Die inspirierte Definition von „Kirche” auf Seite 583 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mrs. Eddy läßt auch auf das Wesen und die Autorität des wahren Kirchenmitglieds schließen. Aus dieser Definition lernen wir verstehen, daß der Bau der Kirche in Gott, in der Wahrheit und der Liebe, ist und auf dem göttlichen Prinzip beruht. Diese ewige Kirche ist also voller Tätigkeit, Vision und Herrschaft; Müßigkeit, Sünde, Armut, Krankheit und falsches Denken können unmöglich Zugang zu ihr finden. Diese Kirche bietet der Menschheit Zuflucht vor aller Sünde, aller Qual, Krankheit, Abtrünnigkeit, allem Mißerfolg.
Es hilft dem Christlichen Wissenschafter, zu erkennen, daß das wahre Kirchenmitglied, Mitgliedschaft im höchsten Sinne aufgefaßt, diese Kirche in Tätigkeit darstellt, und daß daher Kirchenmitglied und Kirche unzertrennlich sind. In diesem Lichte gesehen, ist jedes Mitglied für die Fülle geistiger Eingebung empfänglich und auch fähig, die Heilkraft des unendlichen Gemüts im höchsten Maße auszudrücken.
Die noch nicht ausgerotteten Irrtümer des sterblichen Gemüts gehören offenbar nicht zur Kirche. Man sollte sie daher nie in seine wissenschaftliche Beurteilung des Kirchenmitglieds einschließen, da etwas, was kein Teil der Kirche ist, tatsächlich kein Teil des wirklichen Mitglieds ist. Das harmonische Verhältnis der Kirchenmitglieder untereinander beruht darauf, daß sie die Wahrheit und die Liebe widerspiegeln; und der Beweis dieser grundlegenden Einigkeit wird in dem Maße, wie sie erkannt wird, in gesinnungstreuer Zusammenarbeit erbracht. Das Selbst wird dem Allgemeinwohl untergeordnet. Gerade wie sich Bergsteiger vor dem Erklimmen von Höhen sicherheitshalber zusammenseilen, um einen Gefährten, der für den Augenblick straucheln sollte, sofort zu halten, so sollten Mitglieder der christlich-wissenschaftlichen Kirche, die miteinander geistige Höhen über den Wolken der Sinne ersteigen, Gefährten, die beim Aufstieg gestrauchelt sind, oder deren Blick in Bezug auf Kirche vorübergehend getrübt ist, kräftig unterstützen. In einer solchen Lage kommen ihnen wachsame Mitglieder dadurch zu Hilfe, daß sie ihre eigene Vision Gott und dem Menschen gesinnungstreu erhalten.
Paulus schreibt: „Denn gleicherweise als wir in einem Leibe viele Glieder haben, aber alle Glieder nicht einerlei Geschäft haben, also sind wir viele ein Leib in Christo, aber untereinander ist einer des andern Glied”. Beim Zusammenarbeiten, z. B. beim Aufstellen und Ausführen von Kirchensatzungen, bei Beamtenwahlen, bei der Auswahl des Bauplatzes, der Entwürfe und der Rohstoffe,— wobei menschliche Ansicht stets Verwirrung und Zwietracht zu stiften sucht-— sollte man im Denken unerschütterlich an der Einheit der wahren Kirche und ihrer alles durchdringenden Heiligkeit festhalten. Dann werden sich die Ziele und Beschlüsse der Mitglieder durch geduldiges Bemühen über den Widerstreit menschlicher Ansicht zu der völligen Übereinstimmung geistiger Einheit erheben.
In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1900 (S, 12. 13) schreibt Mrs, Eddy: „Die nikolaische Kirche bietet ein Bild großer Streitlust, die bereit ist, die Einheit und die Reinheit der Kirche zu zerstören”. Sollten die Mitglieder dem Eifer und der Verwirrung widerstreitender Ansichten begegnen, so sollten sie einmütig den Versuch des Irrtums, ihren Blick für die wahre Kirche und das wahre Kirchenmitglied zu trüben, bloßstellen und ihm widerstehen. Die Einheit der Wahrheit und des wahren Denkens bietet Schutz vor diesem unheilstiftenden Einfluß. Die Selbstüberhebung des sterblichen Gemüts, die sich gern blindlings an persönliche Ansichten klammert, muß aufgedeckt und gezwungen werden, sich einer weit größeren Wichtigkeit zu fügen, nämlich seiner Kirche mit Umsicht, mit Hingebung und stets im Geiste der Wahrheit und der Liebe zu dienen. Dadurch kann die ganze Mitgliedschaft in der Erhabenheit des göttlichen Gemüts vor der Kleinlichkeit des sterblichen Gemüts Zuflucht finden. Die sterblichen Annahmen Furcht, Neid, Verurteilung, Herrschsucht sind wertlose, zwecklose Lügen, die weder Gott noch dem Menschen, weder Christus noch dem Christentum, weder der Kirche noch dem Kirchenmitglied anhaften, und wer Gott „im Geist und in der Wahrheit” anbetet, läßt sich nicht verleiten, sie zu beherbergen. Wenn jedes Mitglied einsichtsvoll und unablässig für das eine Gemüt, das eine göttliche Prinzip, zeugt, strömt geistiges Licht ein, und die Herrschaft Gottes, des Guten, wird offenbar. Ein Dichter des 16. Jahrhunderts schrieb:
„Wer könnte eine heiligere Kirche finden,
Als Gott in seiner Seele zu haben?”
Immer und immer wieder sollten wir im Gebet unser Denken mit Gott, der unumschränkten göttlichen Liebe, in jeder Prüfungsstunde vereinigen und nicht vom Geiste der Brüderschaft abweichen. Der stille Sieg der Wahrheit über den Irrtum im Bewußtsein des einzelnen fördert den Gesamtsieg der Kirche, da „einer des andern Glied ist”.
Die christlich-wissenschaftliche Kirche, die sich über die ganze Erde erstreckt, bringt Menschen aus vielen Völkern in die Gemeinschaft geistiger Brüderschaft. Sie löst Rassen- und Glaubensfragen, über die sich die Menschheit seit Jahrhunderten den Kopf zerbricht. Es ist genug Gottseligkeit für alle vorhanden, und der Glaube an Persönlichkeit verschwindet, wenn die Schönheit der Individualität zum Vorschein kommt. Die Kirche Christi, Wissenschafter, ist keine irdische Erscheinung. Weltlicher Angriff und Ansturm können ihr nichts anhaben, weil sie auf das göttliche Prinzip gegründet ist; und der Segen des Gehorsams gegen das Prinzip ruht auf jedem gesinnungstreuen Mitglied.
Der Christliche Wissenschafter findet, daß seine Mitgliedschaft durch Beweis, durch freudige Wiedergeburt, durch Verlaß auf das göttliche Gemüt sowohl hinsichtlich der Gestaltung als auch der Erfüllung aller seiner Wünsche, Ziele und Absichten zustande kommt. Mit seinem Beitritt zur christlich-wissenschaftlichen Kirche hat er sich verpflichtet, in seinem täglichen Leben die Tatsache der Allmacht des Guten und des daraus folgenden Nichtbestehens der Sünde, der Krankheit und des Todes zu beweisen,
Die unbestrittene Herrschaft der Kirche kommt von Gott, dem ewigen göttlichen Prinzip, das nicht zerfallen, nicht gehemmt oder erschüttert werden kann. Von dem äußerlichen Tempel konnte Jesus wohl sagen: „Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde”. Aber in dem auf der göttlichen Liebe, dem unendlichen Gemüt errichteten unsichtbaren Tempel wohnen immerdar Intelligenz, der Friede der Geistigkeit, die Reinheit der Substanz. Die wahre Kirche, die dem reinen Bewußtsein unserer Führerin geistig geoffenbart wurde, zieht die tiefsten Bestrebungen der Menschheit unaufhaltsam zu Gott hin und segnet sie. In „Miscellaneous Writings” (S. 149) spricht sie von „einem Erschauen der neuen Kirche, die vom Himmel herabkommt, deren Altar ein liebevolles Herz, deren Abendmahl Gemeinschaft mit Heiligen und Engeln ist”.
