„Vertraue auf den Ewigen, wenn sich die Schatten verfinstern”. Mit diesen Worten beginnt ein schönes Lied im neuen christlich-wissenschaftlichen Liederbuch. Wie gesegnet doch diejenigen sind, die inmitten irdischer Schatten und im Kampf mit widrigen Umständen — Krankheit, Sünde oder den Folgen der Sünde — auf den Ewigen, auf Gott den Höchsten, vertrauen können, weil sie Seine Güte und Liebe verstehen! Jedermann weiß, wie verwirrend das menschliche Dasein dem Anscheine nach sein kann. Jedermann hat sich mit seinen Problemen befassen müssen. Jedermann hat sicher schon in dem Bemühen, diese Probleme zu lösen, um Führung gebetet. In der ganzen Geschichte des Menschengeschlechts hat das Bedürfnis nach diesem Gebet vorgelegen; denn die Sterblichen sind unaufhörlich auf Schwierigkeiten gestoßen, deren Lösung ohne Hilfe, wie sie glaubten, über ihre Kraft ging.
Gott, das Wesen, an das sich die Menschen zu allen Zeiten in der Not unwillkürlich gewandt haben, ist ihnen allmählich geoffenbart worden. Es hat Jahrhunderte gedauert, bis sie sein Wesen so verstehen lernten, wie sie es heute verstehen können. Und die Offenbarung kam durch Menschen, deren Denken mit Gerechtigkeit, Reinheit und Liebe übereinstimmte; denn nur solchen Menschen konnte das himmlische Gesicht erscheinen, nur sie konnten die heilige Wahrheit hören. Wir von heute, die wir die Lehre der Christlichen Wissenschaft verstehen, sehen es als ein hohes Vorrecht an, daß wir die Erkenntnis Gottes in solch vollem Maße haben. Die Christliche Wissenschaft schätzt jede geistige Wahrheit, die das hebräische Volk kennt, jede geistige Wahrheit, die Christus Jesus lehrte, und sie hat diesen Wahrheiten ihren eigenen Teil göttlicher Offenbarung noch hinzugefügt.
Was ist also das Wesen des Ewigen, das Wesen Gottes, wie die Christliche Wissenschaft es erklärt? Gott ist die unendliche Liebe, das unendlich Gute; und Er ändert sich nie. Gott ist ferner das unendliche Leben, die allmächtige Wahrheit, das allgegenwärtige Gemüt. Hieraus ist ersichtlich, daß es im wahren Sein nichts als Gott und Seine Kundwerdung geben kann. Was folgt aus diesen Wahrheiten? Daß das wirkliche Sein vollkommen ist; und hiemit ist die große Tatsache festgestellt, daß das Böse unwirklich ist. Das bedeutet, daß keine einzige der Heimsuchungen, die das Glück und den Frieden der Menschen zu zerstören scheinen, etwas von Wirklichkeit an sich hat: alle sind nur Trugvorstellungen des sogenannten materiellen Sinnes. Eine sonderbare Lehre? mag jemand fragen. Sonderbar nur für den geistig unerleuchteten Gedanken, aber im Lichte der Gotteserkenntnis, die die Christliche Wissenschaft bringt, unwiderleglich.
Wenn man Gott als die Liebe versteht, erkennt man Ihn als Vater. Jesus nannte Gott seinen Vater. Und welcher Liebreichtum in dem Worte liegt! Die Ringenden, die Leidtragenden haben, wenn sie diese Wahrheit kennen lernen, das Empfinden, als ob Er großes Mitleid mit ihnen in ihrer Trübsal habe; aber wenn sich ihr Verständnis vertieft und sie Seine Allheit wahrnehmen, tritt an Stelle dieses Mitleidsgefühls die überwältigende Überzeugung vom göttlichen Schutz vor allem Übel. Sie haben „auf den Ewigen vertrauen” gelernt! Mrs. Eddy schreibt in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 290): „Vertraue auf Ihn, dessen Liebe dich umgibt”. Was für einfache, tröstende Worte! Ja, Gottes Liebe, Gottes unendliche Liebe umgibt Seine Kinder und segnet sie immerdar.
Im Lichte der Erkenntnis Gottes als Liebe verschwindet das Böse als Wirklichkeit. Und die Wirkung dieses Verständnisses ist die Erkenntnis der Machtlosigkeit der Sünde, mag sie dem sterblichen Sinn auch noch so gräßlich erscheinen. Wenn überdies jemand, der der Sünde frönt, die tatsächliche Unwirklichkeit des Bösen gewahr wird und die Zwecklosigkeit seines Frönens einsieht, tut er Buße — wendet er sich von der Sünde ab und beginnt ein aufrichtiges Leben zu führen. Weltlicher Stolz fällt von ihm ab, und an seine Stelle tritt geistige Sanftmut und macht ihn sittlich mutig und stark.
Die Christliche Wissenschaft ist ein großer Segen für die Menschen, indem sie sie über die Unwirklichkeit des Todes belehrt und ihnen zeigt, daß er nur ein Schatten ist. Der Psalmist sagt mit Bezug auf den Tod im 23. Psalm: „Ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück”; und nun erklärt die Christliche Wissenschaft, die die unbedingte Wahrheit über Gott als das unendliche Leben feststellt, daß der Schatten unwirklich ist. Dieses Verständnis befreit diejenigen, die sich vor dem Tode fürchten mögen, von dieser Furcht und verlängert dadurch ihre Tage. Unsere Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 487): „Das Verständnis, daß Leben Gott, Geist, ist, verlängert unsre Lebenstage, indem es unser Vertrauen auf die todlose Wirklichkeit des Lebens, auf seine Allmächtigkeit und Unsterblichkeit stärkt”.
Die Christlichen Wissenschafter haben großes Gottvertrauen; aber sie wünschen, daß es noch größer wäre. Sie wissen, daß es oft ihre Schuld ist, wenn sie eine Schwierigkeit nicht überwinden können, und daß ihnen ein größeres Verständnis Gottes und Seiner Güte und Liebe, auch größere Gewißheit, daß das Böse in allen seinen Erscheinungsformen unwirklich ist, not tut. Sie sollten sich also bemühen, Gott und Seine beständige liebevolle Beziehung zum Menschen immer besser verstehen zu lernen und die unerschütterliche Gewißheit zu erlangen, daß das Böse nichts ist. Denn dadurch weicht jeder Schatten, verschwindet jedes Leid. „Befiehl dem Herrn deine Wege”, heißt es im 37. Psalm, „und hoffe auf ihn; er wird’s wohl machen”.