürftige Auskunft für Reisende. Ich fragte den Beamten am Fahrkartenschalter, ob die Züge über Dayton ungehindert verkehrten. Unverzüglich versicherte er mir, daß der Verkehr nicht im geringsten gestört sei. Diese Auskunft machte mich sofort nachdenklich, und eine innere Stimme sagte mir, daß er mich nicht richtig über die Lage unterrichte. Nicht daß ich an seiner Ehrlichkeit zweifelte; aber ich hatte das Gefühl, daß er selber falsch unterrichtet war. Meiner inneren Stimme gehorchend verlangte ich sofort eine Fahrkarte nach Chicago über Detroit in der Absicht, das unsichere Gebiet durch einen Umweg zu vermeiden. Dadurch erreichte ich rechtzeitig mein Ziel und war zur festgesetzten Zeit am rechten Platz.

Später erfuhr ich, daß eine bekannte Musikerin, die zu gleicher Zeit wie ich in Neuyork war, dieselbe Auskunft über die Lage erhalten hatte, und, als sie daraufhin reiste, in der Nähe von Dayton einige Tage aufgehalten war.

Eingebungen sind nichts Außergewöhnliches, und viele Leute beachten sie gern. Mrs. Eddy zeigt uns in ihren Lehren, daß Eingebungen vollkommen natürlich und leicht zu erlangen sind. Ja, mit nur wenigen Worten hat sie gezeigt, wie sie zu erlangen sind: „Güte widersteht unwillkürlich dem Bösen” (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 210). Rein menschliche Güte genügt nicht, diese unfehlbaren Eingebungen zu erlangen; aber geistige Güte ist ein Erkennungssinn, der durch innere Anschauung das Böse aufdeckt und verwirft.

Manche Menschen mögen ihre Güte als menschlich umschriebenen persönlichen Besitz ansehen; doch wenn das zuträfe, gäbe es so viele Arten Güte, wie es Menschen gibt. Wahre geistige Güte muß von der Unendlichkeit des Guten, von Gott, dem göttlichen Prinzip aller Güte, kommen. Das eine unendlich Gute offenbart sich in allen Gotteskindern gleicherweise, und diese Güte muß in freundlichen Handlungen zum Ausdruck kommen, nicht aus einem eigennützigen Beweggrund sondern als Widerspiegelung des Prinzips und des Fortschritts.

Wir wissen, wie der reiche Jüngling einst das ewige Leben zu erlangen wünschte, und wie Christus Jesus ihm die nötigen Schritte zeigte. Mochte der Jüngling diese Schritte dann gemacht haben oder nicht, es genügt zu wissen, daß er zur Erreichung des gewünschten Zieles bestimmte Schritte zu machen hatte. Auch zur Erlangung jener Güte, die „dem Bösen unwillkürlich widersteht”, sind bestimmte Schritte zu machen, und Mrs. Eddy hat den Weg gewiesen mit den Worten: „Eine reine Neigung drückt sich in Güte aus” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 147). Es ist nicht schwer, eine reine Neigung zu erkennen. Ohne aber zu versuchen, eine so umfassende Frage wie den Unterschied zwischen reiner Neigung und deren Nachahmung, Verblendung, zu erörtern, genüge es zu sagen: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen”. „Die Liebe einer Mutter”, schreibt Mrs. Eddy, „kann ihrem Kinde nicht entfremdet werden, da die Mutterliebe Reinheit und Beständigkeit in sich schließt, welche beide unsterblich sind” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 60). Das unsterbliche Wesen einer solch reinen Neigung findet in liebevollem Dienen seinen natürlichen Ausdruck. Da eine reine Neigung unsterblich ist, ist sie mit Gott verbunden, und man bringt sie nicht zur Befriedigung der Sinne, sondern aus Gehorsam gegen das Prinzip zum Ausdruck.

Die reine Neigung, die „sich in Güte ausdrückt”, befähigt eine Mutter, die Bedürfnisse ihres Kindes durch innere Erkenntnis zu wissen und zu befriedigen. Läßt diese Neigung schon eine menschliche Mutter in selbstlosem Dienen aufgehen, wieviel mehr drückt dann der göttliche Vater-Mutter beständig wahre Fürsorge für Seine Kinder aus! Ja, dieses liebevolle Dienen ist „des Vaters Geschäft” (engl. Bibel); denn Er befriedigt beständig alle unsere Bedürfnisse.

Wenden wir nun diese Schritte auf die üblichen Geschäftsaufgaben an! Oft ist ein Geschäftsmann der Sklave seines Geschäfts. Dann soll er einmal den Entschluß fassen, sich nicht als bloßen Geschäftsmann anzusehen, sondern als einen Mann im Geschäft, der seine jedem Problem überlegene gottgegebene Intelligenz beansprucht. Findet er dann seine Arbeit anregend, so kann er sie mit Freude und sogar mit Liebe tun, weil solche unsterblichen Eigenschaften einen zu dem Bewußtsein der Herrschaft erheben. Gerade das uneigennützige und liebevolle Darbieten von Dienstleistungen aus Gehorsam gegen das Prinzip ist die Grundlage des wahren Geschäfts. Solches Dienen verbindet den Arbeiter mit dem Geber alles Guten, der ihm jene geistigen Eingebungen gibt, die ihn vor dem Einschlagen der falschen Richtung bewahren und unfehlbar auf seinen rechten Platz und seine rechte Umgebung hinweisen.

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