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Gewohnheiten

Aus der Februar 1934-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jeder denkende Mensch weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es scheint, eine irrige Gewohnheit des Denkens oder Handelns abzulegen. Jeder christlich-wissenschaftliche Ausüber weiß, daß viel Unruhe und Leid in der Welt die Folge davon ist, daß man schädliche Gewohnheiten ungehemmt sich entwickeln läßt, anstatt sie zu zerstören.

Gewohnheiten können gut oder schlecht, geringfügig oder bedenklich sein; aber im allgemeinen dient das Wort zur Bezeichnung von etwas Lästigem oder Schädlichem. Eine schlechte Gewohnheit kann man jedoch dadurch ablegen, daß man sie mit Hilfe emsigen rechten Denkens durch eine gute ersetzt.

Die Grundlehre der Christlichen Wissenschaft ist, daß Gott, der vollkommene und allmächtige Geist, der Schöpfer des vollkommenen geistigen Weltalls und des vollkommenen geistigen Menschen ist, und daß es keinen andern Schöpfer als den Geist und keine andere Schöpfung als die geistige gibt; daß der wirkliche, geistige Mensch nicht, wie es beim sterblichen oder nachgeahmten Menschen manchmal der Fall zu sein scheint, einer schlechten, materiellen Gewohnheit zum Opfer fallen kann.

Wir alle wissen, daß die Wahrheit eine Lüge zerstört. Die bei einer schädlichen oder erniedrigenden Gewohnheit in Betracht kommende Lüge ist, daß einen eine Erscheinungsform des Bösen beherrsche, in der Gewalt habe oder mesmerisiere; daß man etwas Verderbliches wolle und ihm nicht widerstehen könne. Die Wahrheit darüber ist, daß das geistige Gesetz den wirklichen Menschen leitet, und daß er nur das begehrt, was Gott gibt. Das Böse hat keine Gewalt über den Menschen Gottes, den Gott allein lenkt.

In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 124) schreibt Mary Baker Eddy: „Adhäsion, Kohäsion und Anziehungskraft sind Eigenschaften des Gemüts”. Diese Erklärung dürfte beim Betrachten von Gewohnheiten hilfreich sein. Da Anziehungskraft eine Eigenschaft des göttlichen Gemüts ist, ist sie wissenschaftlich keine Eigenschaft der Materie oder der Sinne. Kann man eine schlechte Gewohnheit ihres Anspruchs auf Anziehungskraft entkleiden, so ist der Sieg darüber zum großen Teile gewonnen. Lasset uns darauf bestehen, daß nur das, was von Gott, dem Geist, ist, den Menschen wünschenswert erscheinen kann! Nur was rein, geistig, intelligent und gut ist, kann die Menschen ansprechen.

Es wird allgemein geglaubt, daß schlechte Gewohnheiten uns mit äußerster Beharrlichkeit anhaften und daher schwer abzulegen seien. Wir müssen deshalb verstehen, daß Adhäsion eine Eigenschaft des Gemüts, Gottes, ist. Das Gute haftet dem Menschen an, und der Mensch hält am Guten fest. In Wirklichkeit ist Beharrlichkeit nicht eine Eigenschaft des Bösen, sondern des Guten. Tatsächlich ist nur das Gute beharrlich. Das Böse gewinnt keine innere Kraft, wenn es auch noch so oft wiederholt wird. Eine falsche Begierde wird dadurch nicht wirklich, daß man ihr beständig frönt. Besteht man auf diesen Tatsachen und vergegenwärtigt man sie für sich selber oder für jemand anders, so muß das unvermeidlich zur Überwindung einer schlechten Gewohnheit führen, welcher Art oder wie hartnäckig sie auch sei.

Das sterbliche Gemüt behauptet, es gewähre Befriedigung, bösen Begierden zu frönen. Die Christliche Wissenschaft erklärt, daß falsche Begierden oder Wünsche trügen, verlocken, lügen, und daß Befriedigung der Sinne in kleinem oder großem Maße wirklicher Genugtuung ganz und gar entbehrt. Nur die Tätigkeit göttlicher Ideen regt wahrhaft an; nur der Friede geistigen Denkens beruhigt; nur das bewußte Widerspiegeln des wirklichen Selbst gibt Vertrauen, Zuversicht und Freude; nur das Gute befriedigt. Mrs. Eddy stellt in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902 (S. 17) die herrliche Erklärung auf: „Nichts anderes als bewußter Wert befriedigt das hungrige Herz”.

Trachtet man eine als hinderlich oder schädlich erkannte Gewohnheit abzulegen, so muß man sich zuerst ehrlich fragen: Will ich davon frei werden? Bin ich willig, für das zur Erlangung dieser Freiheit erforderliche geistige Verständnis zu arbeiten? Oft fallen schlechte Gewohnheiten ohne besondere geistige Arbeit einfach als Ergebnis vergeistigten Denkens von uns ab. Zu anderen Zeiten müssen wir sie durch verständnisvolle und besondere Anwendung der göttlichen Kraft überwinden.

Paulus schreibt: „Welchem ihr euch begebet zu Knechten in Gehorsam, des Knechte seid ihr”. Lassen wir falsche Begierde, Sinnlichkeit, schlechte Laune, Trägheit, Krankheit oder irgend ein anderes Übel unser Denken beherrschen, so sind wir die Diener des Bösen anstatt des Guten. Obgleich eine schlechte Gewohnheit einer der anmaßenden Ansprüche des Bösen ist, obgleich sie sagt: Ich bin mächtiger als jeder erdenkliche Widerstand, lernt doch jeder, der durch Ergründen der Christlichen Wissenschaft der Anmaßung des Bösen zu entrinnen sucht, verstehen, daß Gott, der Schöpfer des Menschen, den Menschen lenkt. So verliert man seine Furcht, man verläßt sich zu seiner Verteidigung und Führung immer erfolgreicher auf das göttliche Prinzip. Und mit wachsendem geistigem Vertrauen wächst Hoffnung nung und Stärke, bis man schließlich beweist, daß den Erben Gottes in jedem Falle Herrschaft und Sieg gehören.

Niemand braucht also die schreckenerregende Annahme zu glauben, daß das Böse Macht habe, und daß die Sterblichen wehrlos seien. Der Schöpfer des Weltalls ist die einzige Macht im Weltall. Das Böse hat keinen Ursprung; es hat keine Geschichte und keine Bestimmung, keine Vergangenheit, keine Gegenwart und keine Zukunft; keine Beschaffenheit, kein Verfahren und kein Gesetz; keine Intelligenz oder Fähigkeit und keinen Zugang, den Menschen zu erreichen und Eindruck auf ihn zu machen. Er ist nichts, nirgends und hat im Gemüt, in der Ewigkeit und Unendlichkeit kein Dasein.

Mrs. Eddy, deren Lehre alle Erscheinungsformen des Bösen bloßstellt, wußte, daß ein gewisser Glaube an das Böse nicht immer auf einmal überwunden wird, und sie zeigte, warum „denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen”, nämlich „weil Er die Seinen berufen, gewappnet, ausgerüstet und ihnen unüberwindliche Verteidigungsmittel gegeben hat”; und sie fügt hinzu: „Ihr Gott läßt sie nicht verloren gehen; und wenn sie fallen, werden sie, stärker als vor dem Fall, wieder aufstehen” (Miscellaneous Writings, S. 10). Was für ein Trost und was für eine Ermutigung! Und was für ein Ansporn zu größerer geistiger Entschlossenheit, Beharrlichkeit und Ausdauer!

Die Christliche Wissenschaft bezeichnet viele Bewußtseinszustände als schlechte Denkgewohnheiten, die die Welt im allgemeinen nicht so ansieht, z.B. das Grundübel, daß wir uns als Sterbliche betrachten. Lasset uns nie denken, daß wir oder andere vom Bösen beeinflußt werden oder eine schlechte Neigung geerbt haben! Lasset uns diesen falschen Gedanken durch die Erkenntnis ersetzen, daß der Mensch, der wirkliche Mensch, nur vom Guten beeinflußt wird, daß er von seinem Vater-Mutter-Gott nur Gutes erbt, daß er für Geistigkeit, Reinheit, Furchtlosigkeit und Stärke und für nichts anderes empfänglich ist!

Wir können uns geistiges Denken, freundliche und liebevolle Rücksichtnahme gegen andere, Fleiß und Redlichkeit angewöhnen. Wir können uns durch Wachen über unser Denken und Reden gewohnheitsmäßig nur intelligent, freudig, heilsam unterhalten. Wir können gewohnheitsmäßig Gott vertrauen und wachsam und weise werden.

Durch Anwendung der Christlichen Wissenschaft können wir gewohnheitsmäßig den Menschen als den Sohn Gottes ansehen, dem nichts mangelt, der an nichts notleidet, und der nur begehrt, was der Vater gibt. Wir können gewohnheitsmäßig denken, daß die göttliche Liebe die einzige lenkende Gewalt des Weltalls ist. Wir können stets vorwärts statt rückwärts blicken, unerschrocken und mutig statt ängstlich und verzagt sein, unerschütterliches Vertrauen in das Gute statt in das Böse setzen.

Rechtes Erkennen der Wahrheit kann in unserem Denken so zur Gewohnheit werden, daß der Irrtum, selbst wenn er sich in unserer Umgebung zu zeigen scheint, uns nicht in Schrecken versetzt; denn wir werden zuversichtlich und freudig die Allmacht des Guten und die Nichtsheit des Bösen sehen. So bringt Erneuerung Erlösung.

Und endlich können wir jene unaufhörliche Anwendung der Ideen des göttlichen Gemüts erreichen, die vollkommene Freiheit bedeutet. Dann werden wir erkennen, daß wir uns unserer Einheit mit Gott ewig bewußt sind.

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