Eine bündige aber umfassende Erklärung von Substanz gibt Mary Baker Eddy auf Seite 468 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”. Sie lautet: „Substanz ist das, was ewig und der Disharmonie und des Verfalls unfähig ist”. Da keine Form der Materie ewig ist, und da alle Formen der Materie der Disharmonie und dem Verfall unterworfen sind, ist es ganz klar, daß die Materie nicht Substanz ist. Etwas Träges oder Gemütloses hat keine Beziehung zu wirklicher Substanz. Wirkliche Substanz kann nicht gewogen und nicht gemessen werden. Sie ist unwägbar und unendlich. Sie ist unbeschränkt, grenzenlos, unbegrenzbar, allumfassend, unsichtbar, unteilbar, geistig, unvergänglich, unverweslich, unzerstörbar, ewig. Da alles in der sogenannten materiellen Welt endlich, zeitlich, vergänglich ist, ist nichts in dieser Welt tatsächlich oder wirklich substantiell.
Alles, was sich auf einen endlichen, materiellen, zeitlichen Sinn des Daseins bezieht, ist nicht wahrhaft substantiell. Was mit den materiellen Sinnen wahrgenommen werden kann, was Anfang und Ende hat, was der Schwankung, der Veränderlichkeit, der Abnahme unterworfen ist, hat nicht die geringste Beziehung zu wirklicher Substanz. Substanz ist Grundlage oder Urgrund, das, worauf alles steht oder was allem zugrunde liegt. Was der Wirklichkeit zugrunde liegt und worauf sie ruht, ist das Gemüt, der Geist, Gott. Daher ist das Gemüt, nicht die Materie, Substanz.
Da das Gemüt, das göttliche Prinzip, die einzige Grundlage, der einzige feste Grund der Wirklichkeit ist, ist nur das wirklich substantiell, was aus dem Prinzip hervorgeht. Was aus dem Prinzip, dem Gemüt, hervorgeht, ist Idee. Daher sind nur geistige Ideen substantiell. Und wer geistige Ideen, wahre Gedanken, widerspiegelt und in diesem Sinne verkörpert, bekundet oder drückt in der Tat wirkliche Substanz aus. Er hat Verständnis. Die Bibel sagt: „Unterweise mich, so lebe ich”; und sie sagt auch: „Erlange Weisheit, und mit allem Erlangen erlange Verständnis” (engl. Bibel).
Die Christlichen Wissenschafter verstehen, daß materielles Geld nicht wirkliche Substanz ist; daß materielle Sicherheiten nicht sicher sind, und daß ihr Besitz keine dauernde oder befriedigende Versorgung verbürgt. Wir lesen in den Sprüchen Salomos: „[Reichtum] macht sich Flügel wie ein Adler und fliegt gen Himmel”. Und die Erfahrung vieler Menschen hat dies beweisen. Somit ist also Geld nicht wirkliche Substanz, und Geldbesitz bildet keine wirkliche Versorgung. Die Unendlichkeit des Gemüts drückt sich in der Unendlichkeit geistiger Ideen aus, und diese Ideen bilden Versorgung. Wir können zuviel oder gar kein Geld oder nicht genug Geld haben. An dem, was wirklich substantiell ist — an göttlichen Ideen — gibt es nie zuviel oder zu wenig; und durch rechtes Wissen können wir immer genug davon haben.
So weit uns bekannt ist, häufte Jesus nicht Häuser und Grundbesitz, Sicherheiten oder materielle Besitztümer irgend welcher Art an; aber er hatte immer genug zur Befriedigung seiner täglichen Bedürfnisse, weil er wußte, was wirkliche Substanz ist. Er verstand die Allgegenwart und Verfügbarkeit der geistigen Ideen des Gemüts, und dieses Verständnis bekundete sich in seiner menschlichen Erfahrung in der reichen und unfehlbaren Befriedigung seiner täglichen Bedürfnisse. So wurde die Wahrheit seiner Worte bewiesen: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen”.
Es wird viel über Versorgung und Bedarf, Angebot und Nachfrage geredet. Viele solche Erörterungen sind hilfreich; aber manche sind das gerade Gegenteil davon. Nichts ist hilfreicher als zu wissen, daß Versorgung eine göttliche Tatsache ist, und daß sie daher immer gegenwärtig und immer verfügbar ist. Gott, das göttliche Gemüt, ist die unendliche, unerschöpfliche Versorgungsquelle. Ohne sich zu bekunden oder auszudrücken, wäre Gott ein Unding, oder wie unsere Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 303): „Ohne Sein Ebenbild und Gleichnis würde Gott ein Unding oder ein unausgedrücktes Gemüt sein”. Da Gott das Gemüt ist, muß Er bekundet werden. Das Weltall einschließlich des individuellen Menschen wird der Forderung Gottes nach Ausdruck gerecht. Wenn man diese göttliche Tatsache klar sieht und unerschütterlich daran festhält, kann man sich nie eines Sinnes von Mangel oder Unvollständigkeit bewußt sein. Diese göttliche Tatsache auf die menschliche Erfahrung anwendend, schreibt unsere Führerin (Wissenschaft und Gesundheit, S. 494): „Die göttliche Liebe hat immer jede menschliche Notdurft gestillt und wird sie immer stillen”. Man sieht also, daß das menschliche Bedürfnis durch Festhalten an der göttlichen Tatsache befriedigt wird; und auf diese Art findet alles Heilen in der Christlichen Wissenschaft, auch das Heilen von Mangel und Begrenzung statt. Wo das Verständnis des Reichtums der Liebe vorhanden ist, kann kein Mangelbewußtsein, kann nichts als Erkenntnis der Vollständigkeit und Vollkommenheit des Menschen als der geistigen Idee Gottes sein.
Ihre Erklärung von Substanz fortsetzend, schreibt Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 468): „Wahrheit, Leben und Liebe sind Substanz”. So können wir umgekehrt sagen, daß Substanz die Liebe, daß Substanz das Leben ist. Lieben bedeutet also leben; und wenn wir ein hilfbereites, liebevolles, aufopferndes Leben führen, beweisen wir das, was allein wahrhaft substantiell und bleibend ist. Paulus schrieb: „Wenn ich allen Glauben hätte, also daß ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts”. Laßt uns danach trachten, bei unserer Heilarbeit — beim Verbinden der durch Furcht, Neid, Eifersucht, Haß, Tadelsucht, falsches Urteil und Mißverständnis verursachten Wunden — liebevoller, erbarmungsvoller zu sein!
Paulus schrieb auch: „Wer da kärglich säet, der wird auch kärglich ernten; und wer da säet im Segen, der wird auch ernten im Segen”. Und dies kann und sollte nicht nur auf das Geben von Geld, sondern auf das Geben von Zeit, Bemühung, Dienst angewandt werden. Laßt uns auch freigebiger solche Gedanken geben, die helfen und heilen — Gedanken der Freundlichkeit, der Milde, der Höflichkeit, der Rücksichtnahme, der Geduld, der Langmut, der Demut, der Liebe — und laßt uns daran denken, daß „Gott einen fröhlichen Geber lieb hat”!