Die christlich-wissenschaftlichen Lesezimmer können treffend mit der ruhigen Zuflucht verglichen werden, die Mrs. Eddy schildert, wenn sie von „einem Leben” spricht, „worin das Gemüt auf grünen Auen, an stillen Wassern, aus Inseln lieblicher Erfrischung ruhen kann” (Miscellaneous Writings, S. 227). Auch sie laden wie unser lieber Meister liebreich ein: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken”. Können wir für diese stillen „Inseln”, wo wir im Bewußtsein der Wahrheit ruhen können, dankbar genug sein?
Eine der vielen wirkungsvollen Arten, wie die Kirchen Christi, Wissenschafter, Jesu Gebot: „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur” befolgen, ist die Unterhaltung öffentlicher Lesezimmer, die den Freundlosen, den Heimatlosen, den Verzagten, den materiell Erfolgreichen aber Unbefriedigten freudig zurufen: „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommet her zum Wasser! und die ihr nicht Geld habt, kommet her, kaufet und esset; kommt her und kauft ohne Geld und umsonst beides, Wein und Milch!” Kristallklares Wasser geistiger Heilung, funkelnder Wein geistiger Erleuchtung und Erkenntnis, Vollmilch des Wortes Gottes — das alles ist hier „ohne Geld und umsonst” zu haben.
Dieser Quell des Guten erschöpft sich durch Geben nicht; denn sein Ursprung ist Gott, die unendliche Liebe, das ewige Leben, die unwandelbare Wahrheit. Trinkt der durstige Pilger aus diesem Lebensquell, der das spendet, was man nicht mit Geld kaufen kann, so findet er, daß dessen heilendes Wasser ihn reinigt, erfrischt und weiht, daß der Wein geistiger Eingebung ihn neu belebt, ermuntert, stärkt, und daß die unverfälschte Milch des Wortes Gottes ihn nährt, beruhigt und befriedigt. Er findet auch, daß er die göttliche Wissenschaft nicht bloß untätig in sich aufnehmen kann, sondern, um dauernd Nutzen daraus zu ziehen, sie gebrauchen und sich dadurch zu eigen machen muß. Andere mögen ihm liebevoll den Weg zu diesem Heilquell weisen, aber er muß selber daraus trinken und die Wahrheit in sich ausnehmen.
In den Lesezimmern kann man über die vielen und vielerlei Einrichtungen erfahren, durch die die Wahrheit Ausdruck findet: Die Mutterkirche und ihre Zweige, die Sonntagsschulen, die Bibel und die Schriften der Mrs. Eddy, die Tageszeitung, die Wochen-, Monatsund Vierteljahrsschriften, die Lektionspredigten, die berechtigten christlich-wissenschaftlichen Vorträge, die Sanatorien des Wohltätigkeitsvereins und die christlich-wissenschaftlichen Lehrer, Ausüber und Pfleger.
Mrs. Eddy wurde göttlich geführt, die Lesezimmer zu einem lebensnotwendigen Teil der christlich-wissenschaftlichen Einrichtungen zu machen. Im Handbuch Der Mutterkirche ist vorgesehen, daß in den christlich-wissenschaftlichen Lesezimmern nur die Schriften der Mrs. Eddy und von der christlich-wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft herausgegebene oder verkaufte Schriften verkauft oder ausgelegt werden sollen. Was für ein Schutz dies für die Reinerhaltung der Christlichen Wissenschaft ist! Unsere Lesezimmer werden nicht bloß für Anfänger in der Christlichen Wissenschaft oder für Leute, die Näheres darüber erfahren wollen, oder für Reisende, sondern auch für die Kirchenmitglieder unterhalten. Die Kirchenmitglieder brauchen die Ermutigung und die Anregung, die die Lesezimmer zu geben bestimmt sind, und die Lesezimmer wiederum brauchen die bereitwillige und regsame Unterstützung und Anteilnahme jedes Mitglieds.
In der ganzen Welt haben auf diesen „Inseln lieblicher Erfrischung” schon viele Heilungen stattgefunden. Eine Schülerin der Christlichen Wissenschaft hatte einst keine Stellung und anscheinend keine Mittel für ihren und ihres Kindes Unterhalt. Sie wies die Einflüsterung, daß sie arbeitslos sei, als unwirklich zurück und ging eine Woche lang jeden Tag in ein Lesezimmer, verbrachte dort den ganzen Arbeitstag, las und betete und war für alles, was die Christliche Wissenschaft für sie und die Welt tut, dankbar. In der Woche darauf nahm sie aushilfsweise eine Stellung an, in der sie eine ihr völlig ungewohnte Arbeit verrichtete, und vor Ablauf jener Woche wurde ihr in einer andern Stadt eine gute Stellung angeboten, die sie annahm. In dieser neuen Stellung machte sie geistig Fortschritt und fand ihr zusagende Freunde. Das Erlebnis brachte sie Gott viel näher, und sie wurde dadurch sehr bereichert. Ihre Andacht und Arbeit im Lesezimmer war belohnt worden.
Es ist das freudige Vorrecht der Lesezimmerbeamten, zu erkennen, daß sowohl sie als auch die Besucher das Recht haben, als Folge ihres Vertrautwerdens mit Gott und ihres Arbeitens mit Ihm und für Ihn Frieden und ein ruhiges Wirken zu erleben. Dieses ruhige Wirken bekundet sich in wachsamem, liebevollem und bereitwilligem Dienst ohne Hast und Verwirrung, ohne Zeitvergeudung oder Schwerfälligkeit. Freudiges Dienen in der christlich-wissenschaftlichen Bewegung ist wie das ruhige, segensreiche Wirken fließenden Wassers, das Unreinheiten ausscheidet. Dieser Friede ist das, was Stille und Ruhe findet, indem es sich über den Lärm der trügerischen Sinne erhebt. Es ist der Friede, der sich von keinen Kleinigkeiten stören läßt und weder der Gleichgültigkeit noch der Niedergeschlagenheit weicht,— der gesegnete Friede eines unaufhörlichen Innewerdens Gottes. Es ist auch hilfreich zu erkennen, daß irrige Annahmen wie Verwirrung, Reibung, Unwissenheit, Schroffheit, Gleichgültigkeit oder Gedankenträgheit in unseren Lesezimmern keinen Ausdruck finden können. In der Wissenschaft ist Harmonie ununterbrochen und ewig; Mißklang ist nur eine verschwommene und vorübergehende Auffassung der Dinge, die durch das Bewußtsein der unaufhörlichen Harmonie vollständig zerstört wird.
„Kein leeres Geschwätz, kein Verleumden, kein Unfug, keine üble Nachrede darf geduldet werden”, lautet der letzte Satz in Artikel XXV, Abschnitt 7 im Handbuch. Diese Satzung gilt für jeden Raum, wo das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy ausgelegt oder verkauft wird.
In der Arbeit des Bücherwarts mit einbegriffen ist, daß er bereit ist, den nach der Wahrheit Dürstenden einen Becher kalten Wassers zu reichen. Alle, die an dem Guten, das diese „Inseln lieblicher Erfrischung” bieten, teilnehmen und es sich zu eigen machen, können neue Tatkraft, Stärke und Hoffnung finden. Mrs. Eddy hat das Wort Gottes unserem Zeitalter verständlich gemacht, und jeder Kanal, durch den es fließt, gedeiht und vollbringt, was er vollbringen soll.
Diese christlich-wissenschaftlichen Lesezimmer sind oft gesegnete Zufluchtsstätten für den bedrängten Arbeiter, der einsam und müde sich nach Gott sehnt. Der Pilger, der bestrebt ist zu sehen, daß sein wirkliches Heim der Himmel ist, und daß der Mensch als Kind seines allgegenwärtigen, all-liebenden Vater-Mutter-Gottes den Schutz und den Reichtum dieses himmlischen Heims schon jetzt genießt, findet Trost in den Worten der Mrs. Eddy auf Seite 152 in „Miscellaneous Writings”: „In Seinen Hafen, die Seele, gelangt nichts Irdisches, das Engel austreiben, die rechte Eingebung, die dich sicher heimführt, zum Schweigen bringen könnte”.
