Die Welt bewegt sich dem Ziel des endgültigen Sieges über alles Böse entgegen, bewegt sich unaufhaltsam in dieser Richtung. Wir sehen in mancher Hinsicht Anzeichen davon. Ein besonderes Anzeichen ist der heutige Standpunkt der großen Mehrheit der Völker der Welt dem Krieg gegenüber. Diese Geißel sowohl der zivilisierten als auch der unzivilisierten Völker wird immer klarer als das erkannt, was sie ist, nämlich ein grausames Verfahren, materiellen Vorteil, Ansehen und Macht mit Mitteln zu erlangen, die genau das Gegenteil des Guten sind. Und die Tatsache ist prophetisch; denn früher als viele wohl glauben, wird geistiges Verständnis sein Reich völlig eingenommen haben und alles Böse überwältigt sein.
Der Christliche Wissenschafter hegt keinen Zweifel, keine Besorgnis wegen dieser großen Frage. Worauf gründet er seine Hoffnung, sein Vertrauen, seine Gewißheit? Auf die Wahrheiten, die seine Religion ihm gegeben hat. Was sind einige dieser Wahrheiten? Daß Gott das unendlich Gute ist; daß Er ohne einen Gegner besteht, und daß daher das, was die Sterblichen Böses nennen, unwirklich ist. Die Christliche Wissenschaft weicht nicht im geringsten von diesen Grundwahrheiten ab; und wie gewaltig sie in dem sind, was daraus geschlossen werden kann! Denn, wenn der Schüler sie kennt, wenn er ihre Bedeutung einigermaßen erkennt, sieht er, wie irregeleitet die Menschheit ist, wenn sie immer noch an das Böse, an etwas glaubt, was völlig trügerisch — eine Lüge — ist. Er sieht, daß an die Wirklichkeit des Bösen glauben und böse Gedanken hegen, die Wirkung des Guten in seinem Bewußtsein aufhalten heißt. Mrs. Eddy erklärt den Standpunkt genau und zwingend mit den Worten (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 228): „Es gibt keine von Gott getrennte Macht. Allmacht besitzt Allgewalt, und irgend eine andre Macht anerkennen heißt Gott die Ehre versagen”.
Wenn wir uns die Wahrheit von Gottes Allheit — die Allheit des Guten — vergegenwärtigen; wenn wir von dieser Wahrheit verstehen, daß das Böse unwirklich ist, beginnen wir uns von den irrigen Überlieferungen der Menschen zu trennen und das Ende des vermeintlich Bösen zu sehen. Angesichts der vielen offenkundigen Formen, die das Böse anzunehmen scheint, will das viel heißen. Denn ist es nicht offenkundig, daß Krankheit, Sünde und Tod sich beständig den Sterblichen aufdrängen? Trotz dieser Beharrlichkeit verneint der Christliche Wissenschafter mit seinem in unbedingter geistiger Wahrheit gefestigten Vertrauen und Verständnis die Wirklichkeit des Bösen und widerlegt sie immer wieder in seiner Erfahrung.
Die Macht der Wahrheit Irrtum zu vernichten zeigt sich in der christlich-wissenschaftlichen Ausübung beim Heilen von Krankheit und Sünde. Wenn die Kranken und die Sünder demütig und mit empfänglichem Denken bei der Christlichen Wissenschaft Hilfe suchen, erfahren sie von der Vollkommenheit Gottes und Seiner Idee, dem Menschen; erfahren sie von Gottes unbegrenzter Liebe gegen den Menschen und von der Wahrheit, daß im wirklichen Sein nichts besteht, was dem Menschen schaden oder seine Nützlichkeit beeinträchtigen könnte. Sie erfahren von der Allheit des Guten und von der Unwirklichkeit des Bösen. Was muß das zur Folge haben? Heilung von Krankheit und Überwindung von Sünde. Sooft Christus, die geistige Idee Gottes, eine bleibende Stätte im menschlichen Bewußtsein findet, hört der Irrtum auf, sich einzudrängen. Und das ist geistiges Heilen.
Matthäus berichtet, daß Jesus bei einer gewissen Gelegenheit zu seinen Jüngern sagte (Matth. 28, 18): „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden”. Manche haben gedacht, daß der Meister das sagen konnte, da sie bestimmt glaubten, daß er dem Wesen nach anders sei als andere Menschen, ja, daß er Gott selber sei. Aber diese Lehre stimmt nicht mit den eigenen Erklärungen des Wegweisers über Gott und sich selber überein; denn er sagte ausdrücklich: „Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke” (Joh. 14, 10); ferner: „Ich kann nichts von mir selber tun” (Joh. 5, 30); und: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er siehet den Vater tun” (Joh. 5, 19). Jesus verstand, daß der Mensch — sein geistiges Selbst — der Sohn Gottes ist. Er verstand, daß das geistige Gesetz, das Gesetz Gottes, jeden rechten oder guten Gedanken unterstützt und ihn mit geistiger Kraft ausstattet. Und da er dieses Verständnis ohne allen Zweifel und mit völliger Gewißheit hatte, konnte er erklären, daß er unbegrenzte göttliche Gewalt habe.
Wir müssen unser Denken mit der Wahrheit und der Liebe in Übereinstimmung halten. Unsere Führerin schreibt (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 252): „Habt einen Gott, und ihr werdet keinen Teufel haben. Beschäftigt euch immer mit der göttlichen Liebe”. Sind wir als Christliche Wissenschafter hierin gewissenhaft genug? Halten wir standhaft genug an der Wahrheit fest, daß das Gute allein Macht hat, da Gott das unendlich Gute ist, oder sehen wir das Böse immer noch so an, als ob es eine wirkliche Macht wäre? Wahrscheinlich müssen wir alle, die wir Gottes Allmacht kennen, bestimmter auf die Seite des Guten treten, als wir es bis jetzt getan haben. Großes steht heute in der Welt auf dem Spiel. Der Wert unserer Treue gegen unser Verständnis der Allheit Gottes und der Nichtsheit des Bösen übersteigt daher alle Berechnung.
„Es gibt keine Allmacht, wenn die Allmacht nicht die All-Gewalt ist” (The People’s Idea of God, S. 9). Wir sind der Allmacht Gottes gewiß. Um der Menschheit willen müssen wir daher erklären, daß das Böse unwirklich und machtlos ist.
