Im Prediger Salomo lesen wir: „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde ... schweigen und reden ... hat seine Zeit”. Diese Worte machten auf eine Leserin tiefen Eindruck. Wie oft haben wir etwas voreilig gesagt, was wir lieber nicht gesagt haben möchten! Ja, viel von unserem Verdruß kann auf das Äußern von Irrtum zurückgeführt werden. Der große Wert überlegten, rechten Redens ist immer erkannt worden. Ein altes Sprichwort sagt: „Zähle auf zehn, ehe du sprichst”. Obwohl dies hilfreich sein mag, stellt es doch keinen Maßstab für die Beschaffenheit unserer Gedanken und Worte auf. Um aufbauend zu reden, muß die Quelle des gesprochenen Wortes, wahres Denken, erkannt werden.
Jakobus sagt: „Die Zunge kann kein Mensch zähmen”. Diese bündige Erklärung bedeutet, daß die Zunge nicht durch menschlichen Willen gezähmt werden kann. Um es zu vollbringen, müssen wir uns an eine höhere Macht wenden. Wir brauchen nicht zu verzagen, wenn wir infolge von Eigendünkel und Rechthaberei zuweilen straucheln; denn die Zunge kann in dem Verhältnis, wie wir des Menschen wirklichen, geistigen Stand erkennen und behaupten, gezähmt, zum Schweigen gebracht und der Wahrheit gehorsam gemacht werden.
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott, der Geist, der einzige Schöpfer ist, und daß der Mensch, Gottes Bild und Gleichnis, geistig ist. Somit sehen wir, daß wirkliche Unterhaltung geistig ist — das ist, was Gutes verkündigt. Wir werden in der Bibel ermahnt: „Wandelt nur würdig dem Evangelium Christi”.
Wer bestrebt ist, nur die geistige Schöpfung einschließlich des geistigen Menschen als wirklich zu sehen, wiederholt keine irrigen, sterblichen Behauptungen, sondern ist jederzeit bemüht, alles zu vernichten oder zu berichtigen, was die Eintracht von Freunden, Kirchen oder Gemeinden beeinträchtigen oder zerstören könnte. Unsere Führerin schreibt in „Miscellaneous Writings” (S. 346): „Es ist eine Regel in der Christlichen Wissenschaft, nie Irrtum zu wiederholen, es sei denn, daß es notwendig wird, um die Wahrheit ans Licht zu bringen”.
Zu den schädlichen Erscheinungsformen irrigen Redens gehört das Kritisieren. Um sich der zum Lösen von Problemen und für den Fortschritt in der Christlichen Wissenschaft nötigen geistigen Kraft bewußt zu bleiben, muß man sein Bewußtsein von vernichtendem Tadel, von Bosheit und Neid frei halten. Unrechte Gedanken und Äußerungen über andere sind in der Tat Hindernisse für uns selber. Das Zähmen der Zunge löst sich in einen Vorgang der Vergeistigung unseres Denkens auf, und dies erfolgt durch gewissenhaftes Ergründen und Anwenden der aus der Bibel in Verbindung mit dem christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch gelernten Wahrheiten.
Christus Jesus sprach stets mit großer Weisheit. Es wird berichtet, daß er sich zuweilen weigerte, auf Fragen zu antworten, da er offenbar erkannte, daß bloße Worte voreingenommenem Denken gegenüber nutzlos sind. Als er vor den hohen Rat geführt und gefragt wurde, ob er Christus sei, sagte er: „Sage ich's euch, so glaubt ihr's nicht”. Alle berichteten Aussprüche Jesu lassen erkennen, daß er bei allen seinen Erklärungen von Gott regiert war.
Vertieft man sich in die Schriften unserer Führerin, so staunt man über die wunderbare Wahl ihrer Worte und Erklärungen betreffs der Wahrheit, und man sieht, daß ihr Denken vom göttlichen Gemüt regiert war. Wenn wir gewissenhaft danach trachten, unser Denken und unsere Unterhaltung zu läutern, werden wir ein leuchtendes Beispiel für andere und helfen auch der Welt ihre Lasten erleichtern. Auf Seite 339 in „Miscellaneous Writings” schreibt Mrs. Eddy: „Wenn sich die Menschen in ihrer Unterhaltung auf Gegenstände beschränkten, die von Nutzen sind, würde das, was nach der Äußerung des Johannes einmal im Himmel geschah, sehr häufig auf Erden geschehen,— es würde eine halbe Stunde lang Schweigen herrschen”.
