Die Christliche Wissenschaft gibt allen Menschen die tröstliche Gewißheit einer richtigen Lösung für jedes Problem, gleichviel ob dieses Problem die Beziehungen der Menschen untereinander, ob es Krankheit, Sorge, Mangel, Charakterfehler oder Sünde betrifft. Jesus hat diese Tatsache bewiesen, daß es eine Lösung für jedes Problem gibt. Sein Leben und seine Werke wurden jedoch mehr als Wunder und mehr als eine persönliche Leistung angesehen, denn als Auswirkung einer Wissenschaft. Und dies ist der Grund, warum die Menschheit im allgemeinen und das Christentum im besonderen nicht imstande gewesen sind, diese Werke zu wiederholen.
Die Christliche Wissenschaft ist auf die Bibel gegründet; damit ist nicht gesagt, daß die Bibel einfach angenommen werden soll, weil es die Bibel ist. Ein solcher blinder Glaube an die Heilige Schrift würde sie nicht verständlicher und nicht anwendbarer machen. Die Christliche Wissenschaft zeigt uns vielmehr, daß es eine Wissenschaft der Heiligen Schrift gibt, eine Wissenschaft, die nicht nur die Geschehnisse und Berichte, die darin enthalten sind, verständlich macht, sondern die uns auch in den Stand setzt, die Werke der Propheten, der Apostel und Jesu zu wiederholen. Sie befähigt uns, den Beweis zu erbringen für die große Tatsache, die sich aus der Bibel ergibt, nämlich, daß Gott, das Gute, Alles-in-allem ist, und daß das Böse und die Materialität daher keine Macht und kein Sein haben.
Im allgemeinen versteht man unter Wissenschaft das, was bewiesen werden kann. Jesus hat den Beweis seiner Lehren, die sich auf das Alte Testament gründeten, erbracht. Damit hat er gezeigt, daß das, was in den alttestamentlichen Schriften steht, wissenschaftlich, d.h. beweisbar ist. Die Christliche Wissenschaft erbringt den Beweis der Lehren, die sowohl im Alten als auch im Neuen Testament enthalten sind, und bestätigt so den wissenschaftlichen Charakter dieser Schriften. Durch ihr Werk „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” hat Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, die Wissenschaft der Bibel wiederhergestellt, so daß auch wir die wissenschaftliche Wahrheit ihrer Darlegungen verstehen und beweisen können.
Mrs. Eddy begründete den Verlust der Wissenschaft der Heiligen Schrift und der wissenschaftlichen Religion, die Jesus gelehrt hatte, mit folgenden Worten: „Niemals ist eine Religion oder Philosophie den Jahrhunderten verloren gegangen, es sei denn, daß ihr göttliches Prinzip in Persönlichkeit unterging” (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany [Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes], S. 117) und weiter: „Die religiöse Abkehr von der göttlichen Wissenschaft entsprang der Annahme, daß der Mensch Jesus, und nicht sein göttliches Prinzip, Gott, den Menschen erlöst, und daß die materielle Medizin ihn heilt” (ebendort, S. 348). Da alle Wissenschaft der Ausdruck des Prinzips ist, ist es von Wichtigkeit, daß wir Gott als göttliches Prinzip erkennen, um Seine Wissenschaft erfassen zu können und die vielen Probleme, die sich in der individuellen Erfahrung jedes einzelnen bieten, auf wissenschaftliche oder Christus-ähnliche Weise zu lösen.
Gott ist göttliches Prinzip
Gleich der erste Vers der Bibel weist auf Gottes Natur als göttliches Prinzip hin. Es heißt dort: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde”. Das Wort „Prinzip” stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Anfang”, „Grundlegung” oder „das Erste”, und in einigen lateinischen Texten der Bibel lautet dieser Vers: „Im Prinzip (in principio) schuf Gott Himmel und Erde”. Dieser Name Prinzip für Gott offenbart Ihn als den Anfang, als die Grundlegung oder die erste Ursache der ganzen Schöpfung, d.h. des Menschen und des Universums.
Jesaja, Sacharja und Amos erkannten und schilderten Gottes wirkliche, unwandelbare und absolute Natur als Prinzip, indem sie Ihn darstellten als Senkblei oder Bleischnur. Amos beschreibt seine Auffassung von Gott so: Er hat ein Senkblei in der Hand und steht auf einer Mauer, die mit einem Senkblei gemessen ist und sagt, „Siehe, ich will ein Senkblei mitten unter meinem Volke Israel anlegen” (nach Zwinglis Bibelübersetzung). Das Senkblei dient zum Messen des Senkrechten, und was senkrecht ist, ist genau, gerade und zuverlässig. Konnte Mrs. Eddy einen besseren Namen finden als „Prinzip”, um diese unwandelbare, wissenschaftliche und aufrechte oder senkrechte Natur Gottes auszudrücken? Mrs. Eddy erläutert Christliche Wissenschaft als „das Gesetz Gottes, das Gesetz des Guten, das das göttliche Prinzip und die göttliche Regel der allumfassenden Harmonie auslegt und beweist” (Anfangsgründe der göttlichen Wissenschaft, S. 1).
Gott, das göttliche Prinzip der Harmonie
Ist es nicht Harmonie — geistige und körperliche Harmonie — die wir alle in unserem Leben erreichen wollen? Harmonisch sein heißt, frei sein von Zwiespalt, Verwirrung, Furcht, Begrenzung, von Leiden und Mißverständnissen. Es heißt, Frieden, Liebe, Gesundheit, vollkommene Tätigkeit im Bewußtsein haben. Mit anderen Worten, es heißt, sich seiner wahren Individualität bewußt sein, die der Ausdruck des Prinzips, Gottes, ist.
Genau so wie die Musik das Prinzip der Harmonie zum Ausdruck bringt, so drückt der Mensch das göttliche Prinzip des harmonischen Seins aus. Ebenso wie jeder musikalische Ton in einem genauen mathematischen Verhältnis zu jedem anderen Ton steht, so hat jeder individuelle Mensch seine rechte Beziehung zu jedem anderen Individuum im Universum Gottes oder im Prinzip, und dieses genaue und vollkommene Verhältnis ist Harmonie. Vielleicht gibt es Leute, die glauben, daß sie mit ihren Bekannten im Geschäft oder mit ihren Hausgenossen oder sonstigen Freunden in einem unharmonischen Verhältnis stehen. Solche Probleme können genau so gelöst werden, wie ein musikalisches Problem gelöst werden kann. Wenn man in einem musikalischen Werk einen Mißklang fände, so würde man ihn entfernen und an seine Stelle die Harmonie setzen, die die Schönheit der Musik ausmacht. Man würde sich nicht damit aufhalten, darüber nachzudenken, woher der Mißklang gekommen ist, und warum er da ist, noch würde man sich in den Gedanken verlieren, daß dieser Mißklang irgend jemands Fehler sei. Man würde einfach erkennen, daß er nicht zu dem Musikwerke gehört, und ein Verständnis von dem Prinzip der Harmonie würde das Werk von diesem Mißklang freimachen. Wenden Sie das göttliche Prinzip oder die Liebe in gleicher Weise auf Ihr menschliches Problem an. Wenn Sie von Verwandten und Freunden nicht verstanden werden, oder wenn Sie unglücklich sind, dann verschwenden Sie Ihre Zeit nicht damit, darüber nachzugrübeln, warum Ihnen dieses Problem zugestoßen ist, oder zu denken, irgend jemand könne daran schuld sein, oder dieser Mißklang sei eine unüberwindliche Wirklichkeit, die Sie geduldig ertragen müßten. Vom Standpunkt der Christlichen Wissenschaft aus hat das alles ebenso wenig mit Ihrem göttlichen Prinzip oder mit Ihrem wahren Sein zu tun wie Mißklang mit der Musik. In dem harmonischen Universum des göttlichen Prinzips, das Liebe ist, gibt es keine Individuen, die in unharmonischen Beziehungen zu einander stehen oder uneins sind. Wenn Sie diese Tatsache verstehen, wir eine solche Erfahrung aus Ihrem Leben verschwinden. Dies mag schön aber unwahrscheinlich für den klingen, der nichts um sich herum sieht als Lieblosigkeit, kritische Einstellung, Neid, Haß, Nörgeln, Unzufriedenheit und Undankbarkeit. Die Christliche Wissenschaft sagt nicht, daß diese Probleme leicht zu lösen seien, aber sie bietet eine Möglichkeit der Lösung, und es ist sicher leichter, ein Problem zu lösen, mag es auch noch so lange dauern, als es zu übersehen oder es mit unterdrücktem Groll, mit Hoffnungslosigkeit, Sorge, Furcht oder Haß zu ertragen.
Ein Musiker, der den Mißklang mit seinen Ohren hört und auf dem Notenblatt mit seinen Augen sieht, würde deswegen nicht auf den Gedanken kommen, daß er wirklich sei und zur Musik gehöre. Er korrigiert, was er mit den Sinnen sieht und hört, durch sein Verständnis von Harmonie. Das ist es, was der Christliche Wissenschafter tut, und er tut es beständig. Er berichtigt die falschen, unharmonischen Eindrücke, die durch die persönlichen Sinne zu ihm kommen, mit seinem Verständnis von der Vollkommenheit und der Harmonie des göttlichen Prinzips und seines eigenen Seins als dem individuellen Ausdruck dieses Prinzips. Das ist zwar ein rein geistiger Vorgang, aber die Wirkung ist für den menschlichen Sinn erkennbar. Wenn Sie die Tatsache erkennen, daß die Beziehungen eines Menschen zu seinen Mitmenschen vollkommen sind, dann verschwindet die fehlerhafte, disharmonische Vorstellung von dieser Tatsache, und an Stelle der falschen Vorstellung oder des Mißklangs beherrscht die Wahrheit selbst die menschliche Situation und kommt in ihr zum Ausdruck. Übel, Irrtum und Mißklang sind anerkanntermaßen ohne Prinzip und daher ohne Grundlage und ohne Ursache. Das göttliche Prinzip, welches das Selbst der Harmonie ist, bringt im Menschen Harmonie zum Ausdruck.
Die Individualität des Menschen
Die wahre Idee vom Menschen offenbart seine vollkommene Individualität, die ihrem Ursprung, dem göttlichen Prinzip, gleicht. Mrs. Eddy schreibt hierüber (Wissenschaft und Gesundheit, S. 491) folgendes: „Die geistige Individualität des Menschen ist niemals unrecht. Sie ist das Gleichnis von dem Schöpfer des Menschen. ... Die Persönlichkeit ist nicht die Individualität des Menschen”. Beanspruchen Sie Ihre geistige Individualität, die immer recht ist, die immer vollkommen und gut, unendlich intelligent und frei ist, und Sie werden sie zurückgewinnen aus den beschränkten, leidenden und materialistischen Annahmen, die in der menschlichen Persönlichkeit eingeschlossen sind. Wenn ein Bildhauer aus einem Marmorstein ein Kunstwerk meißelt, dann hämmert er nur von dem Block ab, was dem mentalen Modell unähnlich ist, das er in seinen Gedanken hat, bis nichts weiter übrig bleibt als das Bildnis seines Modells. Die Individualität des Menschen ist Gottes mentales und geistiges Modell. In dem Maße wie die Menschen dieses vollkommene Modell, ihre wahre Individualität, schauen und lieben, sind sie auch imstande, die unvollkommenen, kranken, sündigen, persönlichen Vorstellungen vom Menschen weg zu meißeln, die gleich dem Marmorblock das vollkommene Bildnis scheinbar verborgen halten.
Lieben Sie Ihre wahre Individualität, die niemals unrecht ist! Erfreuen Sie sich an den liebevollen, intelligenten, harmonischen Gedanken und Ideen, die diese Individualität ausmachen, und hegen Sie sie! Von diesem Standpunkt der Liebe aus sind Sie dann in der Lage, die wertlosen, begrenzten, kranken und sündigen Annahmen zu verwerfen, die behaupten, Mensch zu sein. Niemals können wir unsere wahre Individualität zu sehr lieben. In der Tat, je mehr wir sie lieben, um so mehr werden wir sie leben.
Meinte Jesus nicht dasselbe, als er den Grundsatz der Nächstenliebe aufstellte, nämlich, daß wir andere lieben sollen wie uns selbst? Das Christentum hat dieses Gebot nicht verstanden, darum hat es den Teil, der von der Liebe zu sich selbst handelt, ignoriert und nur versucht, andere zu lieben. Natürlich ist die einzige Art, uns selbst zu lieben, daß wir unser wahres Selbst als das Gleichnis Gottes erkennen, daß wir die liebevollen, harmonischen, freudigen Gedanken und Ideen, die dieses wahre Selbst ausmachen, festhalten, bis die unharmonischen, begrenzten, mentalen Bilder von uns selbst aus unserem Bewußtsein verschwinden.
Vielleicht halten Sie es für heuchlerisch, ein vollkommenes, sündloses Selbst anzunehmen, wenn Sie dem Anscheine nach falsche Wünsche, schlechte Angewohnheiten und ein unbeherrschtes Temperament haben. Doch das sind nur die schlechten Eigenschaften, die das Fleisch ausmachen, die Gott, dem Prinzip Ihrer Individualität, feind sind, und die das lügenhafte Zeugnis der materiellen Sinne über Ihr wahres Sein darstellen. Sich damit gleichzustellen, ist Falschheit; dagegen sich mit dem Guten, mit Gott, mit unserem Vater-Mutter gleichstellen, ist wahrhaftig. Die irrige, lieblose und sündige Vorstellung von uns ist heuchlerisch, denn sie behauptet, etwas zu sein, was sie nicht ist, nämlich der Mensch. Verbinden Sie sich mit dem Guten, beanspruchen Sie es als Ihre Individualität! Diese Bejahung des Guten befreit von Sünde und Krankheit, denn sie ist auf Seiten Gottes, des göttlichen Prinzips.
Diese Wahrheit erlebte eine junge Frau, die in einer fremden Stadt allein in der Wohnung zurückgeblieben war. Kurz nachdem ihre Familie weggegangen war, hörte sie, wie die Haustür geöffnet wurde. Sie sah einen Mann an ihrem Zimmer vorbeigehen in der Richtung nach dem Zimmer ihrer Mutter hin. Als sie ihre Furcht überwunden hatte, da sie wußte, daß Gott, das Gute, das einzig Gegenwärtige ist, ging sie in das Zimmer ihrer Mutter und fand den Mann damit beschäftigt, Wertsachen aus der Kommode zu nehmen. Überzeugt davon, daß des Menschen wahre Individualität gut, also ehrlich, ist, sagte sie zu dem Manne: „Sie wollen das ja gar nicht tun. Sie wollen in Wirklichkeit gar nicht stehlen”. Der Mann war überrascht; als sie aber fortfuhr, die Vollkommenheit, Reinheit und Güte seiner wahren Individualität als Gottes Bild zu bejahen, da ließ er die Pistole, die er auf sie gerichtet hatte, fallen, dankte ihr und ging still hinaus. Liebe war es, was den Mann von seiner Tat zurückhielt, die Liebe, die nicht den rohen, häßlichen Marmorblock sah, die falsche Persönlichkeit, sondern die Individualität, die Gottes Idee und niemals unrecht ist. Mrs. Eddy sagt auf Seite 104 ihres Buches „Miscellaneous Writings” (Vermischte Schriften): „‚Bekleidet und vernünftig‘— ist des Menschen Individualität ohne Sünde, ohne Tod, harmonisch und ewig. ... In Gehorsam gegen die göttliche Natur spiegelt des Menschen Individualität das göttliche Gesetz und die Ordnung des Seins wieder. Wie erlangen wir unser wahres Selbst? Durch Liebe”. Jesus hat seine Individualität niemals ignoriert oder vergessen, verkleinert oder verdammt, weil er sie als eins mit dem Vater erkannte, als von der göttlichen Liebe umschlungen und ausgerüstet mit Allmacht, Allwirksamkeit und Allwissenheit von ihrer göttlichen Quelle, dem Prinzip.
Wir denken nicht daran, Jesus zu verdammen, weil er versucht ward, denn wir wissen ganz genau, daß diese Versuchungen mit seinem wahren Charakter nichts zu tun hatten. Auch wir sollten uns nicht verdammen, wenn die Versuchung an uns herantreten will, denn Versuchung hat nichts zu tun mit unserer wahren Individualität. Sich selbst oder einen anderen verdammen, hat noch niemals Heilung gebracht oder eine Versuchung überwunden. Sie hat nur den Kampf mit der Versuchung verlängert. Doch die Verdammung der Versuchung bringt uns Befreiung aus der Knechtschaft solcher Suggestionen. Die wahre Individualität des Menschen wird stets von dem göttlichen Prinzip, der Liebe, regiert; sie kann daher niemals von Neid, Furcht, Haß und Rache regiert oder beeinflußt werden, denn all das sind Eigenschaften, die kein Prinzip haben. Sie sind dem Menschen ebenso fremd wie sie Gott fremd sind.
Persönlichkeit ist nicht Individualität
Wenn wir aus Furcht oder Begrenzung einen liebgewordenen Wertgegenstand weggeben, dorthin, wo er nicht hingehört, und Minderwertiges dagegen eintauschen, mit andern Worten, wenn wir ihn verpfänden, dann gibt es nur einen Weg, wieder in den Besitz des Gegenstandes zu gelangen, nämlich ihn mit etwas anderem wieder einzutauschen. Das veranschaulicht, was mit unserer Vorstellung von des Menschen wahrer Individualität geschehen ist, und was zu tun notwendig ist, um sie wiederzugewinnen. Aus Furcht oder infolge eines begrenzten Sinnes hat die Menschheit ihre Vorstellung vom Menschen in die Materie verlegt, wo der Mensch doch weder hingehört noch sein kann; und die einzige Art, die Menschheit von dieser Beschränkung zu erlösen, ist, die menschliche Vorstellung vom Menschen gegen die wahre Idee der geistigen Individualität wieder einzutauschen. Diese menschliche Vorstellung ist körperlich, unvollkommen, beschränkt; sie ist unglücklich, krank und sündig, eine Vorstellung vom Menschen, die wir Persönlichkeit nennen. Dem Anscheine nach ist diese Persönlichkeit zuweilen gleichzeitig gut und böse, fähig sowohl Harmonie als auch Disharmonie auszudrücken; sie ist also ihrer Natur nach widerspruchsvoll. Das kann nicht der Ausdruck des Prinzips sein und kann daher auch nicht die Individualität des Menschen sein. Persönlichkeit ist das gerade Gegenteil vom Prinzip, denn sie wird von Launen, Grillen, materiellen Umständen beherrscht. Es ist nicht möglich, die materielle Persönlichkeit zu verstehen, denn diese denkt und handelt nicht in Übereinstimmung mit dem Prinzip.
Sie wissen vielleicht, daß das Wort Person von dem lateinischen Wort persona stammt, das Maske bedeutet, und dessen ursprüngliche Bedeutung ist: „durchtönen”. In alter Zeit gebrauchten Schauspieler solche Masken oder personae, um ihre eigene Persönlichkeit zu verbergen, und um durch diese Masken den darzustellenden Charakter zum Ausdruck zu bringen bzw. hindurchtönen zu lassen. Der Charakter des Menschen kann nicht durch eine Maske oder durch Persönlichkeit ausgedrückt werden, auch nicht durch die fünf materiellen Sinne oder durch materielle Empfindung, denn diese Maske scheint vielmehr des Menschen wahre Individualität vor unserem Blick zu verbergen. Wir können unsere wahre Individualität als Gottes Bild nur sehen, wenn wir diese Maske oder Persönlichkeit ablegen, und wenn wir diese persönliche Vorstellung vom Menschen austauschen für die wahre Idee des Menschen als gesund, harmonisch, freudevoll, geistig und frei.
In der biblischen Allegorie, die wir im Ersten Buch Mose finden, stellte eine lügenhafte Schlange die Annahme dar, der Mensch sei eine materielle Persönlichkeit, die das Böse, das Gegenteil des Guten, Gottes, kenne und daher mehr wisse als Gott; denn Gott, das Gute, hat keine Kenntnis vom Bösen. Natürlich ist Eva nicht die einzige Person, die auf die Theorie der Schlange hereingefallen ist, daß man das Böse, das Sünde, Krankheit und Tod einschließt, erkennen, sehen und fühlen kann. Die Art, wie man die sprechende Schlange zum Schweigen bringen kann, wurde jedoch Adam und Eva klar gezeigt, denn Gott der Herr sprach zur Schlange: „Auf deinem Bauche sollst du gehen und Erde essen dein Leben lang”.
Wenn dieses Wort der Urteilsspruch der Wahrheit ist über die Einflüsterung, der Mensch sei eine böse und gute Persönlichkeit, dann laßt uns auf die Seite der Wahrheit treten, auf die Seite Gottes, und laßt die Schlange auf ihrem Bauche kriechen, mit anderen Worten, laßt uns der Lüge keine Beine geben, daß sie darauf stehen kann. Laßt uns festhalten an dem Ausspruch des Gemüts, daß die Schlange mit Erde oder Staub gefüttert werden muß, also mit dem Nicht. Es ist keine Nahrung, kein Leben und keine Intelligenz im Staube. Solange wir glauben, die Persönlichkeit mit ihrer Sünde, ihrer Krankheit, ihrem Sterben mache den Menschen aus, solange füttern wir die Schlange nicht mit Staub, sondern mit der Annahme, daß sie Leben und Substanz hat und personifiziert ist.
Jesus riß dieser Versuchung der Schlange — des Bösen — die Maske ab, als er sagte: „Wenn er die Lüge redet, so redet er von seinem Eingnen”, mit andern Worten, von sich selbst. Wenn diese Schlange der Persönlichkeit uns versuchen will, so sagt sie nicht: „Ich, die Schlange”, oder: „Ich, der körperliche Sinn”, oder: „Ich, Irrtum, bin krank”, sondern: „Ich, Hans Schmidt” oder: „Ich, Grete Müller” (oder wie unsere Namen auch heißen mögen) „bin krank, sündig, unglücklich, entmutigt oder furchtsam”. So behauptet diese Lüge, unser Sein oder unser Ich, unser Denken oder unser Gemüt zu sein; sie behauptet, eine Persönlichkeit zu haben, die sie als die Unsrige ausgibt, durch die sie sich jedoch nur selbst ausdrückt. Denn durch diese Persönlichkeit oder Maske flüstert die Versuchung: „Ich bin ohne Versorgung, ohne Arbeit; ich bin überflüssig; ich bin alt; ich möchte sterben; ich möchte sündigen”. Das ist nur die Lüge, die von sich selbst redet, wie Jesus sagte: „Wenn er die Lüge redet, so redet er von seinem Eignen”, mit andern Worten, sie entlarvt ihr eigenes Wesen, das mutlos, furchtsam, mittellos, träge und unglücklich ist. Jesus lehrte uns, wie wir diese Schlange, die nur von sich selbst redet, zu behandeln haben, wenn er sagt: „Sei willfährig deinem Widersacher bald, solange du mit ihm auf dem Wege bist”. Gib zu, daß die Suggestionen, die deinem Glück, deiner Gesundheit, deiner Versorgung, deiner Harmonie und Heiligkeit entgegenstehen, nur von sich selbst reden, von ihren eigenen falschen Vorstellungen; aber wisse, daß es keine Wahrheit über dich ist, über das vollkommene Gleichnis Gottes. Gib zu, daß es die Natur dieses Widersachers, nicht die des Menschen, ist, entmutigt, unglücklich, furchtsam, mittellos und unharmonisch zu sein, und daß er allen Grund dazu hat, so zu sein, denn er hat kein Prinzip, das ihn unterstützt, kein Leben, das ihn tätig macht, keine Liebe, die ihn glücklich macht, keinen Gott,— nichts Gutes, das ihn erhält. Erkenne an, daß dieses feindliche Denken, diese Lüge, nur ein Reden von sich selbst ist, und nicht von dir, dem Menschen, dem Ebenbild Gottes. Dann kann es dich in keiner Weise berühren, beherrschen oder beeinflussen.
Mrs. Eddy erzählt auf Seite 224 ihres Buches „Miscellaneous Writings” (Vermischte Schriften): „Ein Hofbeamter berichtete Kaiser Constantin, daß der Pöbel den Kopf von seiner Statue mit Steinen abgeschlagen hätte. Der Kaiser griff sich an den Kopf und sagte: ‚Merkwürdig, ich fühle mich gar nicht verletzt‘”. Ebenso wie Constantin können auch Sie überzeugt sein, daß Sie nicht im geringsten verletzt, eingeschränkt oder entmutigt sind, wenn eine lügnerische Suggestion Ihnen ihre eigene falsche und persönliche Vorstellung von Ihnen als Menschen einreden will; denn Sie wissen, daß diese persönliche Vorstellung von Ihnen nur ein materialistisches, körperliches Bild von Ihrer wahren Individualität ist, und daß es ebenso wenig Ihr wahres Selbst ist, wie das materielle Bild oder die Statue Constantin selbst war.
Eine Christliche Wissenschafterin erzählte mir kürzlich von einer Erfahrung, die sie zur Christlichen Wissenschaft gebracht hatte. Ihr kleines Mädchen war im Krankenhaus, um operiert zu werden. Das Kind litt anscheinend so sehr, und jedes Hilfsmittel erschien so unzulänglich, daß die Mutter voll Verzweiflung das Krankenhaus verließ und nicht mehr wußte, wohin sie sich um Hilfe wenden sollte. Auf der Straße traf sie eine Freundin, der sie ihr Herz ausschüttete. Die Freundin lud sie ein, einen christlich-wissenschaftlichen Sonntagsgottesdienst zu besuchen; sie war damit einverstanden und ging mit ihr hin. Im Gottesdienst saß neben ihr ein kleiner Junge, der dem Anscheine nach körperliche Beschwerden hatte. Während die Lektionspredigt aus der Bibel und dem christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch verlesen wurde, wurde dieses Kind vollständig geheilt. Als die Mutter des kleinen Mädchens die wunderbare Heilung sah, war sie erstaunt, und beim Verlassen der Kirche sprach sie mit einem der Ordner darüber und fragte ihn, wie diese Heilung vor sich gegangen sei. Er sagte ihr, das Wort Gottes in der Bibel habe noch die gleiche Macht, wie zu Jesu Zeiten und empfahl ihr, die Bibel zusammen mit „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy zu studieren. Sie tat dies, und zu gleicher Zeit ließ sie ihr kleines Mädchen christlich-wissenschaftlich behandeln, was zu einer schönen Heilung führte. Sie sagte mir, ihre Dankbarkeit für die Gottesdienste in den christlich-wissenschaftlichen Kirchen sei größer als Worte es ausdrücken können, denn sie wären in der Tat im Dienste des Guten, der Heilung und der Liebe für alle, die ihre liebevolle Einladung annehmen und teilhaben an dem „Becher kalten Wassers”, der einem jeden in der Gemeinde gereicht wird.
Was war bei dem Kinde und der Mutter vorgegangen? Eine falsche, persönliche und krankhafte Vorstellung vom Menschen war ausgetauscht worden gegen eine herrliche, vollkommene Vorstellung von ihm als Gottes Idee. In gewissem Grade war ans Licht gebracht worden, daß des Menschen wahre Individualität gesund und harmonisch ist.
Jesus machte immer den Unterschied zwischen seiner Persönlichkeit und seiner Individualität. Er sagte: „Wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat” und „Wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr auch meinen Vater”. In beiden Fällen wollte er offenbar auf seine Individualität, auf sein wahres Selbst, hinweisen, das das Bild und Gleichnis Gottes ist. Es gab sehr viele Leute, die Jesu Person, seine Körperlichkeit, gesehen hatten, ohne etwas von der wahren Natur Gottes, des Guten, geschaut zu haben. Diese Leute konnte er unmöglich damit gemeint haben, denn wenn sie auch seine Person gesehen hatten, so hatten sie doch nicht sein wahres Sein gesehen, seine Individualität. Wo immer Sie bei sich oder bei anderen den liebenswerten, liebevollen oder vollkommenen Charakter schauen, sehen Sie eine Kundwerdung des Vaters, mit andern Worten, Sie sehen den Ausdruck des göttlichen Prinzips, der Liebe und des Lebens.
Mrs. Eddy erklärt auf Seite 103 ihres Buches „Miscellaneous Writings” (Vermischte Schriften): „Jesu Persönlichkeit im Fleisch, soweit der materielle Sinn diese wahrnehmen konnte, war gleich der anderer Menschen; aber die Wissenschaft vertauscht diese menschliche Vorstellung von Jesus gegen das göttliche Ideal, seine geistige Individualität, die den Immanuel oder ‚Gott mit uns‘ widerspiegelte”. Das ist es, was die Christliche Wissenschaft für uns alle tut, sie tauscht die menschlich Vorstellung von uns aus gegen das göttliche Ideal, unsere wahre Individualität, die Gott widerspiegelt. Haben Sie je daran gedacht, daß Sie Ihr eigenes Gesicht nie gesehen haben? Sie haben die Widerspiegelung Ihres Gesichts im Spiegel gesehen, so wissen Sie, wie es aussieht; und Sie haben, als Sie Ihre Widerspiegelung erblickten, vielleicht gesagt oder gedacht: „Ich sehe mein Gesicht”. Das ist aber nicht wahr, denn wenn auch die Widerspiegelung genau Ihrem Gesicht entspricht, so haben Sie Ihr Gesicht doch nur in der Widerspiegelung gesehen. In Wirklichkeit haben Sie auch niemals das Gesicht eines anderen gesehen, denn was Sie wahrnehmen, wenn Sie einen anderen ansehen, ist nur die Widerspiegelung seines Gesichts auf der Netzhaut Ihres eigenen Auges. Wenn wir nun überzeugt sind, daß wir uns selbst als Menschen gesehen haben, wenn wir nur eine bloße Widerspiegelung im Spiegel gesehen haben, und wenn wir ebenso überzeugt sind, daß wir andere gesehen haben, wenn wir nur ihr Abbild auf der Netzhaut des Auges gespiegelt gesehen haben, warum können wir dann nicht einfach die Tatsache anerkennen, daß, wenn wir das Ebenbild oder die Widerspiegelung Gottes, die wir Mensch nennen, d.h. unsere wahre Individualität, sehen, wir Gott selbst in Seiner Widerspiegelung gesehen haben? Das hat Jesus klar auseinandergesetzt, als er sagte: „Wer mich siehet, der siehet den Vater”.
Prinzip ist Liebe
Kein Mensch kann von dem göttlichen Prinzip des Seins getrennt werden, denn dieses ist immer gegenwärtig, unparteiisch, allgemein anwendbar und beweisbar. Offenbart nicht diese Allgemeinheit, Gerechtigkeit, und Unveränderlichkeit das göttliche Prinzip als Liebe?
Diese Auffassung von Liebe als Prinzip mag vielen ganz neu sein. Doch diese neue Auffassung braucht deswegen nicht fremd, kalt und abweisend zu erscheinen; denn wenn Sie es genau prüfen, werden Sie feststellen, daß diese Bezeichnung der beste Ausdruck für Ihr Ideal der Liebe ist. Zunächst und vor allen Dingen lieben wir, was wir verstehen, und wir verstehen, was wir lieben. Sollte es jemand geben, den wir anscheinend nicht lieben, so würde dieser Mangel an Liebe verschwinden, wenn wir seine wahren Motive und Ziele, seinen Charakter oder seine Individualität verstehen lernten. Wenn wir ihn nicht verstehen, so hat das seinen Grund darin, daß wir ihn nicht genug lieben. Liebe und Verstehen sind untrennbar verbunden. Das Prinzip ist verständlich und verleiht Verständnis, daher ist es Liebe. Was nicht mit dem Prinzip übereinstimmt, kann nicht verstanden und daher auch niemals geliebt werden. Über das was nicht wissenschaftlich, nicht auf Prinzip gegründet ist, kann man nur Mutmaßungen, Spekulationen und Theorien aufstellen.
Die ideale Liebe beweist sich als Liebe durch Taten. Das Prinzip allein kann der Ursprung solcher Liebe sein; denn das Prinzip allein ist beweisbar. Jesus sagte: „Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote”, mit andern Worten: „Beweiset oder demonstriert die Gesetze, die ich mit meinem Leben demonstriert habe, und ihr werdet dadurch Liebe zum Ausdruck bringen”. Jesus sagte nicht, daß wir seine Persönlichkeit lieben oder anbeten sollten. Wenn wir nur die Persönlichkeit eines anderen lieben, so wird uns das niemals befähigen, die Werke dieses Menschen nachzuahmen. Zum Beispiel, wenn Sie die Persönlichkeit eines Musikers lieben, so macht Sie das noch lange nicht selbst zu einem Musiker. Wenn Sie dagegen das Prinzip und die Regeln der Musik lieben und verstehen, so wird Sie das nicht nur befähigen, die Regeln der Harmonie zu verstehen und beobachten, sondern Sie werden auch ein Verständnis gewinnen von dem, was den Musiker in seinen Gedanken und Leistungen bestimmt hat. Wenn zwei oder mehr Menschen das gleiche Prinzip verstehen und anwenden, dann verstehen und lieben sie einander, und das ist wahre Einheit.
Wahre Freunde
Jesus
Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Ich habe euch Freunde genannt; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, das habe ich euch kund getan” (nach Zwinglis Bibelübersetzung). Nicht um deswillen, was die Jünger an Jesus getan hatten, nannte er sie Freunde, sondern deshalb, weil er mit ihnen geteilt, was er von seinem Vater vernommen hatte. Dies machte ihn zum größten, zum verständnisvollsten und trostreichsten Freunde, den die Menschheit je gehabt hat. Er gab auch der Welt einen selbstlosen Maßstab von Freundschaft, wie sie ihn nie zuvor gekannt hatte. Wenn Sie und ich die liebevollen, freudigen, harmonischen Gedanken und Ideen, die wir vom Vater gehört haben, mit anderen teilen, dann nennen wir sie Freunde. Wenn wir ihnen aber Furcht, Traurigkeit, Geschwätz, die Annahme von Arbeitslosigkeit und Mangel mitteilen, dann nennen wir sie nicht Freunde.
Mary Baker Eddy
Gleich wie Jesus, so teilte auch Mrs. Eddy mit uns, was sie vom Vater gehört hatte, und sie tat dies in der Art, wie Gott sie führte und erleuchtete, es zu tun, durch ihre Schriften und durch die Gründung der christlich-wissenschaftlichen Kirche.
In den letzten Jahren ist viel über die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft geschrieben worden; denn der falsche Eindruck, daß die christlich-wissenschaftliche Bewegung von ihrer Persönlichkeit abhängig war und noch abhängig ist, scheint sich hartnäckig zu behaupten. Aber solange das, was sie in ihren Büchern niedergelegt hat, bewiesen wird und bewiesen werden kann, wird die christlich-wissenschaftliche Bewegung bestehen und Mrs. Eddys Platz als Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft und als ihre Führerin unantastbar bleiben.
Die Entdeckung der Christlichen Wissenschaft war nicht von der Persönlichkeit Mrs. Eddys abhängig. Es war das göttliche Prinzip des Menschen und des Universums, das den Schleier der Persönlichkeit zerriß, und das sich selbst als Wissenschaft offenbarte durch die Individualität des Menschen, die niemals unrecht und die das Gleichnis des göttlichen Prinzips ist. Durch ihre Liebe zu Gott und zum Menschen hatte Mrs. Eddy die materiellen Vorstellungen, die die sterbliche Persönlichkeit ausmachen, soweit überwunden, daß sie sich ihrer wahren Individualität als Gottesidee bewußt wurde, wie auch der Wissenschaft, die die Wahrheit über Gott und den Menschen offenbart. Wer etwa die entscheidenden Ereignisse ihres Lebens kennen lernen will, die sie zu dieser Entdeckung und zur Gründung dieser großen Bewegung geführt haben, der wird ihre eigene Lebensbeschreibung, betitelt „Rückblick und Einblick”, sehr erleuchtend und belehrend finden. Die Tatsache, daß diese Lebensbeschreibung nur 95 Seiten umfaßt, und daß vieles darin von der Christlichen Wissenschaft handelt, weist darauf hin, wie wenig Wichtigkeit sie ihrem persönlichen Leben beimaß, und wie sie vielmehr darauf bedacht war, ihren Lesern die Wahrheit zu bringen. Sie kannte keinen Haß gegen Menschen, die sie nicht verstanden und sie und ihr großes Werk verleumdeten; sie schrieb vielmehr auf Seite 220 ihres Buches „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Vermischtes): „Jeden Tag bete ich: Gott, segne meine Feinde, mache sie zu Deinen Freunden, laß sie die Freude und den Frieden der Liebe erkennen!”
Die Christliche Wissenschaft
Die Christliche Wissenschaft kommt zu Ihnen heute als ein Freund; denn alles, was sie zu geben hat, ist das, was vom Vater, vom göttlichen Prinzip, kommt. Sie erklärt uns die Natur und die Gegenwart der Liebe und offenbart des Menschen wahren Charakter. Lassen Sie uns an einigen Beispielen zeigen, daß die Christliche Wissenschaft uns heute Freund und Tröster ist. Werfen Sie einen Blick auf die gegenwärtige Weltlage in Bezug auf Arbeitslosigkeit.
Gott beschäftigt den Menschen allezeit damit, das Gute, die Liebe und die Überfülle der Ideen des Gemüts zum Ausdruck zu bringen; also ist der Mensch niemals ohne Beschäftigung. Wenn das wahr ist, daß der Mensch jederzeit beschäftigt ist, was ist es denn, was ihn davon abhält, diese Tatsache jetzt zu sehen und zu erleben? Es kann nur ein Zustand der Suggestion sein, denn wenn wir uns täuschen lassen, etwas als wahr anzunehmen, was nicht wahr ist, so kann das nur auf Suggestion zurückgeführt werden. Die Suggestion wird in solchem Falle durch Furcht, Niedergeschlagenheit, Angst und mentale Ansteckung veranlaßt. Da Gott das einzige Gemüt ist, haben diese Suggestionen keinen Sinn, der Ihre Gedanken beschäftigen kann, denn Gott allein beschäftigt den Menschen, um damit Sich selbst zum Ausdruck zu bringen. Diese Suggestionen sind also einfach die Lügen der Schlange, die uns glauben machen wollen, daß Gott, das Gute, nicht gegenwärtig ist. Füttert sie mit Staub. Wisset, daß sie aus dem Nichts kommen, in das Nichts gehen und nichts sind, denn Gott hat sie nicht geschaffen.
In einem seiner Gleichnisse erzählt Jesus von einem Manne, der in ein fernes Land zog und seinen Knechten Pfunde oder „Talente” (siehe Zwinglis Übersetzung, Matt. 25:15) in verschiedener Höhe gab. Er sagte zu ihnen: „Handelt, bis ich wiederkomme”. Aus dem Gleichnis ist zu schließen, daß der Mann erwartete, die Pfunde oder Talente würden sich durch Gebrauch vermehren. Wenn Jesus auch von Geld sprach, so können wir das Gleichnis doch auf unsere mentalen und geistigen Talente anwenden.
In Gottes Reich kann es kein Zuviel an Angebot geben, denn das Gemüt beschäftigt ewiglich jede einzelne seiner Ideen oder Geschöpfe. Beschäftigen Sie Ihre Gedanken mit dieser Wahrheit, bis sie als eine demonstrierte Tatsache in Ihre menschliche Erfahrung kommt. Denken Sie ermutigende, liebevolle und freudige Gedanken, bis die Suggestionen der Furcht und der Niedergeschlagenheit schwinden, und das Ergebnis Ihres richtigen Denkens, das auf einem durch die Tat beweisbaren Prinzip beruht, in die Erscheinung tritt.
Gebrauchen Sie Ihre Talente. Vielleicht antworten Sie, Sie hätten keine Gelegenheit, sie zu gebrauchen. Vielleicht suchen wir die Gelegenheit in der falschen Richtung. Vielleicht glauben wir, ein anderer sollte uns die Gelegenheit verschaffen, oder unsere Vorbereitung und Geschicklichkeit in einer bestimmten Berufstätigkeit müßte uns eine Gelegenheit sichern. Wenn wir solchen Suggestionen Einlaß gewähren, dann wenden wir uns ab von Gott, der Quelle der Gelegenheit, „der dem Menschen” nach einem Ausspruche Mrs. Eddys, „zu jeder Stunde neue Gelegenheiten bietet” (Christian Healing [Christliches Heilen], S. 19).
Wer nach Beschäftigung ausschaut und die Annahme mit sich herumschleppt, er sei ohne Beschäftigung, der wird merken, daß diese Annahme immer in Erscheinung tritt, wohin er auch gehen mag. Aber wenn er ausgeht, und in Gedanken an der Wahrheit festhält, daß er von Gott beschäftigt wird, und daß, was er auch immer tun mag — selbst wenn er Arbeit sucht — eine Gelegenheit da ist, diese Wahrheit in die Erscheinung zu bringen, so wird er merken, daß die Suggestionen von Mangel, Arbeitslosigkeit und Niedergeschlagenheit aus seiner Erfahrung verschwunden sind.
Es ist Gottes Gesetz, daß wir unsere Talente gebrauchen. Das heißt nicht, daß, wenn unser Talent auf dem Gebiet der Architektur liegt, wir nur Beschäftigung als Architekten haben müßten; es heißt vielmehr, daß das schöpferische Denken, das uns zum Architekten machte, beschäftigt werden muß, denn dieses Denken ist das wirkliche Talent. Wenn wir Musiker sind, so muß das harmonische Denken, das uns musikalisch macht, dauernd benutzt werden. Sollten wir aber glauben, wir hätten kein Talent, so kommt das daher, daß wir noch nicht erkannt haben, daß wir das wertvollste Talent von allen besitzen, nämlich die Fähigkeit, intelligent, liebevoll, mutig zu denken, gemäß den Forderungen des Prinzips. Beschäftigen Sie Ihre Gedanken mit Ihren wahren, von Gott verliehenen Talenten solange, bis der Nebel der Furcht und des Zweifels verschwunden und die Wahrheit Ihres Seins gekommen, d.h. in die Erscheinung getreten, ist. Sie werden dann sehen, daß Sie beschäftigt sind und zwar an Ihrem richtigen Platze, und daß Sie die Fülle Gottes zum Ausdruck bringen.
Das ist eine der vielen Arten, auf denen sich die Christliche Wissenschaft als unser Freund erweist. Diese Wissenschaft macht Gott als göttliches Prinzip für uns immer anwendbar. Sie hebt die Liebe heraus aus dem persönlichen Sinn mit seinen Grillen und Launen, seinen Neigungen und Abneigungen, und stellt sie auf die Höhe des göttlichen, durch die Tat beweisbaren, unparteiischen und allgemeinen Prinzips, das immer bei uns ist. Die Freundschaft, die das göttliche Prinzip, die Liebe, für uns bereit hat, findet Ausdruck in einem von Mrs. Eddys schönen Gedichten (Gedichte, S. 7):
„Du, zu dem wir unsere Hoffnung heben,
Befreie uns vom Menschenzwist,
Gespeist durch Deine Lieb’ wir leben,
Denn Lieb’ allein nur Leben ist.
Süßestes Leben, wenn gütig, voll Verstehen
Das Herz zum Herzen spricht, beim Kommen
und beim Gehen”.