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Stellung und Besitz

Aus der März 1937-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vielleicht geben uns keine anderen Wörter, gemeinsam betrachtet, mehr zu denken als „Stellung” und „Besitz”. Man findet sie in ihrer Bedeutung näher miteinander verwandt, als es auf den ersten Blick aussieht. Bei näherer Betrachtung erscheinen sie fast gleichbedeutend. Sowohl Stellung als auch Besitz beanspruchen heute ernste Beachtung, weil beide mit menschlicher Tätigkeit verknüpft sind.

Die Menschen glauben immer noch, daß das Geld, das ihnen durch Bekleidung gewisser Stellungen zufließt, ihr Unterhalt sei, und daß das Maß einer guten Stellung großenteils das Maß guter Besitztümer bestimme; aber zu richtigem Zergliedern muß man einen höheren als den materiellen Standpunkt zum Ausgangspunkt nehmen.

Stellung, wie sie in der Christlichen Wissenschaft verstanden wird, ist ein mentaler Begriff, nicht ein materieller Ort. Ebenso ist Besitz ein mentaler Begriff. „Das Sein besitzt seine Eigenschaften, ehe sie menschlich wahrgenommen werden”, schreibt Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 247). Keinen Augenblick ist Gottes Mensch von den göttlichen Eigenschaften getrennt; dennoch hören die Menschen nicht auf, blindlings nach etwas zu forschen, was als göttliche Tatsache in Betreff des Menschen schon feststeht. Man füllt seine rechte Stellung aus, wenn man gottähnliche Eigenschaften wie Vertrauen, Zuversicht, Verständnis, Frieden, Liebe und Freude ausdrückt, ob man dann auf einem Königsthron sitzt oder nur einen Teppich ausbreitet, auf dem Könige gehen mögen.

Die Tatsache, daß sich die Menschen ihres eigenen Daseins bewußt sind, deutet an, daß sie in ihrem wirklichen Sein eine bestimmte Stellung in dem unendlichen Plan des göttlichen Weltalls haben und von dem höchsten Gemüt oder der höchsten Intelligenz, ihrem Schöpfer, unversehrt erhalten werden; denn wahres Dasein ist der Ausdruck des Lebens.

Können wir daran zweifeln, daß Gott die Liebe ist, wenn wir an die uns stets widerfahrene Gnade und Barmherzigkeit denken? Wenn wir auch noch so widerspenstig sind und uns von dem, was uns von allem Leid befreit, eher ab- als ihm zuwenden, werden wir dennoch sicher erhalten, bis wir schließlich in der Erkenntnis des Christusbewußtseins frohlocken. Das göttliche Wesen des Menschen muß begriffen werden.

Wie kommt der Mensch zu einer Stellung? Was erhält ihn darin? Diese Fragen können folgerichtig beantwortet werden; denn der zum Bild und Gleichnis Gottes geschaffene Mensch wird durch göttliches, wissenschaftliches Gesetz erhalten. Demnach ist der Mensch als Bild in vollkommener Stellung und bekleidet durch dasselbe geistige Gesetz beständig diese Stellung. Alle Mißklänge der Menschheit entstanden durch Unkenntnis der Wahrheit. Die Wahrheit verstehen, heißt in harmonischer Beziehung mit dem göttlichen Prinzip, Gott, bleiben und nie vom geringsten Teil des unendlich Guten, das Gott unumgänglich verleiht, je getrennt werden. Sonst würde Er aufhören, gut zu sein.

Die Bibel enthält vielleicht keine größere Bloßstellung der Heuchelei und der Blindheit, die Besitz mit materiellen Maßstäben, nach materiellen Glaubensbekenntnissen und Gesetzen mißt, als Jesu Ermahnung und Zurechtweisung des Volkes und seiner Jünger im 23. Kapitel des Evangeliums des Matthäus. Er rügt die Schriftgelehrten und die Pharisäer, die „wohl sagen, und es nicht tun”, als „Schlangen” und „Otterngezüchte”. Er nimmt der Heuchelei die Maske ab und versetzt allen, die lieber materiellen Besitz suchen als am ersten nach dem Geber alles Guten oder wahrer Substanz zu trachten, Hiebe mit zwingender Gewalt. Diese fesselnden Urteile rütteln uns gebieterisch auf, Gott, die Seele, zu suchen, deren unendliche Mittel in der aus den Quellen der göttlichen, unendlichen Liebe gespeisten unbegrenzten Fülle zum Ausdruck kommen.

Unsere Gedanken müssen in der rechten Stellung oder Beziehung zu dem einen Gemüt gesehen werden. Die unendliche Versorgung bleibt von Entwertung unberührt. Können wir die Lehre vergessen, die Elisa seinen Diener lehrte, als er betete, es möchten ihm die Augen geöffnet werden, daß er sähe, wie der ganze Berg schon mit Rossen und Wagen zur Verteidigung besetzt war? Sein erweckter Sinn begriff, was schon vorhanden war. Wie jener Diener tasten auch wir manchmal im Ungewissen und erwarten die Erfüllung eines Bedürfnisses in der Zukunft, wodurch wir die Erfüllung von uns schieben anstatt sie als unsern jetzigen Besitz anzunehmen. Die große Notwendigkeit ist, daß wir uns unser von der Seele erfülltes göttliches Recht — das Gemüt Christi — bewahren. Aus dieser Zuflucht kann man nicht hinausgewiesen werden; aus dem Besitz dieses Schatzes kann man nicht vertrieben werden. Man kann aus dem Himmel der Harmonie nicht herausgerissen werden, wenn man an dieser Stellung wissenschaftlich festhält.

Dadurch, daß Hiskia seine materiellen Schätze zählte und sein Denken ganz von ihnen eingenommen war, verlor er sie, als er in die Hände seines Feindes verraten wurde. Im Gegensatz zu diesem Bilde finden wir, daß die Witwe dadurch, daß sie auf die Worte der Weisheit aus dem Munde Elisas horchte und sie befolgte, sowohl die Freilassung ihrer beiden Söhne als auch ausreichende Versorgung erlangte.

Eine rechte Idee an Stelle einer falschen Annahme setzen, ist wahre Weisheit. Bei dieser richtigen Haltung gibt es keinen menschlichen Willen, sondern nur einen umfassenderen Sinn von Gottes ewig gutem Willen für Seine Kinder. Es ist keine materielle Entfernung zu durchwandern, um zu diesem Ziel zu kommen. Unverzügliche Wertschätzung der geistigen Tatsache bedeutet, daß man sie sich zu eigen macht.

Kurz, es ist also nicht materielle Stellung, was am meisten not tut, auch nicht materieller Besitz. „Am meisten bedürfen wir”, schreibt unsere Führerin, „des Gebets inbrünstigen Verlangens nach Wachstum in der Gnade, das in Geduld, Sanftmut, Liebe und guten Werken zum Ausdruck kommt” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 4). Dieses Gebet befähigt uns, die Wahrheit des Seins, die ununterdrückbar feststehende Tatsache über Gott und den Menschen, anzuerkennen, zuzugeben.

Es bereitet uns Freude, über die Bitte Salomos um ein verständiges Herz nachzudenken; denn wir sehen, daß sein Verlangen ihn befähigte, die Stimme der Wahrheit zu vernehmen, die sagte: „Siehe, ich habe getan nach deinen Worten”. „Habe getan”! Dieses Tun brachte Salomo neues Licht. Sein Wunsch ging entsprechend seiner Wahrnehmung des wirklichen Bewußtseins so leicht in Erfüllung, wie sich eine Blüte im Sonnenschein entfaltet.

Wir brauchen nicht weit zu gehen, um wahre Stellung oder rechtmäßige und gute Besitztümer zu finden. Die Erklärung: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch”, ist ewig wahr. Die Verheißungen Gottes gehen aufs neue in Erfüllung, wenn wir verstehen, daß die ewige Güte, die die Wahrheit über Gott ist, auch die Wahrheit über Sein Bild und Gleichnis sein muß.

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