Vor langer Zeit wurde ein Mädchen oft hinausgeschickt, Holzspäne zum Anmachen des Feuers aufzulesen. Wenn sie in die Holzkammer kam, wollte es ihr scheinen, als ob keine Späne dort wären, die aufzuheben sich lohnte. Als sie sich aber bückte, um den größten aufzuheben, sah sie da noch einen und dort wieder einen, und bald war ihr Körbchen voll. Indem sie so die nächstliegende Pflicht erfüllte, wurde sie belohnt.
Sie glaubte, sie gehe nicht gern in die Schule und habe keine Freude am Lernen, sondern bemühe sich um ein gutes Zeugnis, weil ihre Mutter es erwartete. Später war sie froh, daß sie bestrebt war, fleißig zu sein, und verstanden hatte, wie man lernt; denn nun war sie um der Kenntnisse willen wißbegierig. Die mentale Schulung, das Nächstliegende zuerst zu tun, hatte ihr diesen Weg erschlossen, ohne den sie, wie sie jetzt weiß, nicht so glücklich und nicht so nützlich geworden wäre.
Seit ihrer Schulzeit hatte sie beständig viel Zeit damit zugebracht, sich mit verschiedenen Fächern zu befassen. Als sie aber auf die Christliche Wissenschaft aufmerksam wurde, fand sie im Ergründen dieser Wissenschaft solche Befriedigung, daß sie sich jeden Tag stundenlang in das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch vertiefte. Zuerst brachte sie viel Zeit damit zu, es mit der Bibel zu vergleichen, um zu sehen, ob die Erklärungen wirklich maßgebend wären. Sie kam bald zu der Überzeugung, daß jede Erklärung auf der göttlich eingegebenen Heiligen Schrift beruht. Im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” hat Mrs. Eddy in wunderbarer Weise die Bibel nicht nur zu einem beliebten und angesehenen Buch, sondern auch mehr als je zu einem Führer für das tägliche Leben gemacht.
Wenn wir eine Reise in ein unbekanntes Land antreten, ziehen wir einen Reiseführer zu Rate. Bei unserer Wanderung durch einen noch unerforschten Tag finden wir, daß wir in unseren Führern, der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit, auf den besten Weg hingewiesen werden, und daß wir durch Gehorsam mit Freuden und zu unserem Vorteil das tun, was sich am meisten lohnt.
Wir müssen selbstverständlich von dem Punkte ausgehen, wo wir in unserer geistigen Entfaltung stehen. Wir können nicht vom Gesichtspunkt eines andern aus sehen; aber andere, die auf dem Wege schon weiter voran sind, können uns die wichtigsten Plätze, die sie gesehen haben, nennen und die besten Wege angeben. Unsere Führer sind zuverlässig; sie machen uns auf den rechten Weg aufmerksam und füllen unser Denken so mit der Wahrheit, daß Umwege nichts Verlockendes für uns haben. In Wissenschaft und Gesundheit wird uns gesagt (S. 454): „Liebe inspiriert, erleuchtet, bestimmt und führt den Weg”.
Das erinnert uns an die große Kerze, die den Gruppen, die die Katakomben besichtigen, vorangetragen wird. Jeder Besucher erhält selber eine kleine Kerze, um ihn zu beruhigen, daß er, wenn er die große Kerze vorübergehend aus den Augen verlieren sollte, bald um eine Ecke kommen und ihr Licht wieder sehen wird. Wenn wir auf unserer Wanderung manchmal irre zu werden scheinen oder nicht vertrauen wollen und mutlos werden, wird uns irgend eine Wahrheit in unseren Lehrbüchern zu Hilfe kommen. Dann gehen wir gern um die mentale Ecke und erkennen, daß das Licht immer hier ist, uns zu führen und zu segnen.
Christus Jesus sagte: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen”. Er hatte seine Nachfolger gerade vorher ermahnt, sich nicht um Nahrung und Kleidung — um materielle Dinge — zu sorgen. Unsere geliebte Führerin sagte dasselbe mit andern Worten (Wissenschaft und Gesundheit, S. 496): „Du wirst begreifen lernen, daß es in der Christlichen Wissenschaft die erste Pflicht ist, Gott zu gehorchen, ein Gemüt zu haben und den Nächsten zu lieben wie dich selbst”.
Haben wir nicht schon bemerkt, wie viel glatter die Aufgaben des Tages getan werden, wenn wir den Tag mit liebevollen Erwartungen angefangen haben? Und haben wir nicht auch gefunden, wenn wir uns Zeit genommen haben, uns in die Lektionspredigt im christlich-wissenschaftlichen Vierteljahrsheft zu vertiefen und versuchten, sie mit Selbstbeherrschung und Gehorsam anzuwenden, daß geringfügige Verdrießlichkeiten nicht so zahlreich sind wie zu anderen Zeiten?
Wenn wir einen neuen Tag antreten, mag es den Anschein haben, als ob er uns keine wirklich anziehende Aufgabe biete. Wir müssen jedoch einen Anfang machen; und wenn wir uns für die erste Ausgabe entschieden und sie so gut und so liebevoll wie möglich ausgeführt haben, werden sich die anderen Aufgaben in erfreulicher Beziehung zum Ganzen entfalten. Oft kann uns der „alltägliche Kreislauf, die gewöhnliche Ausgabe” auf anziehendere, befriedigendere Arbeit vorbereiten.
Unser Weg durch die meisten Tage hindurch mag aussehen, als ob er mit unwichtigen und wenig ansprechenden Pflichten ausgefüllt sei. Betrachtet man aber jede als Teil des gewaltigen Ganzen, ein rechtes Leben zu führen, so werden wir durch Liebe zu dem einen oder zu den vielen, denen unser selbstloser Dienst zugute kommt, zur Tätigkeit ermuntert. Fast jedermann kann sich aufraffen, um den großen, außerordentlichen Anfechtungen des Lebens entgegenzutreten; aber jedem kleinen Problem mit siegesgewissem Lächeln entgegentreten können, heißt ein wahrer Held sein.
