Eine herrliche Gelegenheit zu persönlichem geistigem Wachstum bietet sich jedem Mitglied einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, wenn es sich täglich die Vorrechte zunutze macht, die es als Mitglied einer christlich-wissenschaftlichen Organisation genießt. Nichts im Leben eines Mitglieds einer christlich-wissenschaftlichen Kirche bietet größere Möglichkeiten zu persönlichem geistigem Vollbringen als die Erfahrung derer, die die ihnen als Kirchenmitgliedern obliegenden Verpflichtungen gewissenhaft, treu und furchtlos auf sich nehmen und erfüllen. Die willige und freudige Erfüllung so übernommener Verpflichtungen fällt mit den geistigen Segnungen zusammen, die diese Erfüllung mit sich bringt. Rechtschaffenes Bemühen und gerechter Lohn gehen miteinander Hand in Hand und sind unzertrennlich. Sie begleiten einander, und sie veranschaulichen die Worte des Johannes in der Offenbarung: „Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden”.
Ein Mitglied einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, kümmert sich jedoch weniger um die Belohnungen gerechten Bemühens als um das vorausgehende individuelle rechte Denken und Handeln, das der Vater der Belohnungen ist. Das Prinzip sorgt für den Lohn ohne individuelles Planen und Lenken. Ein Mitglied einer christlich-wissenschaftlichen Kirche sieht eine Stellung oder ein Amt in der Kirchenorganisation nicht als seine rechtmäßige und notwendige Belohnung für treuen Dienst an. Ihm ist besonders weniger daran gelegen, ein Amt oder eine Stellung für sich zu bekommen, als ehrlich, gewissenhaft und geschickt die Pflichten zu erfüllen, die mit Stellungen verbunden sind, zu denen er berufen, ernannt oder gewählt werden mag. Rang, Stellung, Macht oder Ansehen in seiner Kirche sind für das gewissenhafte Mitglied einer christlich-wissenschaftlichen Kirche Dinge, nach denen er weder trachtet oder verlangt noch sich gelüsten läßt. Er frohlockt in der Überzeugung, daß das Prinzip alle seine Angelegenheiten und alle Angelegenheiten seiner Kirche regiert, und er ist täglich bestrebt, den weisen Rat und die Ermahnung der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, in der „Richtschnur für Beweggründe und Handlungen” in Artikel VIII, Abschnitt 1 des Handbuchs Der Mutterkirche, Der Ersten Kirche Christi, Wissenschafter, in Boston, Massachusetts, in die Tat umzusetzen.
Die unsichtbaren geistigen Verpflichtungen eines Kirchenmitglieds sind viel, viel heiliger und wichtiger als die des bloßen Bekleidens von Ämtern in der Kirchenorganisation. Die tieferen und wichtigeren Verantwortungen liegen im Heranbilden des wahren Verständnisses von Kirche im Bewußtsein; in persönlichem geistigem Vollbringen; in Gottergebenheit und in Liebe zur ganzen Menschheit, Sie liegen in hilfreichem Zusammenarbeiten, in Vergebung, Demut, freundlicher Rücksicht auf andere, in Geduld, Langmut, Sanftmut und im Denken an nichts anderes als an die Verchristlichung und Erlösung des Menschengeschlechts. Neid, Eifersucht, Groll und selbstsüchtiges Streben nach Rang oder Stellung in der Kirchenorganisation sollten im Bewußtsein des nützlichen Mitglieds einer christlich-wissenschaftlichen Kirche keinen Platz finden; und Stellungen in der Kirche sieht ein Mitglied nie als Mittel zu persönlicher Verherrlichung oder als Gelegenheit zum Wetteifern an.
Die Ämter in einer Kirche Christi, Wissenschafter, bilden einen notwendigen und nützlichen Teil jenes Baues, den Mrs. Eddy gründete, um der Menschheit die heilenden Wahrheiten ihrer großen Entdeckung darzubieten und zu erhalten, und nichts sollte dazwischenkommen, um ihr volles und wirksames Funktionieren zu verhindern. Eine christlich-wissenschaftliche Kirche ist auf das Verständnis des einen göttlichen Gemüts gegründet, und alle Kirchentätigkeiten sollten das Ergebnis persönlichen und gemeinsamen Beweisens dieses Gemüts sein. Hiernach ist es einleuchtend, daß nichts Persönliches, weder persönliche Bevorzugung, Selbstsucht, menschliches Betreiben, Politik, Begünstigung noch Gier die Wahl oder Ernennung von Mitgliedern für Stellungen oder Ämter in unseren Kirchen rechtmäßig oder vorteilhaft beeinflussen könnte.
Eine der ersten Pflichten eines Mitglieds einer Kirche Christi, Wissenschafter, ist, sich mit den in Mrs. Eddys Bestimmung des Begriffs „Kirche” auf Seite 583 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” enthaltenen Forderungen vertraut zu machen und sich zu bemühen, sie in die Tat umzusetzen. Dort ist „Kirche” u.a. erklärt als „der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht”. Wie wird dieser „Bau der Wahrheit und Liebe” errichtet, und wie wird er erhalten? „Der Bau der Wahrheit und Liebe” wird durch Anerkennung und Bekundung göttlicher Ideen als ein Zustand individuellen Bewußtseins errichtet.
Es ist also klar, daß unsere Pflicht gegen unsere Kirche viel größer und heiliger ist als durch Besuch der Gottesdienste, finanzielle Unterstützung und Bekleiden von Stellungen in der Kirchenorganisation ausgedrückt werden kann. Diese Tätigkeiten sind die natürlichen und notwendigen Zeichen jenes reinen Bewußtseins, das den „Bau der Wahrheit und Liebe” bildet. Regelmäßiger, überzeugter, freudiger und pünktlicher Besuch der Gottesdienste ist nur das äußere Zeichen des im menschlichen Bewußtsein errichteten wahren geistigen Baues. Angemessene und freiwillige finanzielle Unterstützung der Kirchentätigkeiten drückt nur das individuelle Bewußtsein jener mentalen Eigenschaften aus, die die wahre Kirche kennzeichnen.
Wenn wir in unserem Bewußtsein „den Bau der Wahrheit und Liebe” errichten, können wir die Verpflichtungen erfüllen, die wir als Kirchenmitglieder übernommen haben, indem wir die Angriffe des fleischlichen Sinnes, der unsere Kirchenorganisation zu verwirren, zu stören und zu spalten trachtet, meistern und überwinden, Harmonie ist die erste Regel des Erfolgs in einer Kirche, und Harmonie muß im Bewußtsein des einzelnen herrschen, ehe sie nach außen in einer geeinigten Kirchenmitgliedschaft in Erscheinung treten kann, Neid, Eifersucht, Groll, Enttäuschung, Tadelsucht, Nörgelei u. dgl. stören die Einigkeit in der Kirche.
Als Kirchenmitglieder kann uns vorgehalten werden, daß für eine Stellung oder ein Amt in der Kirche jemand gewählt oder ernannt worden sei, der für den Platz nicht geeignet ist. Es kann uns eingeflüstert werden, daß jemand anders den betreffenden Platz besser ausfüllen würde. Wir mögen uns durch die Einflüsterung beunruhigen lassen, daß das ernannte oder gewählte Mitglied zur Bekleidung der Stellung nicht berechtigt sei. Wir mögen versucht sein, die Einwendung zu glauben, daß Politik. Begünstigung, Gier, selbstsüchtiger Ehrgeiz oder der Einfluß oder das Betreiben von Gruppen bei der Besetzung von Kirchenämtern mitgewirkt habe. Wir können der Einflüsterung oder dem Einwand begegnen, daß Leser, Soloisten oder Ordner ungeeignet seien. Was für eine Pflicht haben wir als Kirchenmitglieder in solchen Fällen? Wie sollen wir angesichts materieller Einwände von Nichtberechtigung und Unfähigkeit die wahre Kirche im Bewußtsein errichten, damit der Zweck der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft voll und wirksam bewiesen werde?
Können wir hoffen, unserer Kirche zu dienen, solange wir mit dem Ergebnis einer Kirchenwahl unzufrieden und davon enttäuscht sind? Kann eine Kirche oder eine Vereinigung eine starke Rebe des Mutterweinstocks werden, wenn die Mitglieder durch Hader, Meinungsverschiedenheiten, Tadelsucht, Nörgelei, Wettstreit um Stellung u. dgl. entzweit sind? Können wir erwarten, in unserem Bewußtsein den wirklichen „Bau der Wahrheit und Liebe” zu errichten, wenn wir unsere Leser tadeln, unsere Kirchenbeamten falsch beurteilen und ihnen mißtrauen, ungünstige und abfällige Vergleiche ziehen, den Gottesdiensten und Versammlungen fernbleiben und der Kirche unsere moralische und finanzielle Unterstützung vorenthalten?
Diese Fragen beantworten sich selber. Um die Kirche in Erscheinung zu bringen, „die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt, und die das Menschengeschlecht hebt” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 583). müssen wir in jedem Falle ohne Rücksicht auf die materiellen Einwände von Unfähigkeit und Unzulänglichkeit „die müden Hände stärken und die strauchelnden Kniee [derer] erquicken”, die in der Kirchentätigkeit unserer Kirchenorganisation Stellungen bekleiden. Wir müssen, ungeachtet unserer persönlichen Neigung oder Abneigung wissen, daß wir als Kirchenmitglieder die Pflicht haben, so zu denken und uns gegen Mitglieder, die wichtige und einflußreiche Kirchenämter bekleiden, so zu verhalten, daß wir sie edelmütig, freudig und ehrlich, unerschütterlich und tätig unterstützen können. Die Sache der Christlichen Wissenschaft ist viel, viel wichtiger als unsere persönlichen Launen und Vorurteile; und die Kirchenmitglieder sollten sich so verhalten, daß sie die Leser und Kirchenbeamten unterstützen, ermutigen und mit ihnen zusammenarbeiten, wenn der wirkliche „Bau der Wahrheit und Liebe” im Bewußtsein des einzelnen errichtet und der große Zweck allgemeiner Erlösung erreicht werden soll.
Wenn die Einflüsterung von Enttäuschung oder Tadel hinsichtlich der Wahlen oder Ernennungen zu uns kommt; wenn wir versucht sind, entmutigt oder verdrießlich zu sein über die scheinbare Ungeeignetheit derer, die ehrlich bestrebt sind, die Pflichten zu erfüllen, die die Stellungen, für die sie gewählt oder ernannt worden sind, ihnen auferlegen, ist es offenbar unsere Pflicht gegen unsere Sache, gegen uns selber und gegen die ganze Menschheit, über unser Denken und Verhalten so zu wachen, es zu hüten und so einzustellen, daß wir persönlich ein mächtiges und wirksames Werkzeug bilden, wodurch die Irrtümer, die uns so wirklich und ärgerlich erscheinen, völlig und dauernd geheilt und ausgelöscht werden können. Die Wahl eines Kirchenmitglieds für ein Amt ist der Beweis der Kirchenmitglieder, und dieser Beweis wird nur in dem Maße gestützt, beschützt und wirksam, wie jedes einzelne Mitglied den wahren Sinn von Kirche im Bewußtsein bildet.
Wenn wir Christliche Wissenschafter Krankheit, Begrenzung oder irgend eine andere Disharmonie vor uns sehen, treten wir dem irrigen Zustand nicht mit Nörgelei, Tadel oder Groll entgegen. Ebensowenig können wir hoffen, durch ein solches Verhalten etwas zu berichtigen, was uns als mangelhaftes Lesen vom Pult oder als Unzulänglichkeit bei den Ordnern erscheinen könnte. Als treue Kirchenmitglieder können wir keine andere Haltung einnehmen als die der Liebe, der Zusammenarbeit, freundlicher Unterstützung und Ermutigung, wenn wir eingedenk sind, daß es der einzige Zweck der Kirche Christi, Wissenschafter, ist, die ganze Menschheit von der Knechtschaft falscher materieller Annahmen zu erlösen. Wie „Jesus in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen sah der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 476, 477), so müssen wir als Mitglieder der Kirche Christi, Wissenschafter, für unsern Mitmenschen alle Eigenschaften des Christus sehen, wenn wir zuverlässige und fähige Leser und urteilsfähige und bewanderte Männer und Frauen in unseren Kirchenämtern haben wollen.
Die tiefe geistige Art und Bedeutung der Mitgliedschaft in einer christlich- wissenschaftlichen Kirche kommt in Mrs. Eddys Erklärung auf Seite 35 in Wissenschaft und Gesundheit zum Ausdruck: „Unsere Kirche ist auf dem göttlichen Prinzip, Liebe, erbaut. Wir können uns mit dieser Kirche nur vereinigen, wenn wir neu geboren werden aus dem Geist, wenn wir das Leben erreichen, das Wahrheit ist und die Wahrheit, die Leben ist, indem wir die Früchte der Liebe hervorbringen — Irrtum austreiben und die Kranken heilen”.