Religion ist schon erklärt worden als „jedes System des Glaubens und der Anbetung”— wahrlich eine bündige Begriffsbestimmung. Und der Glaube und die Anbetung gelten stets einem Wesen, das die Anbeter für größer als sich selber halten. Aber in der ganzen menschlichen Geschichte haben die Gläubigen diesem Wesen, obgleich sie es für größer und mächtiger als sich selber gehalten haben, zu oft Eigenschaften zugeschrieben, die den ihrigen gleich oder ähnlich sind. Ihre Gottheiten waren unvollkommen; sie kannten Gut und Böse und sandten manchmal Gutes, manchmal Böses über sie. Sie waren wie sie selber launisch, veränderlich, unzuverlässig. Somit waren die mutmaßlichen Wesen, die von unzähligen Menschen angebetet wurden, nur verherrlichte, unvollkommene Ebenbilder ihrer Anbeter.
Setzt man voraus, daß es einen Gott gibt, ein Wesen, das weit größer als die Sterblichen ist, so muß es die Wahrheit über Ihn geben. Es muß die unveränderliche, unbedingte Wahrheit über Ihn geben. Und diese Wahrheit sollte die Grundlage wahrer Religion sein. Ist es möglich, die unbedingte Wahrheit über Gott zu wissen? Die Christliche Wissenschaft sagt, es sei möglich; sie geht aber noch weiter: sie erklärt diese Wahrheit und legt damit den sicheren Grund zu wahrem Glauben und wahrer Anbetung. Mrs. Eddy schreibt auf Seite 68 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”: „Der Zeitpunkt rückt näher, da das Verständnis von der Wahrheit des Seins die Basis der wahren Religion sein wird”.
Was lehrt die Christliche Wissenschaft über das wahre Sein —Gott und Seine Schöpfung? Daß Gott der Geist ist, und daß Seine Schöpfung, die Seine Kundwerdung oder Seine Idee ist, geistig ist. Sie lehrt auch, daß Gott die unendliche, unveränderliche Liebe ist; daß Er das unendliche Gemüt ist; daß Er vollkommen — ganz und gar gut — ist. Und von der Wahrheit, daß Gott, der Geist, das unendlich Gute ist, leitet sie die Tatsache ab, daß die Materie und das Böse unwirklich sind. Dies muß der Prophet Habakuk verstanden haben, wenn er von Gott schreiben konnte: „Deine Augen sind rein, daß du Übles nicht sehen magst, und den Jammer kannst du nicht zusehen”. Christus Jesus verstand es auch; denn er erklärte das Böse für eine Lüge, wie Johannes im 44. Vers des 8. Kapitels seines Evangeliums berichtet.
Der Gott, den die Christliche Wissenschaft offenbart, ist also unseres Glaubens und unserer Anbetung ganz und gar würdig. Es ist fast unbegreiflich, daß denkende, intelligente Menschen ein unvollkommenes Wesen anbeten. Aber der christlich-wissenschaftliche Gott ist unbedingt vollkommen, ganz und gar liebenswürdig, durchaus anbetungswürdig; Er ist das Wesen, das Seine ganze Schöpfung — Sein Ideenweltall — immerwährend kennt, also immerwährend erhält und in alle Ewigkeit erhalten wird. Das ist der Gott, auf den der Christliche Wissenschafter sein Vertrauen setzt, und den er verehrt und anbetet.
Wenn der Glaube im Gottesverständnis fest verankert ist, wenn er sicher auf die Wahrheit über Gott und Seine Schöpfung gegründet ist, ereignet sich viel. Das Denken des einzelnen ändert sich in seiner Haltung der Welt — den Menschen und der sogenannten Materie — gegenüber. Es ändert sich in seiner Haltung dem Bösen und allen Problemen gegenüber, die aus dem Glauben an die Wirklichkeit und Macht des Bösen entstehen. Der einzelne beginnt seine Befürchtungen zu verlieren, sein Bewußtsein wird ruhiger und harmonischer, und in demselben Verhältnis bessert sich seine Gesundheit. Immer wieder haben diejenigen, die begonnen haben, die Christliche Wissenschaft zu ergründen, diese Erfahrung gemacht: nach vielleicht jahrelangem Leiden haben sie ihre Gesundheit wiedererlangt.
Während der Gott, in den die Christlichen Wissenschafter ihr Vertrauen setzen, und den sie anbeten, der vollkommene Geist, das vollkommene Gemüt, die vollkommene Liebe ist, ist Er auch das vollkommene Prinzip, was bedeutet, daß Er die Quelle oder die Ursache alles Wirklichen ist. Unsere Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 259): „Das christusgleiche Verständnis vom wissenschaftlichen Sein und vom göttlichen Heilen umfaßt als Basis des Gedankens und der Demonstration ein vollkommenes Prinzip und eine vollkommene Idee — einen vollkommenen Gott und einen vollkommenen Menschen”. Gott als das Prinzip verstehen, ist von großem Wert. In jeder Schwierigkeit, sei es Kummer, Leiden, Sünde, Krankheit oder Armut, ist der Christliche Wissenschafter der Wahrheit von der Vollkommenheit Gottes und des Menschen eingedenk und verbannt dadurch die irrigen Annahmen des materiellen Sinnes.
Alle Menschen können Gott verstehen lernen, Vertrauen zu Ihm haben und Ihn anbeten. Auf Seite 505 in Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Dieses Verständnis ist nicht intellektuell, nicht das Ergebnis gelehrter Errungenschaften; es ist die ans Licht gebrachte Wirklichkeit aller Dinge”. Das Kind kann es erlangen. Und wie empfänglich Kinder für die Wahrheit sind! Diejenigen, die reines Herzens sind, nehmen sie bereitwillig in sich auf und werden reiner; diejenigen, die demütigen Herzens sind, freuen sich darüber und werden demütiger. Nein, es ist nicht eine Frage „gelehrter Errungenschaften”, sondern geistiger Empfänglichkeit, da Gott die Gotteserkenntnis verleiht.
Die Christliche Wissenschaft wendet sich an alle Menschen. Sie offenbart ihnen die Wahrheit über Gott und Sein vollkommenes geistiges Weltall, wodurch sie Glauben erweckt und die Gottesverehrung auf eine unbedingt geistige Grundlage stellt, also die höchsten Hoffnungen der Menschen befriedigt.
