In der Bibel finden wir Freude mit Weisheit, Wissen, Gehorsam, Sanftmut, Licht in Verbindung gebracht. Ohne diese mit Freude verknüpften Eigenschaften können wir nicht erwarten, geistig freudig zu sein. Wer also mehr Freude haben will, muß zuerst im Verständnis Gottes, der göttlichen Liebe, und in seiner Dankbarkeit gegen die Gottheit wachsen.
Wenn das menschliche Dasein freudlos, bedeutungslos zu sein scheint, kann es seinen Grund darin haben, daß die Freude von außen anstatt von innen erwartet wird. Es kann z.B. die Folge des Glaubens sein, daß in unserer menschlichen Umgebung etwas vorhanden sei, was unangenehm scheint, und daß etwas Gutes fehle. Unser Heilmittel liegt in der Erkenntnis, daß nichts Materielles und Zeitliches Freude bereiten oder zerstören kann, weil Freude geistig ist. „Eure Freude soll niemand von euch nehmen”. Im göttlichen Gemüt gibt es keine mutlosen, niedergeschlagenen Gedanken. Geistige Fröhlichkeit und Freudigkeit sind immer gegenwärtig und von ihrer göttlichen Quelle unzertrennlich.
Was beraubt die Menschheit bewußter Freude? Ist es nicht Furcht, törichter Impuls, falsches Wissen, menschliche Meinung und Sorge? Diese unwirklichen Züge des sterblichen Gemüts müssen abgelegt werden, ehe wir auch nur einen Schimmer vom Wesen der Freude erblicken geschweige denn ausdrücken können. Wenn wir willens werden, niederdrückende Gedanken und Gefühle aufzugeben, öffnen wir geistiger Freude die Tür. Wenn wir auf allen unseren Wegen die göttliche Führung suchen und den unaufgeklärten und oft eigenwilligen Sinn dessen, was uns recht oder falsch scheint, bereitwillig aufgeben, geht unser Vertrauen auf Gott Hand in Hand mit Freude.
„Dem Menschen, der ihm gefällt, gibt er Weisheit, Vernunft und Freude”. Ungetrübte geistige Freude erleichtert die Last der Trauer und der Verlassenheit, worunter so viele Menschen schweren Herzens seufzen. Diese Last — die wir oft tragen, als ob es natürlich und recht wäre — können wir abwerfen, wenn wir uns vornehmen, die Harmonie und die Freudigkeit des göttlichen Wesens zu verstehen und auszudrücken. Der Mensch, Gottes Ausdruck, ist von seinem Gott, in dem alle Freude weilt, nie getrennt. In der menschlichen Erfahrung entwickelt Geistigkeit oder wahres Denken einen bleibenden Sinn der Vereinigung mit allem, was zu Freudigkeit und Vollständigkeit beiträgt. Wie können wir im Einssein Gottes und der Menschen die Lüge Trennung glauben? Die Erkenntnis, daß das Leben ewig ist, vernichtet den Glauben an den Tod. Sollte man also für die Lebenden trauern? Wer wirklich wünscht, von allem Gottunähnlichen und Nutzlosen geheilt zu werden, kann diese Heilung durch die Christliche Wissenschaft empfangen. Wer sein Herz ehrlich öffnet, um in einer dunklen Stunde den Trost und die Versicherung des unendlichen Lebens und der unendlichen Liebe zu empfangen, wird finden, daß „die göttliche Liebe nie näher ist, als wenn alle irdischen Freuden uns am weitesten entfernt scheinen”, wie unsere Führerin schreibt (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 290).
Sanftmut, das Aufgeben des menschlichen Selbst, kann Befreiung von Leid und anderen Übeln bringen. „Die Elenden werden wieder Freude haben am Herrn”. Jesus, Gottes mächtiger Zeuge, sagte von sich: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig”, und so konnte er auch sagen: „Meine Last ist leicht”. Sein geistiger Sinn von sich und anderen löschte den persönlichen Sinn aus. Er erwartete keine persönliche Ehrung, weil er in seinem Herzen Gott allein ehrte. Jemand, dessen Lebenszweck es ist, Gott zu verherrlichen, erniedrigt sich nicht zum Selbstbedauern; denn dieser Zug verrät einen noch unvernichteten Glauben an Böses und Disharmonie. Selbstbedauern ist anmaßend; Sanftmut rechter Art ist eine bescheidene Eigenschaft, die den geistigen Menschen zum Vorschein bringt.
Gehorsam — d.h. die Bereitwilligkeit, in der Christlichen Wissenschaft recht denken und recht fühlen zu lernen — ist eine freudebereitende Eigenschaft. Wenn wir geistig gehorsam sind, irren unsere Gedanken nicht umher, und sie verlassen das Eltern-Gemüt nicht und verleiten uns nicht, in das Tal der Versuchung zu wandern und unsern Glauben an das Gute aufzugeben. Wer wahren Gehorsam gegen das göttliche Prinzip lernt, kann unmöglich anders als freudig sein; denn dieser Gehorsam zwingt einen, jeder bösen Einflüsterung und jedem falschen Impuls zu widerstehen und ihn zurückzuweisen. Gehorsam gegen Gott offenbart den Himmel auf Erden.
Die Schönheit der Heiligkeit entfaltet die Natürlichkeit geistiger Freude. „Meine Knechte sollen vor gutem Mut jauchzen”. Es gibt kein vereiteltes Leben; denn Gott ist das Leben, und durch Widerspiegeln des Lebens finden wir die Erfüllung des Guten im täglichen Leben. Wir vertreiben die Gedanken, die uns das Herz schwer machen möchten, und beherbergen geistige Ideen, durch die wir immer fröhliche Träger geistigen Lichtes sein können.
Unsere Führerin schreibt: „Freude kommt mit dem Licht” (Christian Healing, S. 10). Dieses Licht ist der ewige Strahlenglanz des Geistes. Freude ist also keinen Schwankungen unterworfen; denn sie ist eine Gabe Gottes, „bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis”. Nur durch irgend eine Form von Abgötterei verwirken wir unser Recht auf Freudigkeit; und wenn wir uns weigern, uns unsere Liebe zum Guten rauben zu lassen, werden wir unserer Freude nicht beraubt werden. Für den Christlichen Wissenschafter ist das Gebot, freudig zu sein, in dem Gebot, vollkommen, d.h. geistig vollständig zu sein, enthalten. „Laß deine Heiligen sich freuen”.
Unsere Führerin schreibt (Miscellaneous Writings, S. 19): „Zwischen den anziehenden und abstoßenden mentalen Kräften materieller und geistiger Gravitation versinken wir in Materialismus oder Sünde oder kommen daraus heraus und wählen unsern Lauf und seine Ergebnisse. Was sollen wir dann wählen,— das Sündige, das Materielle und das Vergängliche oder das Geistige, das Freudebereitende und das Ewige?” Freude ist die Folge ungeteilter Anbetung des einen Gottes.
