In der Praxis der Christlichen Wissenschaft treten unzählige Probleme zur Lösung an uns heran, Probleme, von denen manche zuweilen schwierig oder fast unlösbar scheinen mögen. Unsere Aufgabe ist es, beharrlich die Wesenseinheit Gottes und Seiner Idee zu behaupten und jede Abweichung vom Ideal als etwas Unwirkliches und Wesenloses zu erkennen. Nur so gelingt uns die metaphysische Lösung des Problems.
Im ersten Buch Mose lesen wir: „Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib”. Wir haben es also mit der geistigen Idee Mensch zu tun, die ewig vollkommen ist und keine Wandlung erfahren kann, da Gott, der Schöpfer dieses Idealmenschen, unveränderlich gut ist und des Menschen Vollkommenheit ewig erhält. Es muß uns auch klar sein, daß die Vollkommenheit, die der Mensch ausdrückt, sein ewiger Zustand des Seins ist. Unsere Führerin Mary Baker Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 200): „Die große Wahrheit in der Wissenschaft des Seins, daß der wirkliche Mensch vollkommen war, ist und stets sein wird, ist unbestreitbar; denn wenn der Mensch das Bild, die Widerspiegelung Gottes ist, dann ist er weder verkehrt noch umgekehrt, sondern aufrecht und gottähnlich”, und: „Die große geistige Tatsache muß ans Licht gebracht werden, daß der Mensch vollkommen und unsterblich ist, nicht sein wird” (S. 428). Bei unserer Betätigung der Christlichen Wissenschaft sind Gott und der wirkliche Mensch unser Ausgangspunkt.
Wir fördern sicher nicht den Beweis der vollkommenen Idee Gottes, wenn wir den Erscheinungen des irrenden sterblichen Sinnes Wirklichkeit zuschreiben. Alles, was nicht Gott ausdrückt oder widerspiegelt, ist nicht von Gott und muß als unwirklich angesehen werden. Was der materielle Sinn als wirklich darbietet, ist also nur ein unrichtiger Begriff von Wirklichkeit. Der wesenlose Irrtum mag dem Sinnenzeugnis nach mächtig und schrecklich scheinen; aber das ändert an seiner Wesenlosigkeit nichts, da der Irrtum nicht aus der Wahrheit hervorgehen kann. Gott hat alles gemacht, was gemacht ist. Diese eine und einzige Schöpfung ist unbedingt vollkommen, der Vollkommenheit des Schöpfers entsprechend. Es ist unsere Aufgabe, unser Bewußtsein mit dem Verständnis der absoluten Wahrheit über den Menschen der Schöpfung Gottes zu erfüllen. Dies ist die Wahrheit, die uns frei macht. Sie befreit uns von der Vorstellung einer unvollständigen materiellen Schöpfung. Was Gott bereits geschaffen hat, kann der Mensch nicht noch einmal schaffen. Wir können aber die Vollkommenheit von Gottes Werk gläubig anerkennen und Ihm dafür danken.
In tausendfältiger Gestalt trat der Irrtum an unsern Meister heran; aber er unterhielt sich nicht mit ihm und ließ ihn nicht reden. Er gebot dem Irrtum zu weichen, und er verschwand. Unsere Führerin schreibt in ihrem Lehrbuch (S. 476, 477): „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken”. Für Jesus hatte der Irrtum weder Raum noch Zeit. Sein Begriff von der Allheit Gottes schloß falsche Götter aus. So bewies er sein Verständnis der Unendlichkeit Gottes, und das Ergebnis waren augenblickliche Heilungen. Unser Meister sah den Irrtum nur als das, was er ist — als Irrtum. Seine geistige Wahrnehmung der Wirklichkeit zerstörte den Irrtum, und Harmonie wurde in jedem Falle hergestellt.
Wenn wir in dem Bestreben, der leidenden Menschheit zu helfen, Problemen begegnen, müssen wir vor allen Dingen unsere eigenen Gedanken reinigen, damit unser Bewußtsein von dem Menschen der Schöpfung Gottes nicht getrübt wird. Gott ist das einzige Gemüt. Würden wir einen Hilfesucher als krank oder sündig ansehen, so würden wir an viele Gemüter anstatt an das eine Gemüt glauben. Das wäre Abgötterei, Glaube an mehr als einen Gott, und stimmte mit der ganz falschen Lehre von einem gefallenen Menschen überein, und dieser Bewußtseinszustand würde uns hindern, Gottes heilende Kraft widerzuspiegeln.
Der Augenschein mag uns manchmal erschreckend dünken; aber er hat weder Wesenheit noch Wirklichkeit. Unter allen Umständen müssen wir an dieser Tatsache festhalten; denn wir können nicht die Unwirklichkeit dessen beweisen, was uns wirklich dünkt. Es gibt nichts zu berichtigen als das menschliche Denken. Die Unwirklichkeit jedes Zustandes, der nicht der Vollkommenheit Gottes und des Menschen entspricht, muß klar gesehen werden. Dann wird die ewige Schöpfung des Geistes in Erscheinung treten. Harmonie tritt an Stelle von Disharmonie, wenn das Denken mit der Schöpfung übereinstimmt, die im 1. Kapitel des 1. Buchs Mose als „sehr gut” bezeichnet ist.
