Dem Evangelium des Lukas gemäß sprach Christus Jesus von den künftigen Tagen, wo „auf Erden den Leuten bange sein wird, und sie zagen werden, ... und die Menschen verschmachten werden vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen auf Erden”. Und er sagte: „Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebet eure Häupter, darum daß sich eure Erlösung naht”.
Die von Jesus beschriebenen Zustände der Furcht und Trübsal sind denen, die wir in Volksangelegenheiten und in der ungeheuren Umwälzung der Weltzustände heute erleben, nicht unähnlich. Diese Zustände sind die verkörperlichten Gedanken des sterblichen Gemüts. Wollen wir sie bessern, so müssen wir unser Denken bessern. Wir sind versucht, „der Dinge zu warten, die kommen sollen auf Erden”, und wir finden im allgemeinen, daß wir in der Richtung gehen, in der wir blicken. Befinden wir uns inmitten dieser Dinge, so nehmen sie so ungeheure Verhältnisse an, daß wir uns gar fürchten. Sollten wir da nicht lieber unsern Blick über diese Verworrenheit erheben und „des Menschen Sohn kommen sehen in der Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit”? Sollten wir nicht dem Beispiel Christi Jesu zu folgen trachten, der sagte: „Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen”?
Wie ganz anders die Weltzustände doch heute wären, wenn sich jeder seiner Verantwortung für sein Denken über die nationale und internationale Lage bewußt wäre! Wir kennen das alte Sprichwort: Gib auf die Pfennige acht, so ist die Mark gesichert. Man könnte auch so sagen: Achte darauf, daß du rechte Gedanken denkst, so wird alles gut werden. Wir sind zuweilen versucht zu glauben, daß ein einzelner Gedanke unbedeutend sei; daß es belanglos sei, was der einzelne denkt, und daher nicht in Betracht komme. Ein guter Gedanke ist nie unbedeutend, weil er von Gott kommt und daher mit Kraft ausgestattet ist Gott drückt sich durch den Menschen aus. Sooft wir also einen falschen Gedanken zulassen, versäumen wir eine Gelegenheit, unser Leben völliger mit dem geistig Guten in Einklang zu bringen.
Bedurfte die Welt zu irgend einer Zeit hilfreicher und erhebender Gedanken mehr als heute? Es ist leicht, vernichtend zu tadeln; aber untergrabender Tadel ist die Waffe unwissenden oder boshaften Denkens. Niederreißen mag leicht erscheinen; was aber not tut, ist wahres Aufbauen, und geistiges Denken ist immer aufbauend.
Als Christliche Wissenschafter arbeiten wir daran, das Himmelreich auf Erden aufzurichten. Wir alle haben unsern Anteil, einen geistig aufbauenden Anteil, an den Weltangelegenheiten. Die Staatsmänner und Politiker brauchen bei ihren schwierigen und wichtigen Aufgaben die Unterstützung unseres rechten Denkens. Manche mögen denken, daß sie von nationalen und sozialen Fragen viel zu wenig verstehen, um in dieser Richtung nützlich zu sein; aber dieser Einwand kann den Christlichen Wissenschafter nicht beeinflussen. Er kennt die geistigen Tatsachen. Mary Baker Eddy schreibt auf Seite 207 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”: „Die geistige Wirklichkeit ist die wissenschaftliche Tatsache in allen Dingen. Die geistige Tatsache, die sich in der Tätigkeit des Menschen und des ganzen Universums wiederholt, ist harmonisch und ist das Ideal der Wahrheit”. Der Christliche Wissenschafter weiß, daß alle Menschen in Wirklichkeit Kinder des einen Vater-Mutter-Gottes sind; daß es nur ein Gemüt gibt, das alles regiert und lenkt; daß es nur ein Leben, eine Wahrheit, eine Liebe gibt. Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß Gott, das Gemüt, alle Einzelwesen in sich schließt, und daß sie alle eine Familie im Himmelreich sind.
Das materielle Dasein ist der Traum des sterblichen Gemüts. Kriege, Krankheit, Erdbeben, wirtschaftlicher und geschäftlicher Zusammenbruch, Revolutionen, Sünde und Tod sind lauter Erzeugnisse des sterblichen Gemüts. Dieses sogenannte Gemüt ist ein falsches Bewußtsein, das alle Dinge entstellt. Außerhalb dieses Traumes kann das Böse nicht wirken, nicht gesehen, gefühlt, gehört, erlebt oder geglaubt werden. Dieser Sinnentraum ist der einzige Daseinsbereich des Bösen, und die Art und Weise, ihn zu behadeln, ist, zu verstehen, daß er nur ein Traum ist, und daß unser wahres Selbst kein Teil dieser Annahme ist.
Uns auf falsches Bewußtsein einlassen, heißt ihm eine Macht zuschreiben, die es nicht hat. Wo sind unsere Gedanken? Unser Denken, ob recht oder falsch, gibt den Ausschlag. Helfen wir die Waage auf der Seite des Bösen und der Unwirklichkeit oder auf der Seite des Guten und der Wirklichkeit beschweren? Wir müssen zusehen, daß wir auf der Seite des Guten geistig, aufbauend denken und erkennen, daß die Wahrheit überall wirkt, und uns selbst angesichts scheinbaren Mißklangs die Allgegenwart der Liebe, des göttlichen Prinzips aller Wirklichkeit, vergegenwärtigen.
Geistiges Denken kommt von Gott, von der Quelle oder dem Ursprung alles Guten; und jede einzelne Idee ist, weil sie Gott widerspiegelt, zum vollständigen und vollen Ausdruck des unendlichen Planes Gottes nötig. Dieser Plan ist vollkommen und ewig im göttlichen Gemüt; und unsere Gedanken müssen immer das Gemüt widerspiegeln, damit wir das Gute auf Erden zum Ausdruck bringen können. Wir müssen daher darauf bedacht sein, daß wir den Zugang zum Bewußtsein offen und frei halten. „Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe!” Geistige Stärke, Weisheit und Führung stehen uns immer zur Verfügung, und wir erkennen sie, wenn wir Gott dienen.
Nehemia war ein Vorbild der Standhaftigkeit und des Zielbewußtseins. Als er die Mauern Jerusalems wiederaufbaute, versuchte der Irrtum, ihn auf viele Arten, sowohl offen als auch heimtückisch, von der Arbeit abzulenken und sein Gottvertrauen zu vernichten. Als die Irrtumsboten ihn zu bewegen suchten, sich auf eine Unterhandlung mit ihnen einzulassen, erwiderte er: „Ich habe ein großes Geschäft auszurichten, ich kann nicht hinabkommen; es möchte das Werk nachbleiben, wo ich die Hand abtäte und zu euch hinabzöge”. Der Irrtum flüstert uns Nachlässigkeit, Teilnahmlosigkeit oder Entmutigung ein, um uns von unserer Arbeit, eine Mauer, eine Verteidigung des geistigen Bewußtseins, zu bauen, abzulenken. Aber warum sollten wir die große Arbeit des geistigen Bauens verlassen, nur weil der Irrtum uns zur Teilnahme an einer auf einer unwahren Voraussetzung beruhenden Auseinandersetzung einlädt? Laßt uns „aufsehen”!
