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Göttliche Sohnschaft

Aus der Januar 1937-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Geschichte der Magd Hagar und ihres Sohnes Ismael hat auf eine gewisse Schülerin der Christlichen Wissenschaft immer tiefen Eindruck gemacht. Als Kind in einer strenggläubigen Sonntagsschule und auch später noch in den unreifen Jahren ihres Bibelforschens hatte sie sich oft über die scheinbare Härte Saras gewundert, als sie das Weib austrieb, das die Mutter einer der Söhne Abrahams war. Dieses Wundern wurde berichtigt, als sie reicher an Erfahrungen wurde; denn mit diesen entfaltete sich in ihrem Bewußtsein ein gewisses Maß von Wachstum im Verständnis der Wahrheit und der Liebe.

Isaak, das Kind der Verheißung, war gekommen, und in den Hütten Saras und Abrahams herrschte große Freude. Ismael, der Sohn der Magd, sah sein kleines Reich stürzen, und Eifersucht und Groll traten zutage; denn es ist berichtet, daß er ein Spötter war. Daß die von Sara empfundene Mißbilligung berechtigt war, als sie Abraham bat: „Treibe diese Magd aus mit ihrem Sohn”, ist einleuchtend; denn wir lesen, daß Abraham, als er darüber betrübt war, von Gott geheißen wurde, der Stimme Saras zu gehorchen, und er befolgte die Weisung Gottes.

Menschlich gesprochen schien es herzlos, Hagar und ihren Sohn mit nur ein wenig Nahrung, einem Schlauch mit Wasser und ohne eine bestimmte Zufluchtsstätte in die Wüste zu senden; aber so war es befohlen. Wie bedeutungsvoll dies wird, wenn eine geistige Auslegung der Bibel angewandt wird! Die biblischen Geschichten, Sinnbilder und Erfahrungen dienen in der Tat als Wegweiser auf unserer Wanderung vom Sinn zur Seele. Das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy und auch ihre anderen Schriften bieten uns alles, was wir zu unserer geistigen Erleuchtung brauchen; denn diese Schriften erschließen die Bibel und befähigen alle, mit Verständnis zu lesen.

Recht gesehen enthüllt die Geschichte im 1. Buch Mose die liebreiche Gnade Gottes. Wir lesen, daß Er das Schreien der Hagar und ihres Sohnes erhörte, als sie, bereit zu sterben, in der Wüste wanderten, und daß Er der Hagar die Augen auftat, „daß sie einen Wasserbrunnen sah”— der immer zur Verfügung gestanden war — ein Zeichen der unendlichen Fürsorge der Liebe. Zweifellos ging aus dieser Erfahrung eine demütigere, vertrauensvollere Hagar und ein gefügigerer Ismael hervor, der besser geeignet war, Gottes Verheißung: „Ich will ihn zum großen Volk machen” zu erfüllen. Das Sicherheben über etwas scheinbar Schwieriges hatte einen großen Segen gebracht.

Vertrauen auf Gott hat schon oft die Wüste „blühen” lassen „wie die Lilien” und etwas von den unendlichen Möglichkeiten des Menschen enthüllt. Aus der Hagar und dem Ismael von heute, jenem durch den Beweis des Schutzes und der Fürsorge der Liebe bereicherten, gedemütigten, geläuterten und von Furcht, Mangel und Haß befreiten Bewußtsein, kann in der Tat ein großes Volk hervorgehen — ein Volk, das die Augen auftut, um „einen Wasserbrunnen”, das Verständnis der Vaterschaft und Mutterschaft Gottes, zu sehen.

Es mag schwierig scheinen, die fesselnden Bande eines falschen Sinnes von menschlicher Beziehung zu zerreißen. Jesus fühlte sie; aber er hatte den sittlichen Mut, sie aus seinem Denken auszutreiben. Er ließ nie zu, daß sie ihm zum Hindernis oder Hemmnis wurden. Seine Worte mögen von anderen als Härte empfunden worden sein, als er sagte: „Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? ... Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mein Bruder, Schwester und Mutter”. Ferner: „Und sollt niemand Vater heißen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist”. Dennoch ermangelte Jesus keineswegs der Zärtlichkeit und der liebevollen Rücksicht eines Sohnes gegen seine Mutter, da er sogar noch am Kreuze für sie sorgte.

Wie oft haben wir das Verlangen, lieben Angehörigen ihre Wüstenerfahrungen zu ersparen, obwohl unsere Führerin in Wissenschaft und Gesundheit (S. 296) schreibt: „Fortschritt wird aus Erfahrung geboren”! Das Berichtigen des falschen Sinnes menschlicher Verwandtschaft in unserem Denken und das Erlangen des Verständnisses unserer wahren Verwandtschaft mit Gott und miteinander beraubt uns keineswegs der Liebe oder ihrer unumgänglichen Bekundungen, sondern bahnt eher dem Ausdruck eines größeren Sinnes von Liebe mit ihrer Geduld, ihrer Duldsamkeit und ihrem Erbarmen den Weg, wodurch das Denken von Befürchtungen und falschen Verantwortungen befreit wird, die von gegenseitiger Abhängigkeit, von einem Sinn persönlichen Besitzes und beschränktem Planen für andere herrühren. Bei dieser neugefundenen Freiheit, diesem Aufgeben falscher Verantwortung empfinden und bekunden wir unwillkürlich eine innigere Liebe. Den Menschen als Gottes Kind sehen, beseitigt die Last sogenannter Vererbungsgesetze und befähigt die Menschen, in der Freiheit ihrer Heimatluft, der „Atmosphäre der göttlichen Liebe”, hervorzutreten.

Wenn wir unsere wahre Beziehung zu unserem Schöpfer und zueinander verstehen lernen, sehen wir, daß wir alle die Kinder eines Vater-Mutter-Gottes sind: wir sind eine allumfassende Familie. Dadurch befreien wir nicht nur uns selber, sondern auch unsere Lieben. Wir führen sie in die unmittelbare Gegenwart Gottes. Geistige Geburtswehen mögen hart scheinen; aber sie bringen gewiß herrliche Ergebnisse hervor.

Der wirkliche Mensch ist gerade jetzt und war immer der Sohn Gottes. In Wirklichkeit waren unsere Lieben immer Seine Kinder. Selbst wenn sie für den materiellen Sinn eine Wüstenerfahrung durchzumachen scheinen, müssen wir in unserem eigenen Denken über sie diese fesselnden Bande lösen und sie befreien. Wir müssen sicher sein, daß wir dies mental ganz durchführen; wir müssen unser Denken über sie freimachen von der Vorstellung, daß sie durch den Glauben an frühere oder gegenwärtige Irrtümer, Veranlagungsfehler, ererbte Züge und Neigungen gefesselt seien, und sie so sehen, wie Jesus den Menschen sah. Dann sehen wir sie als wahrhaft frei.

Ist dieser Standpunkt für das heutige Verständnis zu absolut? Er war es nicht für unsere geliebte Führerin. Sie war immer bereit, vorwärts zu gehen. Wie sehr wir sie doch verehren für ihr aufopferndes Leben und ihr hingebungsvolles Denken, uns weiterzuführen! Sie schreibt in „Unity of Good” (S. 11): „Für Jesus waren weder Zeit- noch Gedankenkreisläufe erforderlich, um Tauglichkeit zur Vollkommenheit und ihrer Möglichkeiten heranzureifen”. Die Herrschaft der Harmonie ist hier. Der reine, ehrliche, ganz und gar liebenswürdige, aufrichtige Mensch ist hier. Schon jetzt ist er für seinen rechten Platz bereit und darin. Alle Möglichkeiten seines Seins bestehen jetzt. Wir können diese mächtige Wahrheit erkennen und beweisen. Daher sollten wir es ablehnen, irgend eine von der falschen, sterblichen Vorstellung vom Menschen kommende irrige Bekundung gelten zu lassen, und nur das beanspruchen, was von Gott, der Wahrheit, kommt, indem wir alles Fesselnde austreiben und nur das Göttliche ehren.

Im Verhältnis zu unserer Treue gegen die Wahrheit werden wir sehen, daß harmonische, erfreuliche Erfahrungen in unser Leben kommen. Sind wir gezwungen, jeden menschlichen Schritt zur Erfüllung sogenannter menschlicher Forderungen zu machen, so laßt uns sicher sein, daß wir es mit zärtlicher Liebe und rücksichtsvoller Überlegung tun. Innerlich können wir unsern Sinn der einen wahren Beziehung bewahren, und daraus kann ein großes Volk hervorgehen, ein Volk, das in Geistigkeit und göttlicher Sohnschaft vorwärts schreitet.

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