Die Christlichen Wissenschafter wissen, daß der Mensch, das Bild und Gleichnis Gottes, keine eigene schöpferische Intelligenz hat, weil die Intelligenz Gott, dem schöpferischen Gemüt, innewohnt. „Intelligenz”, schreibt Mary Baker Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 469), „ist Allwissenheit, Allgegenwart und Allmacht”, und: „Sie ist die uranfängliche und ewige Eigenschaft des unendlichen Gemüts, des dreieinigen Prinzips —Leben, Wahrheit und Liebe —Gott genannt”. Aus dieser unendlichen göttlichen Quelle aller Wahrheit schöpft der Mensch seine Intelligenz; und da Gottes Intelligenz unbegrenzt ist, entfalten sich dem Menschen Intelligenz und Weisheit immerdar. Und in dem Maße, wie wir diese Tatsache verstehen und anwenden, entrinnen wir den Begrenzungen der Unwissenheit, der Furcht und des Mangels.
Die sogenannte menschliche Intelligenz, d.h. die Intelligenz, die mutmaßlich ihren Ursprung im menschlichen Gehirn oder Verstand hat, reicht nicht aus, die Notlagen des menschlichen Lebens zu meistern oder zu beherrschen. Sie ist nicht fähig, eine Philosophie zu bieten, die das menschliche Sehnen nach Wirklichkeit befriedigt, noch kann sie eine Theologie formen, die beweisbar oder fähig ist, menschliches Elend zu verhüten. Menschliche Philosophie hat dem Menschengeschlecht noch nie den Weg zur Erlösung gebahnt. Ihre leeren Plattheiten bieten keine Hilfe und sind nutzlos, wenn die Menschen in Verzweiflung, im Elend sind, wenn sie krank, arm oder dem Tode nahe sind. Der intellektuelle Schüler mag sich mit der Kantschen Philosophie befassen; aber sie nützt ihm wenig, wenn ihn die Übel der Sterblichkeit befallen.
Die Christliche Wissenschaft macht klar, daß nur Christi Jesu Lehren und Praxis eine Philosophie und eine Theologie bieten, wodurch alle Menschen erlöst werden können. Die Worte und Werke Jesu taten die göttliche Intelligenz dar, die ihn beseelte und ihm Macht und Weisheit gab. Mit dieser Intelligenz ausgerüstet, hatte er bei Gott und den Menschen Macht. Er heilte die Kranken, weckte die Toten auf, stillte den Sturm und das Meer. Seine widergespiegelte Intelligenz erfaßte die göttlichen Wirklichkeiten und machte sie für die menschlichen Bedürfnisse verfügbar. Er verneinte, daß ihm Intelligenz oder Kraft innewohne, sondern erklärte stets, daß seine Macht und Weisheit von dem ewigen Vater komme. Er sagte: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er sieht den Vater tun; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn. Der Vater aber hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut”.
Vergleichen wir die Lehren und Beweise Jesu mit den Begriffen materialistischer Philosophie, so sehen wir, wie tiefgehend seine Lehren die ewige Wirklichkeit zum Ausdruck bringen, während die anderen Begriffe nutzlos und sozusagen leere und eitle Wiederholungen sind. Wer glaubt, daß in materialistischer Philosophie erneuernde Kraft sei, soll versuchen, durch die Kantschen Kategorien oder andere Begriffe menschlicher Philosophie eine sogenannte unheilbare Krankheit zu heilen. Die Christlichen Wissenschafter heilen jedoch häufig solche Fälle durch geistiges Verständnis.
Da die Jünger die göttliche Macht nicht kannten, fürchteten sie den Sturm auf dem Galiläischen Meer; Christus Jesus fürchtete ihn nicht. Er verstand die Lage vom Standpunkt der göttlichen Intelligenz aus; daher konnte er den Wind und das Meer mit dem Gebot stillen: „Schweig und verstumme”. Und „der Wind legte sich, und es ward eine große Stille”. Welch wunderbare Macht er ausübte! Und wie dankbar wir sind, daß die Christliche Wissenschaft uns befähigt, von derselben geistigen Macht Gebrauch zu machen!
Dank der Entdeckung der Christlichen Wissenschaft durch unsere geliebte Führerin stehen die Christlichen Wissenschafter den Problemen des Lebens nicht hilflos gegenüber. Sie haben gefunden, daß ihnen die Intelligenz, durch die sie jede noch so verwickelte Lage meistern können, zur Verfügung steht, wenn sie Gott suchen, sich auf Ihn verlassen, Ihn verstehen und anbeten lernen.
Gott gibt uns Intelligenz, damit wir Gebrauch davon machen, und wir müssen von unserer gottgegebenen Intelligenz Gebrauch machen. Das ist die uns von unserem Meister gegebene Lehre von den Pfunden. Je höher des Schülers Verständnis Gottes ist, desto größer sind die Forderungen, die widergespiegelte Intelligenz tätig anzuwenden. Es treten Probleme an ihn heran und Lagen entstehen, die seine Fähigkeit, es mit ihnen aufzunehmen, auf die Probe stellen. Und diese Probleme und Lagen rütteln ihn auf, veranlassen ihn, sich mächtig anzustrengen, im Reiche der göttlichen Intelligenz höher zu kommen. Jeden Tag findet er, daß materielle falsche Vorstellungen „einem göttlicheren Begriff von der Intelligenz und ihren Offenbarwerdungen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 285) weichen müssen.
Wenn das Reich Gottes zu den Menschen kommen wird, bedeutet das nicht, daß sie in einen Zustand der Untätigkeit versinken werden, wo sie nichts mehr vollbringen. Gott ist das Gemüt, und das Gemüt wirkt immerdar; und der Mensch ist der Ausdruck des Gemüts. Daher können wir immer neue Gelegenheiten, zu dienen und zu lieben, suchen. Kein menschliches Gebrechen ist unheilbar, kein Problem so verwickelt, daß es nicht geklärt werden könnte. Die göttliche Intelligenz bietet die Lösung für alle Zweideutigkeiten. Der Christliche Wissenschafter sucht bei Gott die Weisheit, die Führung, die Ausdauer und die Intelligenz, womit er jeder eintretenden Lage entgegentritt. Er ist nie enttäuscht; denn Gott füllt das Bewußtsein Seiner Kinder reichlich mit der nötigen Weisheit. Diese Weisheit „von oben” ist unfehlbar; sie erneuert, ist erfinderisch, lenksam, anpassungsfähig, liebevoll und heilsam.
Zuweilen gerät ein Christlicher Wissenschafter in eine irrige Lage, die er scheinbar nicht zu meistern vermag. Furcht klopft an die Tür des Denkens. Aber warum sollte Furcht uns schrecken? Ist Furcht nicht die Folge von Unwissenheit? Die Menschen fürchten alles, was schädigend zu wirken scheint, alles, wogegen sie scheinbar machtlos sind, sei das Problem nun körperlicher, wirtschaftlicher, seelischer oder sittlicher Art. Was aber die Schwierigkeit auch sei, das Heilmittel ist vorhanden. „Eine Gefahr droht dir?— nein, ein geistiges Geheiß erwartet dich”, schreibt unsere Führerin (Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902, S. 19). Der Christliche Wissenschafter braucht sich nur zu vergegenwärtigen, daß ihm alle herrlichen Hilfsmittel der unendlichen Weisheit zur Lösung des Problems zu Gebote stehen, und die Furcht vergeht, sobald die rechte Idee in seinem Bewußtsein wirksam wird und er sich vorsetzt, allen falschen Augenschein der Sinne zu widerlegen und abzuweisen und die göttliche Tatsache der allumfassenden Harmonie aufzurichten.
Ein Christlicher Wissenschafter hatte einst Gelegenheit, eine Gesetzesvorlage zum Schutze der Interessen einer Stadt und eines Staates und zur Beseitigung gewisser Übelstände fördern zu helfen. Die Aufgabe schien ihm sehr groß. Er wußte, daß die Vorlage von Leuten, die den Kongreß zu beeinflussen suchten, und von Gegnern der vorgeschlagenen Verbesserungen bitter bekämpft werden würde; aber während jenes Kampfjahres suchte er täglich Schutz, Tätigkeit und Weisheit bei Gott. Ohne frühere Erfahrung in Rechtsstreitigkeiten, konnte er nur durch Verlaß auf Gott politischer Verschlagenheit und Rechtsverdrehung entgegentreten und zuvorkommen. Es ermutigte ihn, zu sehen, wie ihm Weisheit und Intelligenz gegeben wurden, der Öffentlichkeit, der Presse und der gesetzgebenden Körperschaft die Richtigkeit der Maßnahme so darzubieten, daß die Vorlage trotz allem Widerstand Gesetz wurde. Später gaben einige der stärksten Gegner dieses Gesetzes zu, daß es nicht nur für diejenigen von Vorteil sei, die die Vorlage befürwortet hatten, sondern auch für diejenigen, die früher geglaubt hatten, daß sie ihnen schaden würde.
Geistige Intelligenz gibt uns die rechte Idee, womit wir jede falsche Annahme oder Vorstellung ersetzen oder vernichten können. Geistige Intelligenz ist augenblicklich verfügbar; sie regiert und fördert alles Wachstum, alle Ordnung und alle Planmäßigkeit; sie bekundet Leben, Macht und Substanz, und durch sie wird der Heilige Geist ausgegossen über alle, die bereit sind, ihn zu empfangen. Anderseits ist es klar, daß Böses, Krankheit und Materie keine Intelligenz, Macht oder Wissenschaft haben. Geistige Intelligenz wirkt stets zugunsten der Bedürfnisse derer, die reines Herzens sind, der Geistiggesinnten. Daher legen Hochschüler oft dankbar Zeugnis ab, daß sie durch die wohltuende Macht geistiger Intelligenz klarer folgern können, das nötige Wissen im Gedächtnis behalten und ihre Prüfungen ohne Furcht oder Bedrängnis bestehen können. Ebenso finden auch Angestellte, Hausfrauen und andere, daß sie sich durch die Lehren der Christlichen Wissenschaft über einen falschen Sinn der Trostlosigkeit, der Mühsamkeit und der Eintönigkeit erheben und in ihrer Arbeit neue und freudige Tätigkeit finden, die ihre Fähigkeiten entwickeln und die in ihnen schlummernden Kräfte der Ausdauer und des Scharfblicks entfalten.
Die sogenannte Weltdepression hat viele Geschäftsleute veranlaßt zu sehen, daß die Christliche Wissenschaft sie mit der Intelligenz und dem Scharfblick versieht, Geschäftslagen, die die menschliche Fähigkeit zu übersteigen schienen, erfolgreich zu meistern. Sie finden, daß ihnen stets aufbauende Ideen zuteil werden, durch deren Anwendung sich die Zustände verbessern und ihre Tätigkeit richtig funktioniert, wenn sie mit ihren Problemen zu Gott gehen. Die wissenschaftliche Behandlung bedenklicher Lagen bringt Segen und verhütet Unheil. Oft mag ein Christlicher Wissenschafter ausrufen: Ich habe eine Idee, die die Lage klärt. Er sieht dann, daß das Problem, das gänzlich mental war, durch intelligente Anwendung der Ideen Gottes geklärt wird. Diese Ideen sind Gottes Boten, Innewerdungen, die zu uns kommen, wenn wir recht beten.
Wie oft doch Gottes Engel unseren Gebeten entgegenkommen, wenn sie auf der Leiter, die wie Jakobs Leiter von der Erde zum Himmel reicht, himmelwärts steigen! Im göttlichen Haushalt gibt es keine Absperrungen. Alle Stockungen sind einfach die Folge von Unwissenheit, und Gott verleiht die Intelligenz, die alle Hemmungen beseitigt, so daß rechtmäßiges Geschäft normal und planmäßig vor sich gehen kann. Erklärt die Heilige Schrift nicht: „Mein Gott fülle alle eure Notdurft aus nach seinem Reichtum in der Herrlichkeit”?
