Auf Seite 361 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mrs. Eddy: „Geistige Ideen entfalten sich, wenn wir fortschreiten”. Die Bedeutung dieser Worte entfaltete sich zwei Schülerinnen der Christlichen Wissenschaft in weiterem Sinne, als sie eines Abends bei völliger Dunkelheit auf einer Landstraße fuhren, wo keine Straßenbeleuchtung und weit und breit kein Haus war. Nur das Licht der Wagenlaternen durchdrang eine verhältnismäßig kurze Strecke weit die Dunkelheit,— darüber hinaus war ungewisse Finsternis!
Trotzdem zögerten sie nicht. Die Wagenlenkerin wußte, daß beim Weiterfahren die unbekannte Finsternis jenseits der augenblicklich sichtbaren Strecke durch das Licht des Wagens aufgehellt und daher der Weg offen vor ihr liegen würde, so daß sie alle Windungen, Steigungen oder Hindernisse auf der Straße zeitig genug würde entdecken können, um den Wagen richtig zu lenken. Daher fuhr sie mit unverminderter Geschwindigkeit stetig weiter.
Wie oft werden wir, wenn wir mit Hilfe der Christlichen Wissenschaft die Lösung eines Problems suchen, entmutigt, furchtsam, ja sogar untätig, weil wir nur eine ganz kurze Strecke weit voraussehen können! Nachdem wir vielleicht ernstlich zum göttlichen Gemüt um Führung gebetet haben und schon für die Entfaltung des ersten Schritts dankbar sind, zögern wir, nur weil wir noch nicht wissen, was der nächste Schritt sein wird.
Sollten wir nicht erkennen, daß, da „Licht ein Symbol des Gemüts, des Lebens, der Wahrheit und der Liebe ist” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 510), wir dieses Licht immer bei uns haben, und daß, wenn wir in dem schon empfangenen Lichte zuversichtlich vorwärts gehen, die vor uns liegende Finsternis verschwinden muß und die nötigen weiteren Schritte uns zur rechten Zeit geoffenbart werden? Hätte die Wagenlenkerin geglaubt, daß es gefährlich sei, weiterzufahren, weil sie nur einige hundert Fuß weit sehen konnte, und daß sie daher lieber warten wolle, bis es heller würde, so wäre sie in jener Nacht nicht weitergekommen.
Hätten sich bei jener denkwürdigen Gelegenheit, als die Kinder Israel am Ufer des Roten Meeres standen, die Wasser für sie geteilt, wenn Mose dem empfangenen Licht nicht gefolgt und dem Gebot Gottes: „Sage den Kindern Israel, daß sie ziehen”, nicht gehorsam gewesen wäre? Aber sobald sie den Schritt unternahmen, der ihnen geoffenbart worden war, öffnete sich der Weg, daß sie hindurchziehen konnten.
Hätte Elia nur auf den geringen materiellen Vorrat der Witwe gesehen, so hätte sein Ersuchen, ihm davon zu geben, ihm wohl unbillig erscheinen können. Aber da Gott ihn diesen ersten Schritt gewiesen hatte, unternahm er ihn in dem Bewußtsein, daß Gottes voller Plan ans Licht kommen werde und niemand arm machen könne. Infolgedessen wurde nicht nur sein, sondern auch der Witwe und ihres Haushalts vorübergehendes Bedürfnis an Nahrung befriedigt.
Christus Jesus stand am Grabe des Lazarus der vielleicht allerschwärzesten Finsternis gegenüber; denn „der letzte Feind” ist das Gegenteil der größten Wahrheit, des ewigen Lebens. Wäre Lazarus wohl aus dem Grabe herausgekommen, wenn Jesus gezögert hätte, den ihm von Gott geoffenbarten Schritt zu unternehmen und bestimmt zu rufen: „Lazarus komm heraus!”? Hätte unsere Führerin dazu berufen werden können, die große christlich-wissenschaftliche Bewegung mit ihren unermeßlichen Segnungen für die Menschheit ins Leben zu rufen, wenn sie nicht jeden Schritt, wie er sich ihr entfaltete, unternommen hätte?
Viele Schüler der Christlichen Wissenschaft beweisen heute, daß sie in dem nach aufrichtigem Gebet um göttliche Führung empfangenen Lichte in der Tat im vollsten Vertrauen, daß alle künftigen Schritte ihnen zur rechten Zeit entfaltet werden, vorwärts gehen können. Dadurch verwirklichen sie einigermaßen die Wahrheit der Erklärung in Wissenschaft und Gesundheit (S. 444): „Schritt für Schritt werden diejenigen, die ihr Vertrauen auf Gott setzen, finden, daß ‚Gott ... unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten‘ ist”.
So schwarz auch die Finsternis jenseits der von den Wagenlichtern erhellten Wegstrecke geschienen hatte, sie verschwand in dem Augenblick, als das Licht darauf fiel. Ebenso sicher wird jedes Problem, so finster und unheildrohend es auch scheinen mag, vor dem Lichte wahren Verständnisses verschwinden. Viele Christliche Wissenschafter in der ganzen Welt bezeugen, daß „Geschwülste, Geschwüre, Tuberkeln, Entzündung, Schmerzen, mißgestaltete Gelenke wache Traumschatten, dunkle Bilder des sterblichen Gedankens sind, die vor dem Licht der Wahrheit fliehen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 418). Ebenso haben viele bewiesen, daß sich ihnen in der Stunde bitterster Not, wo sie, bildlich gesprochen, vor dem Roten Meer standen, bedrängt von den verfolgenden Ägyptern — Sünde, Krankheit, Tod, Haß, Bosheit, Unentschlossenheit, Unzufriedenheit, Ungerechtigkeit, Furcht, Mutlosigkeit — jenen Unwahrheiten, von denen sie mit Recht Befreiung beanspruchen, der Weg geöffnet hat, wenn sie in größtem Vertrauen dem göttlichen Gebot, vorwärts zu gehen, gehorsam waren. Denn was kann Furcht und Mißklang vor dem Lichte zuversichtlichen Verständnisses anderes tun als verschwinden? Gegensätze wie Furcht und Vertrauen können unser Bewußtsein nicht gleichzeitig erfüllen.
Wie ermutigend es doch ist zu wissen, daß wir in dem Verhältnis, wie wir auf das Verständnis der in unseren Lehrbüchern, der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit, enthaltenen großen Wahrheit Anspruch erheben, unaufhaltsam, freudig und mutig vorwärts gehen können in dem vollen Vertrauen, daß das Licht der Wahrheit uns vorangeht, um die Finsternis zu vertreiben, die Nichtsheit alles dessen, was Gott, dem Guten, unähnlich ist, zu beweisen!
