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Er kann nicht fortdauern

Aus der April 1936-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Mission der Christlichen Wissenschaft ist, Sünde durch deren Vernichtung zu heilen. Sünde kann nur durch geistiges Verständnis geheilt werden, gerade wie Finsternis nur durch Licht vertrieben werden kann. Irrtum jeder Art ist der Glaube, daß Gott nicht gegenwärtig sei, ebenso wie Finsternis die Abwesenheit des Lichts ist (vgl. Wissenschaft und Gesundheit, S. 215). Wenn also die Allgegenwart der Wahrheit, des Lebens und der Liebe erkannt wird, wird der eindringende Irrtum nicht nur beiseite geschoben oder vertrieben, sondern sogar vernichtet, genau wie die Finsternis der Nacht durch das anbrechende Tageslicht vernichtet wird. Sie versteckt sich nicht, noch begibt sie sich nicht an einen andern Ort: sie besteht offenbar nicht mehr. Der Irrtum kann nicht fortdauern; denn, wie Mrs. Eddy in „Unity of Good” (S. 24) schreibt: „Der Geist ist das einzige, was ewiglich währet”.

Das Heilen von Krankheit in der Christlichen Wissenschaft beruht auf der Berichtigung oder Vernichtung der falschen Annahme, daß ein Mensch krank sei. Sie kommt dadurch zustande, daß das menschliche Bewußtsein die ewige Tatsache erfaßt, daß der zum Bild und Gleichnis Gottes geschaffene Mensch nicht krank ist, nie krank war und nie krank sein kann, sondern stets gesund ist; daß er nicht mangelhaft, sondern vollständig, nicht unharmonisch, sondern harmonisch ist. Dieser Tatsache steht eine Gruppe von fünf Zeugen oder Sinnen gegenüber, deren Zeugnis eindrucksvoll und ihrem eigenen Maßstabe nach unwiderleglich ist; aber ihr Zeugnis ist nicht wahr, und ihre Maßstäbe sind falsch und trügerisch. Die fünf Sinne haben im Reiche des Geistes, wo der wirkliche Mensch lebt, sich bewegt und sein Dasein hat, keinerlei Bestand. Die Wirklichkeit ist nie sinnlich.

Wie sollen wir nun in einem Falle handeln, wo uns die Sinne einen kranken Menschen vorführen, den wir in einen gesunden verwandeln sollen? Der erste Schritt ist, den trügerischen Augenschein von der wirklichen Tatsache zu trennen, mit andern Worten, „die Trennung vorzunehmen”. Diesen bedeutungsvollen Ausdruck gebrauchten vor langer Zeit zum erstenmal einige sehr erfahrene Schüler der Mrs. Eddy, um den Denkvorgang auszudrücken, wodurch Krankheit als etwas von dem, der sie bekundet, Getrenntes gesehen wird,— als falsche Annahme, die so gewichtlos, so formlos und farblos ist wie Finsternis und nicht die Kraft in sich hat, sich auszudrücken oder sich fortzupflanzen. Was nicht ist, ist kein Teil dessen, was ist.

Wenn der Ausüber in seinem Denken den Irrtum von seinem Patienten getrennt hat, sieht er, daß er nur eine Annahme zu vernichten, nicht aber einen kranken Menschen zu heilen hat. Falsche Annahmen durch Vergegenwärtigung der Allmacht, Allgegenwart und Allwissenheit Gottes vernichten, ist die tägliche Pflicht und das tägliche Vorrecht des Christlichen Wissenschafters. In dem Verhältnis, wie er die Allheit Gottes erkennt, kann er das eindringende Übel, sei es in Form von Sünde, Krankheit oder irgend einem andern Mißklang, zunichte machen. Laßt uns unserer Führerin immer dankbar sein, daß sie uns gezeigt hat, daß das Böse weder Person, Ort noch Ding ist, und daß es von keinem Ding zum Nichts ein sehr kurzer Schritt ist!

Verwirklichen heißt wirklich machen, somit heißt vernichten zu nichts machen. Da verwirklichen sich auf die Wahrheit und vernichten auf den Irrtum bezieht, so haben wir hier zwei gute Wörter, die bei richtigem Gebrauch in der christlich-wissenschaftlichen Praxis den Weg zur Heilung weisen. Das Böse glaubt an sich selber und zwar so stark, daß die Sterblichen seinen Glauben teilen und es als Wirklichkeit hinnehmen. Wenn wir das Böse seiner scheinbaren Macht entkleiden wollen, dürfen wir es nicht an etwas heften. Alleinstehend ist es wie eine Null — unvermögend und unwirksam.

Aber es genügt nicht, den Irrtum zu nichts zu machen; wir müssen noch weiter gehen und sehen, daß er nichts bleibt. Eine der ersten Schülerinnen unserer Führerin gab ihren Schülern folgendes Losungswort in betreff des Irrtums: „Macht ihn zu nichts und achtet darauf, daß er nichts bleibt”, was in manchem Falle zu Ergebnissen führte, wo eine Umkehrung zu drohen schien. Der Irrtum sucht die Wahrheit in jeder Richtung, die seinem Zwecke dienen könnte, nachzuahmen; und beharrlich und hartnäckig äfft er die Allgegenwart der Wahrheit nach und führt dadurch scheinbar eine Rückwirkung herbei, die vermieden würde, wenn der Rat: „Achtet darauf, daß er nichts bleibt” so gründlich beachtet würde wie der andere: „Macht ihn zu nichts”.

Man denke aber nicht, daß den Irrtum zu nichts machen heiße, man soll ihn übersehen oder bloß gering achten. Keineswegs! Das Böse ist als nichts zu sehen, das beansprucht, etwas zu sein, das Macht besitzt und seinen Einfluß immer zum Schaden der Menschheit ausübt. Den Irrtum für so unbedeutend halten, daß man an ihm vorübergeht, ohne ihm genügend wissenschaftliche Beachtung zu schenken, um ihn zu durchschauen und seine Nichtsheit zu sehen, hieße dem Feind in die Hände arbeiten.

Der auszurottende Irrtum ist oft versteckt, daher müssen wir ihn aufdecken. Oft ist er nicht leicht zu entfernen, so daß wir ihn austreiben müssen, und gewöhnlich zeigt er sich gern wieder, so daß wir uns vor ihm schützen müssen. Hier haben wir drei Wörter, die wir so gebrauchen sollten, wie unsere Führerin sie gebraucht hat: „aufdecken”, „austreiben” und „schützen”. Es sind kraftvolle Wörter, die Handlung verlangen. Sie erfordern Weisheit; sie führen zu Ergebnissen. Sie sind leicht zu behalten: aufdecken, austreiben, schützen. Bei ihrer Anwendung gilt dieselbe Reihenfolge: zuerst, den Irrtum aufdecken, dann ihn austreiben, und schließlich jede Lage vor seiner Wiederkehr schützen. Am besten wird der Irrtum aufgedeckt, wenn man ihn so gründlich bloßstellt, daß er sich hinter nichts mehr verbergen kann, daß er keine gefährliche Maske aufsetzen, sich in keine dunkle Ecke verkriechen kann. Wie sein Name Legion ist, so sind auch seine Verkleidungen zahllos. Um ihn aufzudecken, bedürfen wir wissenschaftlicher Unterscheidungskraft, einer Eigenschaft geistigen Verständnisses. Daher sollten wir in einer Lage, wo versteckter Irrtum noch nicht aufgedeckt ist, mehr von diesem Verständnis zu erlangen suchen. Wir werden siegreich sein, wenn wir recht angefangen, d.h. zuerst den Irrtum aufgedeckt und dann in der rechten Reihenfolge weitergearbeitet haben. Unsere Führerin äußert sich klar über diesen Punkt. In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 447) schreibt sie: „Um den Anspruch der Sünde zunichte zu machen, mußt du ihn aufdecken, ihm die Maske abnehmen, auf die Illusion hinweisen, dadurch den Sieg über die Sünde erlangen und so ihre Unwirklichkeit beweisen”.

Nach der Aufdeckung kommt die Austreibung. Ein ernster Schüler der Christlichen Wissenschaft, der frei heraus sagte, was er dachte, wurde einst gefragt, wie er arbeite. Er erwiderte: „Wenn ich Irrtum behandle, behandle ich ihn grob”. Das war sein Begriff von keinem Zugeständnis, keiner Verzögerung, keiner Gleichgültigkeit, und es war gar kein schlechter Begriff. Um den Irrtum auszutreiben und zwar für immer, muß er jedes Anspruchs auf Macht zu schaden, irrezuführen oder zu verwirren entkleidet werden. Die Allgegenwart des Guten läßt keinen Raum darüber oder darunter, innerhalb oder außerhalb zu, wo der Irrtum sich aufhalten und von wo aus er wirken könnte. Mag er scheinbar auch noch so tief eingewurzelt sein, er kann durch Glauben, Verständnis und Vertrauen auf die göttliche Liebe ausgetrieben werden. Mag es auch noch so wenig dringend scheinen, unverzügliches Handeln ist dennoch immer nötig. Der Irrtum scheint schnell zu wachsen, und das Aufschieben seiner Austreibung kann das Aufgeben der Austreibung bedeuten.

Um den Irrtum zunichte zu machen, sind die Eigenschaften Pünktlichkeit, Gründlichkeit und Wachsamkeit unerläßlich, damit die Austreibung des Irrtums mit der Aufdeckung Schritt hält. Das wissenschaftliche Unterscheiden wird, wie unsere Führerin schreibt, „bei der Austreibung des Irrtums mithelfen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 97).

Der sicherste Schutz vor dem Irrtum ist die Vernichtung des Irrtums. Wie das einströmende Licht die Finsternis vertreibt, so treibt das Kommen der Wahrheit den Irrtum aus (vgl. Wissenschaft und Gesundheit, S. 282, 37). In der Bibel sind Licht und Wahrheit oft miteinander verglichen. Jesus sagte: „Ich bin das Licht der Welt”. Laßt uns also, wenn wir in der Finsternis des Zweifels oder im Dunkel der Ungewißheit zu sein scheinen, mehr über das nachdenken, was er uns zu unserer Führung hinterließ! Fragen wir uns: „Was würde Jesus tun?” Und wenn wir der uns zuteilwerdenden Antwort entsprechend handeln, sollte die Heilung augenblicklich erfolgen; denn ein Augenblick geistigen Lichts durchdringt die Finsternis von Jahrhunderten.

Wenn ein Reisender ein Nachtlager im Sumpfland aufschlägt, wo es von wilden Tieren wimmelt, steckt er zu seinem Schutz ein Feuer an. Wie der Feuerschein das wilde Tier vertreibt, so beschützt uns das Licht der Wahrheit vor den Quälgeistern des Irrtums, die angeblich in den Sümpfen der sterblichen Annahme lauern. Nur das Licht der Wahrheit vertreibt den Irrtum; und wenn er flieht, dann sieh zu, daß er auf der Flucht bleibt und sich totläuft — zu Staub, zu nichts wird. Dann können wir mit Johannes sagen: „Die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint jetzt”.

Bei unserer Arbeit, den Irrtum zunichte zu machen, müssen wir immer eingedenk sein, daß Gott die Liebe ist, daß Er immer gegenwärtig, immer zugänglich und immer fähig ist, jedes Übel zu vernichten, das den sterblichen Menschen bedrängen will. Wir dürfen nicht vergessen, daß schon ein kleines Maß verwirklichter Liebe jeden Zustand, jede Lage und jeden Umstand verbessert, der von Furcht oder Haß oder bitterem Streit gefärbt ist, sei es in Kirchenfragen, in Familienbeziehungen, in der Politik, im Geschäfts- oder Gesellschaftsleben.

Wir sollten in unserem Denken wieder zu jenen zuerst gelernten Grundlagen unserer Religion zurückkehren, zu jenen Wahrheiten, die uns zu Beginn unserer christlich-wissenschaftlichen Erfahrung unermeßlich halfen, zu jenen lebendigen Wahrheiten, die so einfach sind, daß wir sie so leicht außer acht lassen, wenn wir völlig in den Problemen der sogenannten höheren Metaphysik aufgehen sollten.

Es kommt nicht darauf an, wie lange wir uns schon mit der Christlichen Wissenschaft befaßt haben, die Notwendigkeit besteht, daß wir oft jene nie veraltenden einfachen Wahrheiten in unserem Lehrbuch wieder lesen. Die Zahl der Jahre, die man sich zur Christlichen Wissenschaft bekennt, ist von geringer Bedeutung im Vergleich damit, wie viel man von der Wissenschaft in seinem täglichen Leben anwendet. In dem Paß, mit dem man in das Land dauernder Harmonie einreisen kann, ist nicht der Tag vermerkt, an dem man sich der Christlichen Wissenschaft zuwandte. Zeit kommt bei der in ihren Anwendungen und Verleihungen allumfassenden Liebe nicht in Betracht.

Wenn die Menschen und Völker die Allumfassenheit und Unparteilichkeit der göttlichen Liebe, wie der Meister sie lehrte und wie sie in der Christlichen Wissenschaft erläutert ist, klarer erschauen, wird sich Haß in Freundschaft auflösen. Denn wie kann jemand hassen, was Gott liebt? Dann werden Kriege und Kriegsgerüchte der Vergangenheit angehören; denn die Menschheit wird in einer großen Brüderschaft leben. Diesen Weltfrieden herbeizuführen, ist ein Teil der Mission der Christlichen Wissenschaft, und wer diese Zeilen liest, kann viel dazu beitragen, wenn er sich nach Kräften die Vaterschaft und Mutterschaft der göttlichen Liebe klar macht.

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