Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Geschäft und das Reich Gottes

Aus der Februar 1934-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jemand, dessen Geschäft fast zum Stillstand gekommen war, dessen Schulden sich häuften und dessen Rechnungen unbezahlt blieben, legte sein Problem einem christlich-wissenschaftlichen Ausüber vor. Er entwarf von sich und seinem Geschäft ein für den menschlichen Sinn überaus düsteres Bild. Er hatte mit einem der Leiter einer großen Fabrik, der er am meisten schuldig war, für den nächsten Tag eine Zusammenkunft verabredet. Die Firma hatte ihm bereits einen weit über die angemessene Grenze hinausgehenden Kredit gewährt.

„Was soll ich tun?” fragte er. „Ich habe keinen Kredit mehr. Keine Bank leiht mir Geld. Was kann ich meinem Gläubiger sagen? Ich muß Waren haben, um mein Geschäft zu betreiben, und kann nicht einmal bezahlen, was die Firma mir schon geliefert hat”.

Er hielt sich in jenem Augenblick für arm, eingeschränkt, begrenzt und hilflos. Sah der Ausüber dasselbe? Nein! Der Ausüber sah ihn als Kind Gottes, geistig reich, wunderbar reich, mit unbegrenztem Kredit, mit unerschöpflichen Hilfsquellen. Als er dem Manne ins Gesicht sah, leuchtete ihm große, starke Ehrlichkeit des Vorhabens, Aufrichtigkeit des Beweggrunds, das Verlangen, gerecht zu sein, und der Wunsch, an allen Menschen ehrlich zu handeln, daraus entgegen. Und der Ausüber dachte: Was sind glänzende Rechnungsabschlüsse, große Bankguthaben, unbeschränkter Geschäftskredit — Dinge, die fast über Nacht vergehen können,— im Vergleich mit den herrlichen göttlichen Eigenschaften, die der wirkliche Mensch widerspiegelt? Ehrlichkeit, Treue, Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit, reine Beweggründe, Vertrauenswürdigkeit, das Verlangen nach dem Guten, Liebe zu Gott und dem Menschen, Gehorsam gegen Gottes Gebote bilden einen Bestand in rechtschaffenem Denken, womit man Geschäft treiben — in dem einzigen Geschäft sein kann, das es gibt: unseres Vaters Geschäft.

Während der Ausüber und der Hilfesucher so über diese göttlichen Guthaben sprachen und sie abschätzten, wurde die Last leichter, und die Schultern des Geschäftsmannes waren weniger gebeugt. Er war sich bewußt, daß er ehrlich war; aber er hatte die göttlichen Eigenschaften des geistigen Menschen vordem noch nie für etwas gehalten, worauf man sein Geschäft aufbauen kann. Hier waren Guthaben, die ihm niemand nehmen konnte. Sie gehörten ihm auf ewig, und nun sah er sie nicht mehr als totliegende oder wertlose, sondern als lebendige Guthaben. Er sah auch, daß, wenn er von diesen Guthaben, die für seinen rechten Platz im Gemüt zeugten, Gebrauch machte und sie entwickelte, sie ihm in den Augen seiner Geschäftsfreunde seinen rechten Platz einräumen und ihm ein Ansehen sichern würden, das nicht erschüttert werden könnte.

Am folgenden Tage ging er zu seinem Gläubiger und schilderte ihm seine Geschäftslage. Er legte ihm offen und ehrlich die ganze Sachlage dar. Aber solange er so schilderte, standen die geistigen Wahrheiten über ihn, über seine Guthaben in dem im Bewußtsein befindlichen Reiche Gottes und über rechtes Geschäft — die großen Wahrheiten, die er und der Ausüber am Abend vorher, als sie miteinander auf die Stimme Gottes horchten, so klar gesehen hatten,— immer im Vordergrunde seines Bewußtseins. Ohne eine Frage zu stellen oder ein Wort zu sagen, hörte sein Gläubiger ihn an, bis er zu Ende war. Dann wandte sich dieser Beamte jener großen Firma, die mit Tausenden von Geschäften arbeitete, an ihn und sagte: „Mein erstes Empfinden ist, Ihnen eine Empfangsbescheinigung über die ganze Schuldsumme zu geben; aber ich weiß, daß Sie dies nicht annehmen würden. Bitte, bestimmen Sie daher, unter welchen Bedingungen wir weiter miteinander Geschäft treiben sollen. Sie können alle Bedingungen haben, die Sie wünschen, und so viel Zeit, wie Sie wollen, um Ihre Schulden zu bezahlen, und Sie können in Zukunft so viel Waren haben, wie Sie brauchen”.

Durch treues Festhalten an der Wahrheit, daß er im Reiche Gottes weile, hatte dieser Geschäftsmann nicht nur zu seinem eigenen Nutzen und Schutz jene wahre Gerechtigkeit bekundet, die gerade das Wesen des Reiches Gottes ist, sondern diese Gerechtigkeit auch so widergespiegelt, daß die ausgestrahlte Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit seinem Gläubiger wahrnehmbar war.

Ähnliche Gelegenheiten, unsern Bruder zur Erkenntnis seines kostbaren Besitzes der Schätze des geistigen Reichs zu erwecken, bieten sich uns täglich. Zeiten wie die gegenwärtige erschließen allen, die danach trachten, Gott zu erkennen und Ihm zu gehorchen, mehr denn je die biblischen Verheißungen der unfehlbaren Güte Gottes, während das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” und die anderen Schriften unserer geliebten Führerin Mary Baker Eddy in dem Maße kostbarer werden, wie wir die unermeßlichen Tiefen ihrer geoffenbarten Wahrheiten erforschen, um unsern himmlischen Vater und Seine unendlichen Segnungen besser erkennen zu lernen. Die Bibel verheißt in reichem Maße Segnungen, viel Gutes, Frieden und Freude; aber sie lehrt uns, daß die Verleihung dieser Segnungen davon abhängt, daß wir „am ersten nach dem Reich Gottes” trachten.

Wir wissen, daß die leidende Menschheit an dem Punkte angelangt ist, den Mrs. Eddy enthüllt, wenn sie schreibt (Christian Healing, S. 11): „Das sterbliche Gemüt lehnt sich gegen seine eigenen Grenzen auf; der Materie überdrüssig möchte es die Bedeutung des Geistes erfassen”. Wir wissen, daß die Welt in ihrer Not das Himmelreich finden möchte; aber sie weiß nicht, wo es zu suchen ist. Sie fragt, wie die Pharisäer Jesus fragten, nach dem Wo und Woher dieses Reiches, und heute wie damals lautet die Antwort: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch”.

Jesus war sich bei seinem Wirken dieses Reiches beständig bewußt. Daher konnte er der immer gegenwärtigen Versuchung, das weltliche Denken anzunehmen und davon beeinflußt zu werden, widerstehen. Da dieses Reich in seinem Denken aufgerichtet war, spiegelte er eine der Welt unbekannte göttliche Stärke und unfehlbare Herrschaft wider.

In der heutigen, überwiegend materiellen und unter einer Schuldenlast ringenden Welt tut es not, zu der Kraft und Herrschaft Christi Jesu zurückzukehren. Der Meister war sich in erster Linie nur eines unerschöpflichen und ewigen Reichtums bewußt. Daher fehlte ihm nie, was er brauchte. Als er die Brote und Fische mehrte, sahen seine Jünger nur ein hungerndes Volk in einer Einöde. Christus Jesus sah Gottes Kinder, und seine geistige, richtige Anschauung, daß der Mensch immerdar im Reiche Gottes weilt, vernichtete die irrige, begrenzte, menschliche Vorstellung vom Menschen und von Versorgung, und das Volk wurde gespeist.

Es ist wesentlich, daß die Christlichen Wissenschafter immer mehr wie Jesus sehen, daß dieses Reich Gottes im wahren Bewußtsein schon besteht. Wir brauchen es nicht dorthin zu bringen. Wir brauchen uns nur zu der Erkenntnis des kostbaren Besitzes eines reichen geistigen Reiches in uns aufzurütteln und liebevoll gehorsam zu sein, wenn es sich entfaltet und wir von den unendlichen Möglichkeiten des Menschen Gebrauch machen lernen. Und können wir nicht sehen, daß, wenn wir dies tun und überall das Licht und das Verständnis der Dinge Gottes im menschlichen Bewußtsein aufdämmert, der Irrtum Geschäftsstockung nicht mehr das Denken vergewaltigen und die Welt durch Furcht knechten kann und die Menschheit finden wird, daß sie wieder von einer sterblichen Trugvorstellung befreit ist und auf einer höheren Ebene des Lebens und Denkens vorwärts schreitet?

Während also die Welt unter der Annahme, daß großer Arbeitsmangel herrsche, sich abmüht, finden die Christlichen Wissenschafter eine große Arbeit vor. Nie gab es mehr und nie Wichtigeres zu tun. Denn wenn die Christlichen Wissenschafter überall die vor ihnen liegende Arbeit tun, nämlich die Wahrheit des Seins wissen, tragen sie wesentlich dazu bei, die Auffassung der Welt von Geschäft und von wahren Werten zu ändern, so daß die christusähnlichen Fähigkeiten in der Erledigung der Angelegenheiten der Welt auf jedem Gebiet menschlicher Tätigkeit Ausdruck finden werden.

Die Christlichen Wissenschafter freuen sich in der Erkenntnis, daß in der gegenwärtigen Lage zahllose Menschen nach der die Dinge der Welt ersetzenden Gerechtigkeit hungern und dürsten. Und welche Fülle wahrer Substanz, helfenden Trostes und heilender Worte der Wahrheit und der Ermutigung wir zu geben haben! Sollten Christliche Wissenschafter ihren Reichtum nicht nach den ihnen gebotenen Gelegenheiten, anderen zu helfen, in Christi Namen den erfrischenden Becher kalten Wassers darzureichen, bemessen?

Wenn sich der einzelne Christliche Wissenschafter in dem herrlichen Werk, anderen zu einem Schimmer der unerschöpflichen Vorräte des Reiches Gottes zu verhelfen, selber vergißt, werden seine eigenen Probleme gelöst. Nichts kann die Wiederherstellung der Harmonie in seinen eigenen Angelegenheiten verhindern, wenn er nur in diesem großen Liebeswerk, der Menschheit den Weg zum wahren Verständnis von Tätigkeit oder Geschäft im Reiche Gottes zu weisen, den falschen Ichbegriff verliert.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Februar 1934

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.