Welch ein Reichtum an Freudigkeit und Gesundheit doch das Erwachen eines Menschen zu der Erkenntnis, daß jedermann das gesegnete Kind Gottes ist, begleitet! Die Christliche Wissenschaft befähigt uns, die göttliche Äußerung bei der Taufe Jesu zu verstehen: „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe”. Weil Jesus erkannte, daß der Segen Gottes immer auf jenen Eigenschaften ruht, die den Christus im täglichen Leben ausdrücken, konnte er der Welt jene wunderbare Zusammenfassung göttlichen Gesegnetseins geben, die wir heute als die Seligpreisungen kennen. Könnte der Menschheit eine größere Zusicherung des unvermeidlichen Lohnes für rechtschaffenes Bemühen gegeben werden?
Natürlich sind wir für alles dankbar, was die Christliche Wissenschaft zur Berichtigung der abergläubischen Annahmen falscher Gottesgelehrtheit tut, nach denen der Mensch immer dem Willen Gottes, der Seinen Kindern angeblich Segen und Fluch sendet, unterworfen ist. Sind wir aber immer so wachsam, wie wir sein sollten, um die Notwendigkeit zu erkennen, unser persönliches Recht auf unbegrenzbaren göttlichen Segen und uneingeschränktes Freisein von irgend welchem Anspruch, daß sich uns etwas Unharmonisches auch nur vorübergehend aufdrängen könne, geltend zu machen? Vielleicht sind wir schon so weit, daß wir nicht mehr glauben, daß Gott die Menschen mit Unglück irgend welcher Art heimsuche. Aber möglicherweise schenken wir der Annahme, daß die falschen Gedanken und Handlungen anderer uns schaden können, noch etwas Glauben. Viele sowohl im Alten als auch im Neuen Testament berichtete Erfahrungen zeigen uns, daß nicht nur selbst die boshaften Anstrengungen des Bösen unschädlich gemacht werden können, sondern auch Anfechtungen dem beabsichtigten Opfer tatsächlich zum Segen gereichen, wenn es sich beständig an Gottes Führung und Schutz hält.
Müssen wir nicht erkennen, daß derselbe Gott mit uns ist und uns helfen kann und will, wenn wir uns von unseren Nöten den Segnungen des geistigen Seins zuwenden? Jede uns widerfahrende Trübsal, jede uns begegnende Widerwärtigkeit, jedes Leid, jeder Schmerz, jede Enttäuschung kann uns zum Segen gereichen, wenn wir den Irrtum aus unserem Denken ausschließen und die Lehre lernen, die die göttliche Liebe lehrt, uns entschließen, sie uns zunutze zu machen, und diesen Entschluß in die Tat umsetzen.
Wenn wir in eine unangenehme Lage oder einen unangenehmen Zustand geraten, mag es schwierig sein zu glauben, daß etwas Gutes daraus hervorgehen könne. Aber wir haben gelernt, in die Lehren der Christlichen Wissenschaft unbedingtes Vertrauen zu setzen. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 149, 150): „Vergiß nicht, daß du in keine Lage kommen kannst, so schwierig sie auch sei, wo die Liebe nicht schon vor dir ist, und wo ihre liebreiche Lehre dich nicht erwartet. Verzage daher nicht und murre nicht; denn das, was zu erretten, zu heilen und zu befreien sucht, wird dich führen, wenn du diese Führung suchst”.
Können wir alle uns nicht an besondere Fälle im eigenen Leben erinnern, wo wir erfahren haben, daß uns aus dem rechten Überwinden schlimmer Lagen große Segnungen erwachsen sind? Ja, viele können ihren einstigen Entschluß, sich der Christlichen Wissenschaft zuzuwenden, darauf zurückführen, daß sie Befreiung von einer körperlichen, seelischen oder Geldschwierigkeit suchten, die durch andere Verfahren nicht zu beseitigen war.
Ein Geschäftsrückgang, der eine vermeintlich in schnellem Aufblühen begriffene finanzielle Unabhängigkeit vernichtete, veranlaßte den Verfasser, aufrichtig jene wahre und bleibende Substanz zu suchen, die nur durch rechte Gotteserkenntnis entdeckt wird und in den Lehren der Christlichen Wissenschaft zu finden ist. Er hatte vorher schon oft Gelegenheit gehabt, sich mit der Christlichen Wissenschaft zu befassen; aber er schien erst dafür empfänglich zu sein, als seine große Not Gottes Gelegenheit wurde. Seit der Zeit, als er sich zum erstenmal an die Wahrheit wandte, wurden ihm durch fleißiges Ergründen und Anwenden der Lehren der Christlichen Wissenschaft einige der unverkennbarsten Segnungen bei einer schwierigen Erfahrung zuteil. Durch solches Überwinden kann man einigermaßen verstehen lernen, was Paulus gemeint haben muß, als er sagte: „Darum bin ich gutes Muts in Schwachheiten, in Mißhandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, in Ängsten, um Christi willen; denn, wenn ich schwach bin, so bin ich stark”.
Natürlich müssen wir uns vor dem Glauben hüten, daß unser Wachstum und unser Fortschritt in der Christlichen Wissenschaft durch Anfechtungen und Trübsale oder als Ergebnis davon kommen müsse. Mrs. Eddy schreibt in „Miscellaneous Writings” (S. 362): „Die Wahrheit wird durch die Wissenschaft oder durch Leiden erlangt. O törichte Sterbliche! Welches von beiden soll es sein? Und Leiden hat keinen Lohn, außer wenn es notwendig ist, Sünde zu verhindern oder den Sünder zu bessern. Und Vergnügen ist kein Verbrechen, außer wenn es den Einfluß schlechter Neigungen stärkt oder die Tätigkeit der Tugend verringert”.
Wenn wir die Christliche Wissenschaft immer fleißiger ergründen und anwenden, finden wir, daß wir durch die an uns herantretenden Schwierigkeiten und Anfechtungen immer wachsamer auf die Gelegenheit achten, die uns solche Anlässe zu andächtiger Betrachtung, Selbstprüfung und Besserung bieten. Wir alle müssen „ein vollkommener Mann werden, der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi”. Laßt uns erkennen, daß jede Erfahrung, die uns aufregt, ärgert, entmutigt, ängstigt, eine Gelegenheit ist, unsere Charakterschwächen zu berichtigen und so gesegnet zu werden!
Wenn wir durch die Christliche Wissenschaft verstehen gelernt haben, daß wir das Zeugnis der materiellen Sinne umkehren müssen, um die geistige Wirklichkeit zu sehen, können wir sofort die in jeder schwierigen Erfahrung zu findende Lehre entdecken und freudig den Segen empfangen, der in geistigem Siege unser harrt. Daß unsere Segnungen sofort und in reichem Maße eintreten können, wird uns in folgender Erklärung unserer geliebten Führerin (Miscellany, S. 269) versichert: „Die Fenster des Himmels senden ihre Wirklichkeitsstrahlen — die Christliche Wissenschaft — aus, die segnet statt verflucht und wiederholt:, Ich will für euch den Fresser schelten, daß er euch die Frucht auf dem Felde nicht verderben soll‘. ‚Prüfet mich hierin, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle‘”.
