Wachsame und pflichtgetreue Christliche Wissenschafter gründen ihr Denken beständig auf das erste Gebot. Sie nehmen die göttliche Tatsache, daß es nur einen Gott, eine Macht — das unendlich Gute — gibt, vorbehaltlos an. In Wirklichkeit gibt es keine böse Macht; denn „wo Obrigkeit ist, ist sie von Gott verordnet”, und sie ist stets wohltätig.
Heute ist vielleicht die heimtückischste Art des Zweifels an Gottes Macht der Zweifel hinsichtlich Versorgung. Es ist daher sofortige und beständige Wachsamkeit erforderlich, damit das Denken von der Wahrheit, daß Fülle von Gott, der einen unendlichen Quelle stammt, erfüllt bleibt; von der Wahrheit, daß Fülle allumfassend, unbegrenzt und immer überall ist, wo wir sind; daß der allgemeine mesmerische Glaube an Mangel uns Gottes Fülle nicht vorenthalten kann; keinen Zweifel an der Allgegenwart des Guten in uns erwecken kann; uns nicht zu dem Glauben verleiten kann, daß wir außerhalb des unendlichen Ausgießens der Fülle seien.
Die ewige Tatsache in Gottes Weltall ist das unendlich Gute, im Überfluß vorhandener Reichtum, unbegrenzte, unaufhörliche Substanz. Da Gott die Quelle der Versorgung ist, ist sie stets unendlich, stets gegenwärtig, stets verfügbar. Kein Zustand des sterblichen Gemüts oder der Weltlage hat das Gute, das dem Menschen von Gott zufließt, je auch nur einen Augenblick aufgehalten. Wenn es also den Anschein hat, daß es aufgehört habe oder unterbrochen worden sei, so sind diese Einflüsterungen ganz unwahr. Und wenn wir dies wissen, kann nichts uns zwingen, diese gegen uns und unser Wohlergehen gerichteten Gedankenbeeinflussungen anzunehmen; denn wir verstehen die Fortdauer der Fülle und das Wesen des einen Gottes, der unwandelbaren Liebe.
Gerade dort, wo der sterbliche Sinn Mangel, Geschäftsstockung und Hemmung des Guten zu sehen glaubt, ist unbegrenzter Reichtum, Gutes im Überfluß, jeden Augenblick frische, vom unaufhörlichen Wirken der göttlichen Liebe kommende, vollkommene Gelegenheit vorhanden. Der allgemeine Mesmerismus hat sie keinen Augenblick aufgehalten. Gott ist nicht in weiter Ferne, sondern gerade hier, wo wir uns jetzt befinden, ist die tätige, wirksame, lebendige Liebe, die Seine Fülle kennt, die Seinen unveränderlichen Überfluß erzeugt und nichts Geringeres als unendlichen Reichtum verleiht. Was uns also not tut, ist, dies zu sehen, uns dieser Tatsache bewußt zu bleiben.
Was wir als wirklich anerkennen und als wirklich sehen, scheint uns wirklich. Wie wesentlich es also ist, die Fülle, die Gott kennt und erzeugt, unbeirrt zu sehen! Wie ungemein wichtig es doch ist zu sehen, daß Gott die Quelle, die einzige fortdauernde Quelle der Versorgung ist, und die Einflüsterung zu widerlegen, daß die Materie oder irgend ein materieller Zustand oder eine Person die Quelle der Versorgung sei! Jeremia könnte ebenso gut zu uns in der gegenwärtigen Zeit sagen: „So spricht der Herr: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verläßt und hält Fleisch für seinen Arm und mit seinem Herzen vom Herrn weicht. Der wird sein wie die Heide in der Wüste und wird nicht sehen den zukünftigen Trost, sondern wird bleiben in der Dürre, in der Wüste, in einem unfruchtbaren Lande, da niemand wohnt”. Auf dieses Jammerbild folgt jedoch die schallende Versicherung des wissenschaftlichen Denkers: „Gesegnet ist der Mann, der sich auf den Herrn verläßt, und des Zuversicht der Herr ist. Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt und am Bach gewurzelt. Denn obgleich eine Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün, und sorgt nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern er bringt ohne Aufhören Früchte”. Hier ist beschrieben, was die natürliche und unvermeidliche Folge ist, wenn man Versorgung von Gott und nur von Ihm erwartet.
Schon vielen gab das Erlebnis der Hagar, die glaubte, in der Wüste verdursten zu müssen, große Anregung. Aber der Engel Gottes, der Wahrheit, sprach zu ihr und sagte: „Was ist dir, Hagar? Fürchte dich nicht”. Ihre Empfänglichkeit für die Wahrheit vertrieb die Furcht; dann wurden ihr die Augen geöffnet, „daß sie einen Wasserbrunnen sah”. Wo Wüste zu sein schien, wurden ihr, als sie die Wahrheit ihre Furcht vernichten ließ, die Augen geöffnet, daß sie die Quelle des Guten, die überfließende Versorgung, die immer dort gewesen war, sah. Sie brauchte nicht anderswohin zu gehen, um Versorgung zu finden; sie brauchte nur auf Gott zu horchen, die Furcht abzuweisen und die Augen für die Allgegenwart des Guten zu öffnen.
Fülle ist heute ebenso vorhanden wie damals. Hier, gerade wo wir sind, in der Wüste des Glaubens der Welt an Mangel, steht uns der überfließende Brunnen mit seinem unbeschränkten Reichtum zur Verfügung, wenn wir den in der Geschichte Hagars geschilderten mentalen Vorgang befolgen: Gott anrufen, dadurch jede Spur von Furcht verlieren, die Augen aufmachen und das gegenwärtige Gute sehen. Weisen wir jedes Furchtargument ab, und lassen wir uns von Gott die Augen öffnen, daß wir das Gute, den unerschöpflichen Brunnen des Guten, sehen, den Er für uns gerade dort hat, wo wir sind!
Was der Geschäftswelt heute not tut, ist, daß sich jeder so in Zucht hält, daß er nichts als die Vollkommenheit des Gesetzes Gottes und der Liebe Gottes in sein Bewußtsein einläßt. Dies erfordert andächtige Wachsamkeit; denn die irrige Auffassung von Geschäft scheint so beharrlich zu sein, daß man sehr auf der Hut sein muß, um fortwährend die reiche, überfließende, unaufhörliche Vollkommenheit von Gottes Geschäft, dem Geschäft des Guten, zu sehen. Wenn wir es aber tun, werden uns wie der Hagar die Augen geöffnet, und wir sehen den überfließenden Brunnen des Guten.
Wenn Christliche Wissenschafter eine Krankheit behandeln, glauben sie nicht, daß eine wirkliche Krankheit zu heilen sei, sondern sie sehen die Gegenwart der vollkommenen Gesundheit und Harmonie; denn im Reiche der Wirklichkeit gibt es keine Krankheit. Dies trifft auf eine weitverbreitete Seuche ebenso zu wie auf Einzelfälle. Ganz genau so sollten wir uns bei allgemeiner Furcht in der Geschäftswelt verhalten. Es gibt keinen Augenblick, wo Gottes Fülle weniger als vollständig und überfließend ist.
Gott sorgt für vollkommene Fülle des Guten und für nichts Geringeres. „Seele hat unendliche Mittel, mit denen sie die Menschheit segnet”, lesen wir in Wissenschaft und Gesundheit (S. 60); und wir müssen die Gegenwart der unendlichen Mittel Gottes hier und jetzt anerkennen. Kein Weltmesmerismus hat je auch nur einen Augenblick den grenzenlosen Strom des unendlich Guten aufgehalten oder vermindert. In Gottes Weltall, wo wir in Wirklichkeit weilen, ist für jedes Kind Gottes unendliche, reiche Versorgung vorhanden. Wir wissen, daß, wenn wir für Gottes Offenbarung in der Christlichen Wissenschaft empfänglich sind, uns kein mesmerischer Glaube an Mangel verstricken kann; denn Gott hat uns die unwandelbare Größe Seiner Fülle geoffenbart und uns dadurch von dem Glauben befreit, daß es Mangel an Gutem geben könne. In dem Verhältnis, wie wir uns an Gott wenden und keine anderen Götter haben, wissen wir, daß es keine Macht — keinen falschen Gott — gibt, die uns diese Fülle rauben kann.
Diese vollkommene Fülle der Wirklichkeit ist im 5. Buch Mose folgendermaßen beschrieben: „Denn der Herr, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Brunnen und Seen sind, die an den Bergen und in den Auen fließen; ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel sind, ein Land, darin Ölbäume und Honig wachsen; ein Land, da du Brot genug zu essen hast, da dir nichts mangelt”.
