Eine Haltung, von der gesagt wird, daß sie die wahrhaft Großen und zugleich Demütigen kennzeichne, ist die des Horchens. Sie ist eine Art Erwartung, die sich nach der Entfaltung anregender Ideen vom göttlichen Geist sehnt und ruhig darauf wartet. Mose horchte auf die Stimme Gottes und hörte sie, ebenso Elia, Jesaja und andere Propheten. Dann kam Jesus, der nur auf die Stimme des Vaters horchte, nur sie hörte und sagte: „Ich kann nichts von mir selber tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist recht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern des Vaters Willen, der mich gesandt hat”. In dieser wie in jeder andern Hinsicht sollte Jesus unser Wegweiser sein. Für unsere Führerin war er der Wegweiser, und wie sie sollten wir bestrebt sein zu horchen, wie Jesus horchte; und mit ihr sollten wir sagen: „Auf Deine Stimme will ich horchen” (Miscellaneous Writings, S. 398; Gedichte, S. 14).
Rechtes Horchen fordert Achtsamkeit. Wir dürfen uns sehr wohl fragen, worauf wir achten. Wenn wir auf die Ansprüche des materiellen Sinnes achten, horchen wir offenbar nicht auf den Geist; denn der Geist und die Materie sind Gegensätze. Horchen wir auf die Vorwände der Furcht, des Neides, des Hasses, der Krankheit, des Mangels, des Hochmuts und dergleichen? Diese sind sicher nicht wert, beachtet zu werden. Denn es sind gottlose Lügen; es ist nichts Gottähnliches in ihnen. Sie versuchen vorzutäuschen, daß Gott, die Liebe, nicht in Seiner eigenen Schöpfung sei. Mrs. Eddy schreibt (Unity of Good, S. 11): „Jesus ließ sich nicht zum menschlichen Bewußtsein noch zum Augenschein der Sinne herab. Er achtete nicht auf den Hohn: ‚Diese verdorrte Hand sieht sehr wirklich aus und fühlt sich sehr wirklich an‘, sondern er schnitt dieses eitle Prahlen ab und vernichtete den menschlichen Hochmut dadurch, daß er den materiellen Augenschein beseitigte”. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, der Versuchung oder dem Hohn des sterblichen Gemüts nicht nachzugeben, sondern auf das göttliche Gemüt zu horchen.
Horchen bedeutet auch Aufmerksamkeit schenken; daher dürfen wir uns sehr wohl fragen, wieviel von unserer Aufmerksamkeit wir dem Göttlichen, der Wahrheit, schenken. Horchen wir auf die Wahrheiten des Seins, wie die Christliche Wissenschaft sie erklärt? Widmen wir dem Nachdenken über die Lektionspredigt im christlich-wissenschaftlichen Vierteljahrsheft genügend Zeit? Hören wir in der Kirche auf den geistigen Inhalt des Gottesdienstes, anstatt das Denken — vielleicht tadelnd — bei Äußerlichkeiten und geringeren Betrachtungen verweilen zu lassen? Wenn wir, menschlich gesprochen, nicht genügend hören, mag es davon kommen, daß wir „den Sorgen, [dem] Reichtum und [der] Wollust dieses Lebens”, wie Jesus sie nannte, oder den Ansprüchen der Persönlichkeit zuviel Beachtung schenken.
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