Die Christlichen Wissenschafter lieben die erleuchtende und erneuernde Erklärung des Paulus: „So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind, die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist”. Gehorsam gegen diese erleuchtende und stärkende Botschaft bringt nicht nur Heilung von sündigem und krankem Denken und Handeln, sondern befähigt uns auch zu sehen, daß wir und andere ewig in Gottes wahrer, geistiger Schöpfung leben.
Auf Seite 71 im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” finden wir folgende lehrreiche und unumgängliche Anleitung zu rechtem Denken: „Das Böse hat keine Wirklichkeit. Es ist weder Person, Ort noch Ding, sondern einfach eine Annahme, eine Illusion des materiellen Sinnes”. Die Versuchung, uns selber oder andere zu verdammen, entspringt dem Glauben, daß der Mensch aus einer guten und einer bösen, in einem materiellen Körper wohnenden Intelligenz zusammengesetzt sei, während es doch Tatsache ist, daß die Vollkommenheit des zu Gottes Bild geschaffenen Menschen jede Möglichkeit ausschließt, daß das Böse ein Teil des Menschen ist. In Wissenschaft und Gesundheit (S. 468) erklärt Mrs. Eddy: „Geist ist Gott, und der Mensch ist Sein Bild und Gleichnis. Folglich ist der Mensch nicht materiell; er ist geistig”. Wird diese grundlegende Erklärung des wahren Seins verständnisvoll und praktisch angewandt, so macht sie Bösesdenken und Bösestun unpersönlich und zunichte und offenbart die vollkommene Schöpfung des Geistes.
An einem anschaulichen Beispiel bewies ein Schüler der Christlichen Wissenschaft in geringem Maße die Unwirklichkeit des Bösen. Er hatte eine unvergeßliche Lehre gelernt, nämlich, daß wir durch Liebe aus jedem Problem herauskommen müssen. Daher ergriff er die Gelegenheit, diese Lehre in folgendem Erlebnis zu beweisen. Er war bestrebt, mit einem Nachbar geschäftlich zusammenzuarbeiten. Bald darauf stellte es sich heraus, daß der andere Geschäftsmann zu Rassenvorurteil neigte und bei seinen Abmachungen sogenannte „Hochdruck”- verfahren anwandte. Da der Schüler zeitweilig nicht auf der Hut war, vergaß er, sich zu vergegenwärtigen, daß das Böse nicht persönlich ist. Dadurch, daß er die unbillige Haltung des andern Geschäftsmannes mißbilligte, ließ er unbewußt den Verdammungsgedanken von seinem Bewußtsein Besitz ergreifen. Infolgedessen erlitten beide Geschäftsverluste.
Eines Tages erwachte der Wissenschafter zu der Zwecklosigkeit eines solchen mesmerischen Gedankenzustandes und begann beschämt, die in der Christlichen Wissenschaft gelehrte Wahrheit über sich und seinen Nachbarn zu erkennen. Da der Mensch zum Bilde Gottes, der Liebe, geschaffen ist, spiegelt er unvermeidlich nur seinem Vater-Mutter-Gott gehörige Eigenschaften wie Liebe, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Versöhnlichkeit wider. Nachdem der Wissenschafter sein eigenes Denken geklärt hatte, machte er seinem Nachbar nochmals Geschäftsvorschläge. Bald darauf waren die Schranken des Mißverstehens beseitige, und es kam infolgedessen ein herzlicheres und christlicheres Geschäftsverhältnis zustande. Diese Erfahrung ließ den Schüler die verdiente Zurechtweisung unseres Meisters besser würdigen: „Du Heuchler, zieh am ersten den Balken aus deinem Auge; darnach siehe zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest!”
Überall, in der Politik, im Geschäft, im Familienleben oder in der Kirche, sind die Menschen versucht, Fehler bei anderen in grellerem Lichte zu sehen als bei sich selber. Diese unchristliche Haltung führt zu Mißverständnis, Streit und Verdammung. Und schließlich finden wir beim Erwachen zu unserem großen Verdruß, daß der unwillkommene Pfeil Verdammung zu unserem eigenen Schaden an die Tür unseres Bewußtseins zurückprallt. Paulus sagte: „Worin du einen andern richtest, verdammst du dich selbst”. Wäre es da nicht weise, die erprobte Mahnung unserer lieben Führerin zu beherzigen? Sie schreibt in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 249): „Du kannst das Böse als Begriff verdammen, ohne jemand oder deinem eigenen sittlichen Gefühl zu schaden; aber verdamme Personen selten oder lieber nie”.
Willigten wir ein, das Böse persönlich zu machen, so würde uns das nicht nur davon abhalten, dem Fremdling einen Becher kalten Wassers in Christi Namen zu geben, sondern es würde uns auch gar zu leicht hindern, selber am „lebendigen Wasser” teilzunehmen. Es ist beachtenswert, daß unser liebevoller Wegweiser Christus Jesus nicht Personen sondern die Sünde verdammte. Zu allen Zeiten und unter allen Umständen machte er das Böse unpersönlich und verneinte es. Er bewies dessen Unwirklichkeit durch Heilen von Sünde und Krankheit aller Art. Er weckte die Toten auf, und am Kreuz betete er, daß der Vater denen vergeben möge, die unbarmherzig gegen ihn waren. In seiner Christuserkenntnis konnte er den Menschen als unbefleckt, rechtschaffen und gottähnlich sehen. Seine Nachfolger haben keine andere Wahl, als seinem göttlichen Beispiel geduldig und liebevoll nachzueifern.
Es ist eine freudige Erfahrung zu erkennen, daß der biblische Rat: „Gehet aus von ihnen” und sondert euch ab, nicht bedeutet, daß wir uns von den Leuten fernhalten sollen, die andersgeartet sein mögen als wir, sondern vielmehr, daß es notwendig ist, aus den verdammenden Annahmen Sünde, Krankheit und Begrenzung, die gegen Leben, Freiheit und Freudigkeit kämpfen, herauszukommen. Die Christliche Wissenschaft lehrt die Menschheit in der ganzen Welt, wie sie „aus ihnen herauskommen” (engl. Bibel) kann, auf daß „die Gerechtigkeit, vom Gesetz erfordert, in uns erfüllet würde, die wir nun nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geist”.
