Manchmal hat ein Schüler der Christlichen Wissenschaft, der schon viele körperliche Leiden überwunden hat, so lang mit einem Geldproblem gerungen, daß er versucht ist, zu glauben, Mangel sei schwerer zu heilen als Krankheit. Dies sollte als Irrtumseinflüsterung erkannt und sofort verneint werden; denn Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 210): „Jesus heilte Krankheit und Sünde durch ein und denselben metaphysischen Vorgang”.
Mangel ist eine Verneinung der geistigen Tatsache, daß die Fürsorge der göttlichen Liebe für alle Seine Kinder hier und jetzt in unbegrenzter Fülle gegenwärtig ist. Der in der menschlichen Erfahrung sich bekundende Mangel ist die Folge des Glaubens, daß eine zweite Macht, verschiedentlich Wirtschaftsgesetz, Weltdepression, Geschäftsmißerfolg, schlechte Geldanlage, Arbeitslosigkeit genannt, das immer wirkende Gesetz der Versorgung der Liebe unwirksam machen könne. Es ist die Folge der Übertretung des ersten Gebots; denn es setzt voraus, daß Gott, der alles machte und es gut machte, einem andern Schöpfer etwas zu machen übrig ließ, was Seine Arbeit vernichten konnte. Mangel ist eine ebenso machtlose wie unwirkliche Lüge wider Gott. Die einzige Macht, die eine Lüge scheinbar haben kann, ist die Macht, die ihr die Sterblichen irrtümlich zuschreiben. Die Christliche Wissenschaft hat die Lüge Mangel ebenso vollständig bloßgestellt wie die Lüge Krankheit; und es sollte gesehen werden, daß eine Lüge genau so unwahr ist wie eine andere. Im Verhältnis zu der Wachsamkeit und Ausdauer, womit der Schüler der Christlichen Wissenschaft jede Lüge widerlegt, die die materiellen Sinne seinem Bewußtsein darbieten, beweist er ihre Nichtsheit.
Unsere Führerin mahnt uns, daß „dem unrechten Gedanken Einhalt getan werden sollte, ehe er Gelegenheit hat sich zu offenbaren” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 452). Wer glaubt, Mangel sei nicht so leicht zu heilen wie Krankheit, sollte sich fragen, ob er die Einflüsterungen von schlechtem Geschäftsgang und Arbeitslosigkeit ebenso schnell verneint, wie er diejenigen von Krankheit widerlegt. Erklärt er sofort mental Gottes unendliche, unwandelbare Freigebigkeit, wenn er von Geldverlusten und großer Not erzählen hört? Versichert er sich im stillen, daß des Vaters unbegrenzbarer Reichtum nie verloren geht? Bekräftigt er, daß dieser Reichtum geistig, unzerstörbar ist und dem Menschen, der des Vaters Liebe widerspiegelt, immer zur Verfügung steht? Verdrängt er sofort den Vorwand von wirtschaftlicher Niederlage durch Anerkennung, daß sich das göttliche Gemüt ewig durch fruchtbare Ideen ausdrückt, und daß die Tätigkeit der Liebe zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer und zwischen allen Ideen Gottes nicht unterbrochen wird?
Weil Jesus sich sein geistiges Erschauen des Reichtums der Liebe auch nie einen Augenblick durch die materielle Lüge trüben ließ, konnte er das Volk mit sieben Broten und einigen Fischen speisen. Nachdem alle gegessen hatten, sammelten seine Jünger sieben Körbe voll Brocken. Welch herrlicher Beweis von des Vaters unerschöpflicher Versorgung! Wie klar dies doch zeigt, daß alles, was wir zum Beweis dieser Versorgung in unserem täglichen Leben brauchen, gewissenhaftes Ausschließen falscher Annahmen aus unserem Denken ist, bis wir allmählich und geduldig zu dem Gemüt gelangen, „das in Christus Jesus auch war”.
Mit keinem andern Hilfsmittel als ihrer makellosen Wahrnehmung „des erhaltenden Einflusses und der beschützenden Macht, die dem Menschen von seinem himmlischen Vater ... verliehen worden ist” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 387), gründete unsere Führerin eine Kirche, deren liebevolle Arme heute die Welt umschließen. Ihr Erschauen der Versorgung Gottes wurde durch das Zeugnis des sterblichen Gemüts nicht getrübt. Daß sie nie die Stimme materiellen Mangels fürchtete, so grimmig diese auch den allgegenwärtigen geistigen Reichtum verneinte, bestätigt das unaufhaltsame Vordringen der christlich-wissenschaftlichen Bewegung.
Wie aus dem Leben Jesu lernen wir auch aus den Lehren der Christlichen Wissenschaft erkennen, daß Armut ebensowenig geistig ist wie Krankheit. Sie drückt nicht Gottes Willen für den Menschen aus, und sie sollte nicht mit einem falschen Sinn tugendhafter Ergebung getragen werden. Alle, die „den Namen Christi genannt haben” (Miscellaneous Writings, S. 19) sollten sich über die mesmerische Annahme Geschäftsstockung empören. Sie sollten jede Mangeleinflüsterung so entschieden aus ihrem Denken austreiben, wie sie eine Krankheitseinflüsterung zurückweisen. Dann werden sie Mangel nicht nur aus ihrem Denken und ihrer persönlichen Erfahrung verbannen, sondern auch den Mangel der Welt vermindern und die gegenwärtige Bekundung der wahren Schöpfung, allumfassender Fülle, vergrößern.
