Weich frohe Hoffnung für das Menschengeschlecht doch die Worte enthalten, die Jesaja im Namen des Herrn äußerte: „Wendet euch zu mir, so werdet ihr selig, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und keiner mehr” (Jes. 45, 22)! Sie sind nichts Geringeres als die Verheißung allgemeiner Erlösung, die dadurch zu verwirklichen ist, daß man sich an Gott wendet. So einfach sieht die Verheißung aus! Aber wie ist sie zu verwirklichen? Diese Frage hat sich durch alle Jahrhunderte hindurch der Menschheit aufgedrängt.
Die Christliche Wissenschaft bietet der Menschheit heute genau dieselbe Hoffnung wie der Prophet. Sie tut noch mehr: sie zeigt, wie die Hoffnung wissenschaftlich in Erfüllung gehen kann. Die Aufgabe, die die Menschheit zu lösen hat, ist: Wie ist sie von Sünde, Krankheit, Leiden, Kummer, Mangel und Tod — Disharmonie aller Art — zu erretten? Geht man dem Wesen dieser Trübsale auf den Grund, so findet man, daß sie alle denselben Ursprung haben, nämlich die Materialität — den Glauben, daß die Materie wirklich sei. Zerstöre den Glauben, daß die Materie wirklich sei, und jede Erscheinungsform der Sünde verschwindet, ebenso Kummer, Furcht, Mangel — alles Unharmonische.
Die Aufgabe lautet dann: Wie kann der Glaube, daß die Materie wirklich sei, überwunden werden? Die Christliche Wissenschaft antwortet sofort: Indem man die Wirklichkeit —Gott und Seine Schöpfung — verstehen lernt. Wie vertraut doch der Christliche Wissenschafter mit diesem Gedankengang ist! Denn die Christliche Wissenschaft hat ihm das wahre Wesen Gottes und Seiner Schöpfung enthüllt. Sie hat ihm gezeigt, daß Gott — das Gemüt, der Geist, die Seele, das Leben und die Liebe — unendlich ist, und daß Seine Schöpfung einschließlich jedes individuellen Menschen das Weltall geistiger Ideen ist. Aber wie verhält es sich mit der Materie? Sie ist nicht von Gott, dem unendlichen Geist, hat also kein wirkliches Dasein. Die Materie ist eine unwirkliche Vorstellung des sterblichen oder materiellen Sinnes. Und wie mit der Materie verhält es sich auch mit allem, was scheinbar von der Materie herrührt: es ist nicht von Gott, daher nicht wirklich. Sünde, Krankheit, Leiden, Kummer, Furcht und Tod sind unwirklich, also nur falsche Vorstellungen des mutmaßlichen sterblichen Gemüts. Wenn wir diese Dinge verstehen, sehen wir, wie die göttliche Verheißung der Erlösung oder Errettung der Menschheit erfüllt wird, wie gewiß sie in Erfüllung geht.
Wer also geheilt und errettet werden will, muß Gott verstehen. Und gerade dazu befähigt die Christliche Wissenschaft die Menschen. Da Gott das unendliche Gemüt, das unendliche Leben, die unendliche Liebe ist, ist die göttliche Intelligenz, die göttliche Liebe, das geistige Leben unbegrenzt. Das ist die Wahrheit, mögen die Sterblichen anscheinend auch noch so unerbittlich von unharmonischen Zuständen bedrängt werden, mag der sterbliche Sinn sie noch so sehr versuchen, etwas anderes zu glauben. Für den unendlichen Geist gibt es keine Materie, für das unendliche Gemüt keine falsche Annahme, für die unendliche Liebe keine Sünde, kein Leiden, keinen Mangel, für das unendliche Leben keinen Tod. Für Gott den Vollkommenen ist alles Harmonie.
Die Wirkung dieses Verständnisses ist wunderbar. Mrs. Eddy beschreibt sie in einer unvergleichlich schönen Stelle auf Seite 14 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”: „Werde dir einen einzigen Augenblick bewußt, daß Leben und Intelligenz rein geistig sind — weder in noch von der Materie —, und der Körper wird keine Klagen äußern. Wenn du an einer Annahme von Krankheit leidest, wirst du entdecken, daß du augenblicks gesund bist”. Wie erleuchtend diese Worte sind! Und die Wahrheit, die sie enthalten, kann jeder erproben, der das nötige geistige Verständnis besitzt, das durch Ergründen der Christlichen Wissenschaft gewonnen wird.
Der Verfasser erinnert sich an einen Fall, wo ein Problem ihn sehr beunruhigte. Die Materie schien ihm in dem Augenblick sehr wirklich, und ein kranker Zustand eines in der Ferne Weilenden, der ihn um Hilfe gebeten hatte, zeigte sich unnachgiebig und verursachte große Sorge. Er hatte unaufhörlich die Wahrheit behauptet, aber anscheinend ohne Erfolg. Dann bat er Gott noch inständiger, sein Denken zu erleuchten, es recht zu führen, damit er sich der geistigen Wirklichkeit so bewußt werden möge, daß die Täuschung vergehen und die Harmonie wiederhergestellt würde. Nachdem er sich mit dieser Bitte an die allgegenwärtige Liebe gewandt hatte, wurde ihm sofort die Antwort in den soeben angeführten Worten zuteil. Und welch herrliche geistige Erleuchtung folgte! Daß das Leben unendlich ist, sah er so klar, daß der Glaube an das scheinbare Gegenteil des Lebens vollständig ausgelöscht wurde. Auch daß das Gemüt vollkommen und unbegrenzt ist, sah er so klar, daß es alles ihm Unähnliche — Materie, Krankheit, Sünde, Disharmonie — ausschloß. Sofort erleuchtete dann das Licht ewiger Harmonie sein Bewußtsein und Vertrieb vollständig die Finsternis der Furcht und der Sorge. Welch herrliche Erleuchtung über die Vollkommenheit Gottes und des Menschen und über die Tatsache der vollständigen Unwirklichkeit der Materie und des Bösen es doch war — mit heilender Wirkung für den Patienten! „Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze” (Joh. 6, 63).
Was sollte das beständige Bemühen des Schülers der Christlichen Wissenschaft sein? Während er ernstlich bestrebt ist, mehr von dem Buchstaben der Christlichen Wissenschaft zu lernen und durch den mentalen Beweisgrund alle unechten Annahmen mit den geistigen Gegentatsachen zu vernichten, darf er nie vergessen, daß sowohl der Buchstabe der Wissenschaft als auch der mentale Beweisgrund angewandt werden, uns zu helfen, die Erkenntnis der allgegenwärtigen geistigen Wahrheit zu erlangen, d.h. das Wirklichkeitsbewußtsein zu erlangen. Denn nur dieses geistige Bewußtsein kann den Traum eines unharmonischen materiellen Sinnes des Daseins vertreiben. „Bedenke”, schreibt unsere Führerin (Wissenschaft und Gesundheit, S. 454), „daß der Buchstabe und das mentale Argument nur menschliche Hilfsmittel sind, die dazu dienen sollen, den Gedanken mit dem Geist der Wahrheit und der Liebe, der die Kranken und die Sünder heilt, in Einklang zu bringen”.
Man kann leicht verstehen, wie dieses Verfahren auf das Heilen aller widrigen Zustände anwendbar ist. „Seid stille und erkennet, daß ich Gott bin” (Ps. 46, 11). Erkennet, daß Gott das All in allem ist; daß der Geist allein wirklich ist; daß das Gute allein wirklich ist! „Für die unendliche, immergegenwärtige Liebe ist alles Liebe, und es gibt keinen Irrtum, keine Sünde, keine Krankheit und keinen Tod” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 567). Vergegenwärtige dir die Allheit Gottes, und der falsche Sinn der Disharmonie muß verschwinden.
Und wenn wir uns diese Wahrheiten durch geistiges Verständnis vergegenwärtigen, wissen wir, daß es nirgends einen Widerstand gegen die Wahrheit gibt, daß der Glaube an das Gegenteil der Wahrheit eine Fabel ist. Daran sollten wir denken, wenn wir uns heute bemühen, der Welt mit ihren zahlreichen und anscheinend ernsten Problemen zu helfen. Wir müssen die Wahrheit erkennen; wir müssen die Wahrheit so lange behaupten, bis wir uns bewußt werden, daß es nur eine wirkliche Gegenwart und Macht —Gott, das Gute — gibt, daß das Böse keine Wirklichkeit hat, und daß es daher nichts zu fürchten gibt. Über die Folgen solch wahren geistigen Denkens kann kein Zweifel sein. Es bedeutet die Zerstörung aller menschlichen Trugvorstellungen — die Überwindung der Sünde, die Heilung der Krankheit, den Beweis der vollkommenen Harmonie. Sich um seiner selbst und der Welt willen der geistigen Wirklichkeit durch geistiges Verständnis bewußt werden, ist daher das unablässige Streben des Christlichen Wissenschafters. Und Gott, die göttliche Liebe, ist mit ihm, alle seine Bemühungen zu segnen und Frucht tragen zu lassen.
