Der Prophet Joel schrieb: „Es werden Haufen über Haufen Volks sein im Tal des Urteils”. Die Alltagserfahrung könnte die Erklärung, daß unzählige Menschen im Tal der Unentschlossenheit seien, zu rechtfertigen scheinen. In der Tat sind wenig Erscheinungsformen der menschlichen Erfahrung so vorherrschend oder so beunruhigend wie die beharrlichen Ansprüche Unentschlossenheit und Ungewißheit. Was zu tun sei, ist eine Frage, die häufig an die Sterblichen herantritt; und Einwendungen der Vorsicht, der Furcht und des Zweifels verhindern oft eine sofortige und entschlossene Antwort.
Wer jedoch ein Schüler der Christlichen Wissenschaft ist, sollte in großem Maße von dem verwirrenden Vorwand Unentschlossenheit frei sein. Die Christliche Wissenschaft lehrt ihre Schüler, rückhaltlos bei dem göttlichen Gemüt Erleuchtung und Führung zu suchen. Mary Baker Eddy schreibt auf Seite 254 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”: „Wenn wir geduldig auf Gott harren und die Wahrheit in rechtschaffener Weise suchen, dann lenkt Er unsern Pfad”.
Weisheit ist eine der Eigenschaften, die am meisten nötig sind, eine rechte Entscheidung zu treffen, und der Apostel Jakobus schreibt: „So jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte Gott, der da gibt einfältig jedermann und rücket’s niemand auf, so wird sie ihm gegeben werden”. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott die Quelle nicht nur wahrer Weisheit sondern auch wirklicher Intelligenz und geistigen Innewerdens ist. Diese göttlichen Eigenschaften, die durch Widerspiegelung immer und überall zur Verfügung stehen, bilden unsere Fähigkeit zu wissen, was wir tun sollen und wann und wie wir es tun sollen. In einem Bewußtsein, in dem diese gottähnlichen Eigenschaften weilen, kann es keine Unentschlossenheit oder Ungewißheit geben. Der Mensch, das Bild und Gleichnis Gottes, steht ewig auf dem Standpunkt unbedingter Gewißheit und vollkommener Zuversicht.
In dem vorstehend erwähnten Briefe schreibt Jakobus weiter: „Ein Zweifler ist unbeständig in allen seinen Wegen”. Und es liegt auf der Hand, daß einer, der zwischen dem Verständnis, daß Gott, das unendliche Gemüt, die Quelle seiner Weisheit ist, und dem Glauben, daß er ein von Gott getrenntes Gemüt habe, hin- und herschwankt, unfähig ist, sofort rechte Entscheidungen zu treffen und sie entschlossen und sicher auszuführen.
Mrs. Eddy erklärt „Engel” auf Seite 581 in Wissenschaft und Gesundheit als „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen; geistige Eingebungen, die rein und vollkommen sind”. Diese Engel sind immer gegenwärtig, uns zu führen, und wenn wir bereitwilliger nach geistiger Eingebung handelten, anstatt nach dem, was die Welt Urteil nennt, wären wir fähiger, rechte Entscheidungen zu treffen. Viele haben zweifellos schon die Erfahrung gemacht, daß sie sich durch inneren Drang zu einem gewissen Vorgehen getrieben fühlten, das sich nachträglich als das Richtige erwiesen hätte, daß sie sich aber durch sogenanntes menschliches Urteil und Furcht vor den Folgen davon abhalten ließen, diesen Weg einzuschlagen. Wieviel besser es gewesen wäre, wenn sie auf die „stille, sanfte Stimme” geistiger Eingebung gehorcht hätten! Andere dagegen, die der geistigen Eingebung folgten, sind auf den rechten Weg geführt worden, während Weltweisheit sie in eine falsche Richtung geführt hätte.
Was die Sterblichen tun müssen, ist, täglich um geistige Erleuchtung und Führung zu beten, immer auf Seine Stimme zu horchen und immer bereit zu sein, den Weg zu gehen, den Er weist. „Deine Ohren werden hören hinter dir her das Wort sagen also: Dies ist der Weg; den gehet”. Die göttliche Leitung läßt keine Ungewißheit, kein Zögern, keine Unentschlossenheit zu. Das göttliche Gemüt — die Allwissenheit — ist nie im Zweifel über das, was zu tun ist. Die Entscheidungen dieses Gemüts sind bereits getroffen, und sein Wirken stimmt stets mit seinem eigenen göttlichen Wissen und seiner unfehlbaren Weisheit überein. Der Mensch, das Ebenbild Gottes, drückt ewig das göttliche Wesen aus. Er spiegelt die göttlichen Eigenschaften Ruhe, Sicherheit und Gewißheit vollkommen wider. Er kann daher nie im Zweifel sein.
Leute, die unsere Führerin persönlich kannten und ihr nahe standen, sagen, daß sie die Ansichten derer, die sie zu beraten suchten, höflich anhörte. Nichtsdestoweniger unterbreitete sie alle Probleme dem göttlichen Gemüt zur endgültigen Entscheidung, und wenn sie der göttlichen Führung in einem gegebenen Falle sicher war, konnte nichts ihren Entschluß ändern. Viele Begebenheiten, die dies bestätigen, sind denen in Erinnerung, die in ihrem Haushalte waren.
William Dana Orcutt, der einst mit der Universitätspresse, die damals Wissenschaft und Gesundheit herausgab, in Beziehung stand, schreibt über Mrs. Eddy: „Zuerst hätte ihre ruhige Art einen zu dem Gedanken verleiten können, daß sie leicht zu beeinflussen sei. Sie hörte offenen Sinnes jeden Vorschlag an. Wenn sie zustimmte, nahm sie ihn sofort an; sagte er ihr aber nicht zu, so wies sie ihn mit einer Liebenswürdigkeit zurück, die keine Kränkung hinterließ; aber es war immer ein- und für allemal entschieden. Da gab es kein Schwanken und keine Unsicherheit”.
Unsere geliebte Führerin schreibt auf Seite 392 in Wissenschaft und Gesundheit: „Deine Entscheidungen werden dich meistern, welche Richtung sie auch nehmen mögen”. Es ist also äußerst wichtig, daß unsere Entscheidungen immer mit dem göttlichen Prinzip übereinstimmen. Wir haben das Recht zu wissen und zu behaupten, daß sie es tun, wenn wir Ihn auf allen unseren Wegen anerkennen und keinen andern Antrieb, keine andere Regierung und Führung als die göttliche Wahrheit, das göttliche Leben und die göttliche Liebe zulassen. In dem Verhältnis, wie wir den menschlichen Willen dem göttlichen unterordnen und das Recht und die Fähigkeit beanspruchen, vom Prinzip geführt zu werden, werden wir aus dem Tal der Unentschlossenheit herauskommen und im Denken zu den geistigen Höhen emporsteigen, die unser Meister erreicht hatte, als er erklärte: „Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist recht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern des Vaters Willen, der mich gesandt hat”.
