Als die Verfasserin in großer Not zum erstenmal bei der Christlichen Wissenschaft Hilfe suchte, machte die praktische Seite der Lehre einen gewaltigen Eindruck auf sie und zwang sie, ihr ernste Aufmerksamkeit zu schenken. Die unbestimmten Annahmen, die widerspruchsvollen Ansichten, die verschiedenen Glaubenslehren falscher Theologie hatten alles, was sie als Kind in Glaubensfragen angenommen hatte, schon längst in Zweifel und Unglauben verwandelt. Infolgedessen lebte sie jahrelang in ruhiger Gleichgültigkeit gegen Religion, obwohl sie sich zuweilen nach geistigem Verständnis sehnte. Als sich ihr später die wichtigsten Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft entfalteten, erfaßte sie die Tatsache, daß sie eine Glaubenslehre ist, die Schritt für Schritt gelebt und bewiesen werden muß.
Die Darlegungen der Mary Baker Eddy sind aufklärend. Sie schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 182): „Die Forderungen Gottes wenden sich nur an die Gedanken”, und an anderer Stelle (in dems. Buche, S. 116): „Die Werke über die Metaphysik lassen den wichtigsten Punkt unberührt. Sie krönen niemals die Macht des Gemüts als den Messias, noch tragen sie den Sieg über die physischen Feinde davon — bis zur Auslöschung einer jeglichen Annahme von der Materie, vom Bösen, von Krankheit und Tod”.
Schüler der Christlichen Wissenschaft machen nur dann Fortschritt, wenn sie etwas von dem unaufhörlichen Wirken Gottes, des Guten, erkennen und bestrebt sind, sich von den allzu beharrlichen Ansprüchen des Irrtums auf Wirklichkeit und Macht abzuwenden. In dem Maße, wie wir Tag für Tag Gottes Gesetz liebevollen Dienens, liebevoller Selbstvergessenheit allmählich in die Tat umsetzen, können wir uns im Denken und Handeln über alte weltliche Annahmen und Gewohnheiten erheben.
Daß das Menschengeschlecht so viele Jahrhunderte in Unwissenheit über sein rechtmäßiges Gefeitsein gegen körperliche Feinde geblieben ist, ist überraschend, wenn wir bedenken, daß Christus Jesus jeder Krankheit von dem Standpunkte aus entgegentrat, daß sie keine Befugnis, keine Macht hat, sich der Wahrheit zu widersetzen. Wir lesen im Evangelium des Matthäus: „Jesus ging umher im ganzen galiläischen Lande ... und heilte allerlei Seuche und Krankheit im Volk”. Trotz dieses Berichts sind die Christen in den falschen Glauben verfallen, daß der all-liebende himmlische Vater Seine Kinder mit Krankheit und Leiden heimsuche, um sie zu züchtigen und zu läutern. Sie haben geglaubt, man könne der Krankheit mit materiellen Mitteln rechtmäßig entgegentreten oder Gott durch inbrünstiges Beten bewegen, das Leiden wegzunehmen oder zu mildern. Es ist jedoch behauptet worden, daß das vom Meister ausgeübte Wahrheits-Heilen nicht dazu bestimmt war, der Menschheit hier und jetzt Hilfe und Trost zu bringen. Das ausdrückliche Gebot, die Werke zu tun, die er tat, blieb unbeachtet oder wurde für unmöglich gehalten. Sich dem Tode auf irgend eine nicht ärztlicherseits anerkannte Art zu widersetzen galt fast für gotteslästerlich. Dem, was die Christliche Wissenschaft als bloße Täuschung des sterblichen Gemüts offenbart, wurde fast unumschränkte Macht eingeräumt in der Annahme, daß man sich ihm als etwas von Gott Verordnetem unterwerfen und ihm zustimmen müsse.
Die wunderbare geistige Anweisung, die Jesus seinen Jüngern in jenen feierlichen Stunden vor seinem Verrat erteilte, und die wir im Evangelium des Johannes aufgezeichnet finden, enthält einen Ausdruck, dessen praktische Lehre die Christliche Wissenschaft uns verstehen gelehrt hat: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe”. Durch Erkenntnis der geistigen Bedeutung von Speise und Trank wissen wir, daß nicht materielle, sondern geistige Nahrung das Leben erhält. Das Wort Gottes, das Brot des Lebens, ist die Wahrheit, die den Irrtum austreibt; und in dem Maße, wie wir diese geistige Nahrung in uns aufnehmen, werden falsche materielle Annahmen aus dem Denken ausgerottet und wir erleben an ihrer Stelle das geläuterte Bewußtsein der Rechtschaffenheit, geistigen Friedens und geistiger Freude.
Wir müssen uns in die Bibel vertiefen und ihre Lehren anwenden. In jeder Erscheinungsform des Lebens, ob in menschlichen Beziehungen, im geselligen Verkehr, im Erziehungswesen, bei geschäftlichen Fähigkeiten und Aufgaben, körperlichen Störungen oder in sittlichen Fragen, steht sie zur Verfügung, um das Bedürfnis zu befriedigen. Wenn wir sowohl in Zeiten besonderer Not als auch bei unserem täglichen Nachdenken und Beten um Führung rechtschaffen und beharrlich in der Bibel forschen, finden wir in ihren geoffenbarten Wahrheiten unfehlbar das Licht, das uns den einzuschlagenden Weg weist. Viele sind heute für das durch die Christliche Wissenschaft erschlossene geistige Verständnis dieser praktischen Lehre der Bibel unaussprechlich dankbar. Durch Lesen und Ergründen der Bibel in Verbindung mit dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft wird sie einem ein neues Buch voll verborgener Schätze, nach denen man ernstlich forschen muß, und die jedes gewissenhafte Suchen reichlich lohnen.
Seine Erlösung ausarbeiten ist eine praktische Notwendigkeit. Die Christliche Wissenschaft lehrt die Menschen verstehen, wie es geschehen kann. Sie erhebt das Denken ihrer Anhänger über die falschen Annahmen und die Übel des Fleisches zu einer bestimmten, bewußten Erkenntnis der praktischen Möglichkeit, die Freiheit der Söhne und Töchter Gottes in gewissem Maße hier und jetzt zu erlangen.
