Was recht ist oder dem Rechten am nächsten kommt, kann dem unwissenden oder unaufgeklärten Denken falsch scheinen. Dies erwies sich als wahr, als Paulus die Christen verfolgte. Er verfolgte sie nicht, weil sie unrecht taten, sondern infolge seiner irrigen Auffassung; denn als es ihm wie Schuppen von den Augen fiel, „predigte er alsbald Christum” und wurde ein Nachfolger Jesu.
Der Grund, warum die ersten Christen verfolgt wurden und rechtschaffene Menschen auch heute noch verfolgt werden, ist nicht von ihnen etwa begangenes Unrecht sondern die Unfähigkeit, ihre Worte und Werke zu verstehen. Der Unchristliche ist es, der den guten Menschen wegen seiner Arbeit tadelt, verleumdet und verfolgt. Als die Juden Steine aufhoben und Jesus steinigen wollten, sagte er: „Viel gute Werke habe ich euch erzeigt von meinem Vater; um welches Werk unter ihnen steinigt ihr mich?” Der Grund, warum Jesus zuweilen die Einsamkeit aufsuchte und sich von dem schweinischen Wesen des sterblichen Denkens zurückzog, war zweifellos, sich und sein Werk zu schützen; und die Schüler der Christlichen Wissenschaft täten gut daran, wenn sie die gleiche Weisheit an den Tag legten.
Gar häufig lassen sich ernste Christliche Wissenschafter von Selbstbedauern, einer Annahme des sterblichen Gemüts, überwältigen und fragen: „Warum muß ich so leiden? Warum muß ich diese schmerzliche Erfahrung durchmachen?” Sie sagen: „Ich führe ein rechtes Leben; ich forsche und lese und trachte aufrichtig nach der Wahrheit”. Wenn sie doch gerade hier innehielten und an das Leiden und die Verfolgung dächten, die der Meister erduldete, und an das schwere Ringen unserer lieben Führerin, als sie die Christliche Wissenschaft gründete und der Welt gab, dann würden sie nicht mehr murren und klagen. Als die drei jungen Hebräer in den feurigen Ofen geworfen wurden, murrten oder klagten sie nicht. Sie sagten nicht: „Wir haben zu Gott gebetet”, auch fragten sie nicht: „Warum müssen wir diese Erfahrung durchmachen?” Es ist beachtenswert, daß sie in dem feurigen Ofen bewiesen, daß das Feuer sie nicht verbrennen konnte. Ebenso verhält es sich mit uns. Wir werden die Annahmen Sünde, Krankheit — alle Disharmonie — zu überwinden haben und gerade dort, wo wir uns befinden, beweisen müssen, daß dies alles uns nicht berühren kann. Der Beweis kann nicht an einem andern Ort erbracht werden. Es gibt keinen Ort, wo der Schutz der Liebe nicht gegenwärtig ist.
Auf Seite 254 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mrs. Eddy: „Wenn du mit deinem Nachen auf die immer bewegten, aber heilsamen Wasser der Wahrheit hinausfährst, wirst du Stürmen begegnen. Das Gute, das du tust, wird verleumdet werden. Das ist das Kreuz. Nimm es auf dich, und trage es; denn durch dasselbe gewinnst und trägst du die Krone”. Weil Mrs. Eddy ihr Kreuz auf sich nahm und es trug, konnte sie solche tröstlichen Worte schreiben. Nur wenn der Schüler der Christlichen Wissenschaft sein Kreuz auf sich nimmt und es trägt, begegnet er dem Sturm des Tadels und der Verfolgung des sterblichen Gemüts. Der tätige, arbeitende Christliche Wissenschafter begegnet dem feindseligen Tadel des sogenannten sterblichen Gemüts. Dies sollte ihn sehr ermutigen; denn wenn er keinen Fortschritt machte und das Böse nicht in allen seinen Formen vernichtete, gäbe es nichts, was das sterbliche Gemüt herausfordern oder seine Feindseligkeit erwecken würde. Wenn also die Verfolgung des sterblichen Gemüts zu beginnen scheint, haben wir guten Grund zur Freude und zum Sieg. In diesem Zusammenhang gibt uns Mrs. Eddy eine sehr ermutigende Erklärung auf Seite 452 in Wissenschaft und Gesundheit, wo sie schreibt: „Dein Vorwärtsschreiten mag Neid erregen, aber es wird auch Achtung hervorrufen”.
Im Verhältnis zu seiner Erkenntnis der Allheit, der Macht und Gegenwart des Guten wird sich der Schüler bewußt, daß es kein sterbliches Gemüt gibt, das Leiden oder Verfolgung verursachen kann. Die Liebe beschützt uns; und wenn wir liebevoller denken, machen wir uns wesenseins mit der Liebe, und wir stehen unter dem Schutz der Liebe.
