Seit den ersten Tagen des Christentums ist das Reich Gottes oder die Stadt Gottes Gegenstand der Hoffnung oder des Strebens aller Gläubigen. Es ist immer das Thema vieler Lieder, Predigten, Bücher gewesen. Dennoch müssen wir zugeben, daß für die allermeisten Christen die Ansichten über dieses Reich mehr auf der sinnbildlichen Bildersprache des Buchs der Offenbarung als auf den vielen Erklärungen Christi Jesu, des Gründers des Christentums, über den Gegenstand zu beruhen scheinen.
Das moderne Denken hat zweifellos die Grundlagen dieser Vorstellung vom Himmel erschüttert und an seiner Stelle nur einen unbestimmten Glauben an einen Zustand der Genügsamkeit oder Befriedigung gelassen. Es ist aber fraglich, ob viele, die sich als Christen bekennen, auf die Frage: „Was oder wo ist das Reich Gottes oder das Himmelreich?” eine bestimmte Antwort geben könnten. Das einzige, was sie bestimmt sagen würden, wäre, daß es nicht hier und jetzt sondern in einem zukünftigen Zustande, d.h. nach dem Tode zu erlangen sei.
Diese Ansicht ist umso überraschender, wenn man bedenkt, daß Jesus von Nazareth in seinen vielen Erwähnungen des Reiches Gottes nie etwas behauptete, was die herrschenden Annahmen darüber rechtfertigen würde. Er machte auf drei ganz bestimmte Zustände des Reiches Gottes aufmerksam: erstens, daß es ein Zustand fortschreitender Tätigkeit ist; zweitens, daß es durch Buße als „herbeigekommen” erfunden würde; und drittens, daß es nicht mit äußerlichen Gebärden, d.h. von außen her kommen würde, weil es, wie er sagte, „in euch” ist.
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