Wahrscheinlich sehr viele Christliche Wissenschafter glaubten früher in irgend einem Sinne an Gott; aber ihr Glaube erwies sich in großer Not als unbefriedigend und unzulänglich. Als sich nicht nur ihre religiösen Annahmen sondern auch ihre materiellen Heilmittel als nutzlos erwiesen, wandten sie sich an die Christliche Wissenschaft und fanden Heilung von ihren Leiden, Befreiung von Sünde, geistigen Trost zur Linderung ihres Leids und göttliche Führung in ihrem Geschäft. Aber die Christliche Wissenschaft hat unermeßlich mehr für sie getan, haben sie doch durch Ergründen und Anwenden dieser göttlich eingegebenen Lehre Gott einigermaßen so verstehen und kennen gelernt, wie Christus Jesus Ihn kannte. Dieses geistige Verständnis Gottes, der göttlichen Wahrheit und Liebe, hat sie mit bewährtem Glauben an die Wahrheit ausgerüstet, so daß sie zu Gott das Vertrauen haben, daß Er alle ihre Krankheiten heilt, sie von Widerwärtigkeiten und Schwierigkeiten befreit und sie in ihren Kirchenund Geschäftsangelegenheiten leitet.
Infolge der vielen und vielerlei irrigen Annahmen der Menschheit, die in dem Zeugnis des materiellen Sinnes, daß Leben, Ursache und Bewußtsein in der Materie und aus Materie seien, ihren Ursprung haben, mag dieses beglückende und unerschütterliche Gottvertrauen jedoch nicht so schnell und so vollständig, wie es zu wünschen ist, erlangt werden. Diese materiellen Annahmen stehen in geradem Widerspruch mit den geistigen Tatsachen über Gott und den Menschen, das geistige Bild und Gleichnis oder die Widerspiegelung Gottes. Daher finden alle, die sich der Christlichen Wissenschaft zuwenden, daß der Menschen allgemeines Glauben und Verbreiten materieller Annahmen ihrer Wahrnehmung und Betätigung wahrhaft geistiger Lehren organisierten Widerstand zu leisten scheinen.
Der Gedanke, sich beim Heilen auf materielle Mittel zu verlassen, ist für die Schüler der Christlichen Wissenschaft bald keine Versuchung mehr, nicht nur weil ihnen in den meisten Fällen Arznei und Operation versagt hatten, ehe sie sich an die Christliche Wissenschaft wandten, sondern hauptsächlich weil sie verstehen gelernt haben, daß jeder scheinbare Erfolg mit materiellen sogenannten Heilmitteln einzig und allein dem menschlichen Glauben daran zuzuschreiben ist, was viele aufrichtige Ärzte bestätigt haben. Beim Heilen ist daher der Glaube und das Vertrauen der Schüler der Christlichen Wissenschaft vorwiegend auf seiten des göttlichen Gemüts, der Liebe, nicht auf seiten intelligenzloser Materie. Aber diese Schüler der Christlichen Wissenschaft mögen es nicht leicht finden, so völlig auf die Wahrheit zu vertrauen, wenn sie Problemen im Geschäft oder in der Kirchenarbeit begegnen, weil sie gelehrt worden sind, sich im Verkehr und Umgang mit einzelnen und Gruppen auf menschliche Meinungen zu verlassen, sich von menschlichem Willen beherrschen und von eigennützigen Erwägungen beeinflussen zu lassen. Die übliche Schulung der Menschen hat sich ausgesprochen die Entwicklung von Selbstvertrauen und persönlicher Selbständigkeit anstatt Verlaß auf Gott und Vertrauen auf göttliche Führung zum Ziel gesetzt. Daher mag man womöglich sogar bei der Kirchenarbeit in Versuchung kommen, persönliches Herrschen den Ausdruck der gottverliehenen Herrschaft des Menschen stören zu lassen.
Dieselben Befürchtungen und ein auf Eigendünkel beruhendes übertriebenes Gefühl persönlicher Verantwortung, die den Usa bewogen, die Bundeslade zu halten, würden, wenn es möglich wäre, die heutigen Jünger Christi Jesu, die noch nicht Demut und Vertrauen auf das unfehlbare, nie versagende, allwaltende göttliche Gemüt gelernt haben, als Werkzeug benützen. Wiederholt rügte Mrs. Eddy diesen Irrtum in der Absicht, sowohl diejenigen, die dem irrenden Gedanken persönlichen Herrschens frönten, als auch diejenigen, die ihm zum Opfer fielen, zu heilen und zu erretten. In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 447) schreibt sie: „Das himmlische Gesetz wird gebrochen, wenn das individuelle Recht der Selbstregierung des Menschen übertreten wird”; und in „Miscellaneous Writings” (S. 287, 288) erklärt sie: „Großes Unheil ist die Folge von Versuchen, anderer Leute Altar zu halten, sich taktlos wagemutig zu zeigen, was nichts anderes als Einmischungssucht ist. ... Rechthaberisches und gebieterisches Denken sollte auf die Waage Gottes gelegt, mit der geistigen Liebe gewogen und nicht zu leicht erfunden werden, ehe es in die Tat umgesetzt wird”.
Viele aufrichtige Christliche Wissenschafter haben gelernt, ihren Bruder der Führung Gottes anzuvertrauen. Waren sie versucht, erbetenen oder unerbetenen Rat zu erteilen, so dachten sie daran, daß das göttliche Gemüt jedem Menschen immer die erforderliche Weisheit mitteilt. Sie beachteten den Rat des Psalmisten: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn; er wird’s wohl machen”. Und so halfen sie sich und anderen durch beharrliches Vertrauen auf die Wahrheit. Immer mehr lernen sie erkennen, daß der Grund- und Hauptzweck der Kirchengeschäftssitzungen nicht das Wählen von Beamten oder bloßes Erledigen von Geschäften, sondern das Beweisen der Einheit des göttlichen Gemüts ist. Es ist wünschenswert, daß Kirchenbeamte im ersten Wahlgang gewählt werden, und zwar nicht infolge menschlichen Planens, menschlichen Einflusses und menschlicher Wahlumtriebe, sondern weil sich die Mitglieder demütig und vertrauensvoll auf die göttliche Leitung statt auf persönliches Planen verlassen.
In einem allen Christlichen Wissenschaftern geltenden, an Erste Kirche Christi, Wissenschafter, in Denver gerichteten Briefe (Miscellaneous Writings, S. 152, 153) erteilte Mrs. Eddy den weisen Rat: „Habt zur Förderung der Bewegung der Christlichen Wissenschaft mehr Glauben an Gott und Seine geistigen Mittel und Wege als an den Menschen und seine materiellen Mittel und Wege. Ist euer Vorgehen richtig, so wird Gott Sein Erbe bestätigen. ‚Lasset uns Gutes tun und nicht müde werden‘. Die Wahrheit bringt Ruhe, und die Liebe ist siegreich”. Lasset uns daher völlig auf die Wahrheit vertrauen! Dann werden wir sehen, daß das Licht und die Freiheit der Liebe über Furcht, Unwissenheit und alles Böse siegreich ist.
