Um sich in gewissen Teilen der Dschungel gegen die Überfälle nachts umherstreifender Raubtiere zu schützen, muß man an allen vier Ecken seiner Niederlassung ein Feuer brennen lassen. Die Vernachlässigung dieser Vorsichtsmaßnahme kann Verlust und Vernichtung von Eigentum und vielleicht sogar von Menschenleben zur Folge haben. Wie wichtig es also ist, daß der Wächter umsichtig und emsig für Feuerung sorgt, um eine starke Abwehr zu verbürgen!
Können wir diese Erfahrung in der Dschungel nicht mit der Notwendigkeit vergleichen, die Feuer der Liebe brennend zu erhalten, um unser Bewußtsein vor den Überfällen des Irrtums zu bewahren, die geltend machen, ein von Gott, dem Guten, getrenntes und Ihm an Macht überlegenes Dasein zu haben? Sollten wir alle nicht eifrige Wächter in der Nacht sein — in Zeiten, wo Zweifel und Furcht, Bosheit und Neid uns unseres Erbes, der Freiheit, zu berauben trachten,— und das beschützende Feuer der Weisheit, des Erbarmens, der Wahrheit und des geistigen Verständnisses hell lodernd erhalten?
Es nützt nicht viel, ein oder zwei Feuer brennend zu erhalten und die anderen zu vernachlässigen. Die zerstörenden Annahmen des sterblichen Gemüts werden den unbewachten Teil überfallen, mögen die Flammen anderswo auch noch so hoch lodern. Unvollständiger Schutz weist auf einen Fehler in unserer Arbeit hin, der damit verglichen werden kann, daß man sagt: Gott ist allmächtig, während man dem Irrtum doch scheinbare Macht zuerkennt, indem man seine Wirklichkeit in der einen oder andern Form zugibt. Oder wir sagen vielleicht: Gott ist die Liebe, und der Mensch spiegelt die göttliche Liebe in Liebe wider, richten aber unsern Bruder fortwährend nach dem Zeugnis der körperlichen Sinne, die behaupten, er sei krank, er sei ein Sünder, ein Opfer von Geldschwierigkeiten oder von ererbten Zuständen. Dies ist ein unmittelbarer Beweis, daß das Feuer göttlicher Erleuchtung, das uns befähigt, die gegen alles Böse gefeite vollkommene Christusidee zu sehen, vernachlässigt worden ist. Wir müssen unser Denken, unser Bewußtsein in jeder Hinsicht schützen; denn in dem Maße, wie wir von dem Schutz der Wahrheit Gebrauch machen, bleiben wir von den Angriffen des Irrtums verschont.
Eine der anregendsten und aufklärendsten Darlegungen unserer teuren Führerin Mary Baker Eddy über diesen Gegenstand finden wir auf Seite 234 und 235 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, wo sie schreibt: „Böse Gedanken, Gelüste und boshafte Absichten können nicht wie fliegender Blütenstaub von einem menschlichen Gemüt zum andern wandern und dort unvermutet Aufnahme finden, wenn Tugend und Wahrheit eine starke Schutzwehr bilden”. Hier ist uns klar gezeigt, daß unser Gefeitsein gegen Sünde, Bosheit, Krankheit und selbst gegen den Tod von unserer Wachsamkeit beim Aufrechterhalten einer durch „Tugend und Wahrheit” errichteten starken Schutzwehr abhängt. Nun können sich aber die Fragen erheben: Wie können Tugend und Wahrheit Schutz gegen Bosheit, Tadel, Ansteckung und die vielen anderen zerstörenden Einflüsterungen des sterblichen Gemüts bieten? Und womit erhält man die Gedankenfeuer brennend? Die unumwundene Antwort der Mrs. Eddy enthält keine einschränkende Bedingung; denn sie schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 167): „Nur wenn man sich absolut auf Wahrheit verläßt, kann einem die wissenschaftlich heilende Kraft zur Wirklichkeit werden”. „Absolutes Sichverlassen auf die Wahrheit” schließt den Verlaß auf jede andere sogenannte Macht aus. Es hat strenge Zucht unseres Denkens zur Folge und räumt nichts außerhalb seiner selbst Macht ein; denn es gibt nichts außer der Unendlichkeit des Guten. Der erste Schritt bei der beschützenden Arbeit besteht also darin, daß wir die Allheit und Einheit Gottes, des Gemüts, erklären und behaupten und so unsere Schutzwehr auf einer untrüglichen Grundlage errichten. Wir sollten wissen, daß, da Gott, das Gemüt, unendlich ist, kein anderes Gemüt geltend machen kann, dem Guten entgegengesetzte Gedanken zu hegen. Die Schöpfung des vollkommenen, unendlichen Gemüts, des Geistes, muß ebenfalls vollkommen und geistig sein und das Gute widerspiegeln.
Woher kommt dann dieses sogenannte sterbliche Gemüt mit seiner Machtanmaßung, womit es Gottes Machtbefugnis an sich reißen möchte? Im 1. Buch Mose lesen wir: „Aber ein Nebel ging auf von der Erde und feuchtete alles Land”. Dieser Nebel ist der Anfang des Irrtumsanspruchs auf Wirklichkeit, der Schleier, der die geistige Wirklichkeit zu verhüllen sucht. Unser geliebter Meister Christus Jesus verurteilte unverzüglich diesen Glauben an eine von Gott getrennte Macht, als er sagte: „Der ist ein Mörder von Anfang und ist nicht bestanden in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er von seinem Eignen; denn er ist ein Lügner und ein Vater derselben”. Wenn „die Wahrheit nicht in ihm ist”, dann kommt das Böse nicht von Gott, der Wahrheit; folglich hat es keine Macht.
Wie groß die Freude des Leidenden ist, wenn er erkennt, daß alles, was die Harmonie des Seins des Menschen zu stören sucht, eine Lüge ist, die nie aus der Liebe hervorging! Erheben wir uns über die falschen Annahmen der Materie, so stellen wir uns außerhalb ihres Machtbereichs, über ihre Scheinherrschaft, und besteigen freudig die Horebshöhe, wo Gott als allmächtig, allgegenwärtig und allwissend erkannt wird. Erheben wir Anspruch auf die Wahrheit des Seins und sprechen wir den materiellen Sinnen Gültigkeit ab, so rufen wir das allerhabene Gesetz des Geistes an und errichten ein mächtiges Bollwerk gegen den Glauben an das Böse, wodurch wir in unserem Bewußtsein einen wissenschaftlichen Schutz herstellen, den nichts „Gemeines und das da Greuel tut und Lüge” beeinflussen kann.
Laßt uns den Brennstoff betrachten, den wir verwenden müssen, um unser Feuer hell lodernd zu erhalten! Tägliches hingebungsvolles Sichvertiefen in die Bibellektionen im christlich-wissenschaftlichen Vierteljahrsheft, in die Schriften unserer Führerin und in die von der christlich-wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft herausgegebenen wertvollen Wochenund Monatsschriften und die Tageszeitung, ferner Klassenunterricht, Kirchenmitgliedschaft und die damit verbundene Arbeit, Gehorsam, Demut, Ehrbarkeit, Geduld, Duldsamkeit — das alles sind unschätzbare Hilfsmittel, wodurch unser Bewußtsein so gut geschützt wird, daß unser Verständnis als Schutzfeuer leuchtet. Wir müssen eine undurchdringliche Schutzwehr bauen und die Feuer des geistigen Verständnisses und der Liebe so gut unterhalten, daß wir eine beweisbare Erkenntnis der Erklärung der Mrs. Eddy auf Seite 571 unseres Lehrbuchs erlangen können: „Bist du mit dem Panzer der Liebe angetan, so kann menschlicher Haß dich nicht erreichen”. Unter solchem Schutz erweist es sich, daß die angreifenden Einflüsterungen des tierischen Magnetismus in das Nichts des sterblichen Gemüts verschwinden, und daß der Mensch auf ewig „unter dem Schatten des Allmächtigen” bleibt.
