Viele, die die Opfer des Lasters sind, sehnen sich, von der erniedrigenden Last frei zu werden. Und viele, die sogenannten harmlosen Sünden frönen, sehnen sich ebenso nach dauernder Befreiung. Was würde der entkräftete sinnliche Mensch für die Freiheit der Reinheit nicht geben? Was würde der dem Trunke Ergebene für die Abnahme der Fesseln dieses Feindes seiner sittlichen und geistigen Freiheit nicht geben? Wie erleichtert würde sich auch der Raucher fühlen, wenn diese oft hartnäckige Gewohnheit für ihn gebrochen wäre!
Kann man dem Frönen materieller Sinnlichkeit wissenschaftlich widerstehen? Gewiß. Der Verfasser kannte einen Mann, der vor einigen Jahren durch Ergründen des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs von einem bedenklichen körperlichen Zustande geheilt wurde. Der Geheilte frohlockte über seine Heilung, und seine Dankbarkeit war so groß wie seine Freude. Aber etwas war nicht geheilt: er war immer noch ein starker Raucher. Die Gewohnheit des Rauchens schien wie ein Mühlstein an seinem Halse zu hängen, und der Mühlstein wurde schwerer, als er bei weiterem Eindringen in Wissenschaft und Gesundheit fand, was Mrs. Eddy über den Genuß von berauschenden Getränken und Tabak schrieb, nämlich daß er „nicht im Einklang mit der Christlichen Wissenschaft steht” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 454).
Eines Tags erhielt dieser Mann einen Christian Science Sentinel, den er nach seiner Gewohnheit begierig durchlas; denn die Aufsätze und Zeugnisse hatten ihm oft bei seinen Problemen geholfen. Er begann einen Aufsatz zu lesen, der, wie er bald merkte, von einem Fall handelte, der dem seinen ähnlich war. Es war darin erzählt, daß ein Tabakraucher wie er einen christlich-wissenschaftlichen Ausüber um Behandlung gebeten hatte, um von der Gewohnheit frei zu werden. Der Ausüber fragte ihn, ob er der Versuchung — dem Übel — in Übereinstimmung mit der Forderung in der Bibel: „Widerstehet dem Teufel, so flieht er von euch” (Jak. 4, 7) widerstanden habe? Er erwiderte, daß er es tat, daß aber die angewandte Willenskraft nicht die gewünschte Wirkung gehabt hätte. Der Ausüber bemerkte dann, daß er dem Übel offenbar nicht wissenschaftlich widerstanden habe, und führte dabei die Worte von Mrs. Eddy an (Wissenschaft und Gesundheit, S. 218): „Widerstehe der Versuchung zu glauben, daß die Materie intelligent ist, daß sie Empfindung oder Macht besitzt”. Der Mann, der den Ausüber um Hilfe gebeten hatte, sah augenblicklich, was gemeint war, sah, daß die sogenannte Materie (in diesem Falle Tabak) weder Intelligenz hatte, ihm etwas Wirkliches zu empfehlen, noch Empfindung, ihm etwas Wirkliches darzubieten, noch Kraft, ihn irgendwie zu versklaven. Und mit dem Sehen war er augenblicklich von dem Verlangen, je wieder zu rauchen, geheilt. Als der Mann, den der Verfasser kannte, sich die Schlußfolgerung in dem Aufsatze zu eigen machte, hatte er eine ganz gleiche Erfahrung. Grenzenlos war seine Freude über seine Befreiung von der Gewohnheit des Rauchens und über die Gewißheit, daß er erfaßt hatte, wie man materieller Sinnlichkeit wissenschaftlich durch das Verständnis widerstehen kann, daß die sogenannte Materie keine Intelligenz, keine Empfindung und keine Macht hat.
Das Böse hat keine Grundlage im wirklichen Sein. Gott ist das unendlich Gute; daher ist das Böse unwirklich. Ebenso ist die Materie unwirklich, da Gott der unendliche Geist ist. Was also seine Grundlage in der Materie oder dem Bösen hat, ist ohne Wesenheit, und es wankt und stürzt, sobald die Materie oder das Böse als nichts erkannt wird. Zu welchen Hoffnungen doch dies die Menschheit berechtigt, die anscheinend dadurch oft schwer leidet, daß sie der Materialität frönt! Die erniedrigendsten Formen der Sünde können auf die oben angegebene Art überwunden werden. Niemand braucht die Hoffnung aufzugeben, mag er auch anscheinend noch so tief in den Schlamm der Sünde gesunken sein. Er braucht nur die Allheit Gottes — die Allheit des Guten — und die Nichtsheit des Bösen klar zu verstehen, um von der Versuchung zu sündigen frei zu werden. Unsere Führerin schreibt (Miscellaneous Writings, S. 198): „Wenn wir versucht sind, zu sündigen, sollten wir wissen, daß das Böse nicht von Gott, dem Guten, kommt, sondern eine falsche Annahme der persönlichen Sinne ist; und wenn wir die Ansprüche dieser Sinne verneinen und den Menschen als von Gott, dem Geist, nicht von materiellen Gesetzen regiert erkennen, verschwindet die Versuchung”.
Was über die Sünde gesagt worden ist, gilt auch für die Krankheit. Der Schüler der Christlichen Wissenschaft sieht die Versuchung, krank zu sein, genau so an wie die Versuchung, zu sündigen; denn er weiß, daß weder Sünde noch Krankheit irgendwelche Unterstützung von Gott hat. Sein Verhalten gegen die Krankheit ist somit wissenschaftlich. Und sie ist von großem praktischem Wert, da sie den Schüler befähigt, die Krankheitsannahme zu bekämpfen, ihr zu widerstehen, sie abzuwehren. Mrs. Eddy schreibt auf Seite 420 in Wissenschaft und Gesundheit mit Bezug auf die Kranken: „Wenn sie nur Wahrheit annehmen wollen, können sie der Krankheit ebenso sicher wie der Versuchung zur Sünde widerstehen und sie abwehren”.
Die Menschen haben oft geglaubt, Gott sende ihnen Krankheit, um sie durch Leiden zu besseren Menschen zu machen. Die Christliche Wissenschaft räumt mit allem derartigen trügerischen Denken auf. Sie offenbart, daß Gott die Liebe ist; und die Liebe kennt nur Gutes für alle Kinder Gottes. Daher unterstützt kein Gesetz Gottes etwas, was dem Guten unähnlich ist. Demnach ist es gerechtfertigt, jeder Form des Bösen einschließlich Krankheit wissenschaftlich zu widerstehen und sie zu überwinden.
