Ein junges Mädchen sagte unlängst zu der Verfasserin: „Ich glaube, daß die Christliche Wissenschaft viel Gutes enthält; aber es scheint, daß ich so vielem werde entsagen müssen, wenn ich Schülerin dieser Wissenschaft werde”. Zweifellos dachte sie an weltliche Tätigkeiten und an nicht wünschenswerte Gewohnheiten, die mit der Christlichen Wissenschaft nicht übereinstimmen. Zuerst laßt uns ein für allemal klar darüber sein, daß wir nicht das geringste Gute aufgeben müssen. Als Kinder Gottes können wir das Gute als unser Erbteil beanspruchen. Ja, von einem unendlich guten Gott, der einzigen Ursache und dem einzigen Schöpfer, können wir immer nur Gutes erwarten oder empfangen. Gott verlangt nicht, daß wir etwas Gutes aufgeben, und wie freudig wir doch alles Böse aufgeben sollten!
Wenn wir eine Treppe hinaufgehen, gelangen wir an die fünfte Stufe erst, wenn wir die vier ersten Stufen überschritten haben. Weil wir den ersten Schritt gemacht haben, können wir den zweiten machen usw. Wenn wir das Gute, das wir bei jedem Schritt in unserem Verständnis erworben haben, bewußt leben, finden wir, daß wir das Falsche fallen lassen, mit andern Worten, dem Glauben an die Wirklichkeit des Bösen entwachsen. Das Böse, das falsche Verlangen, hat nur die Wirklichkeit, die wir ihm in der Annahme zuschreiben.
Als Schüler der Mathematik würden wir gewiß nicht weiterkommen, wenn wir unsere Zeit mit Staunen über die höheren Regeln der Trigonometrie zubrächten, ehe wir die einfachen Rechenregeln beherrschen. Wir lernen zuerst die einfachsten Regeln und üben sie, bis wir sie durch Beweis dartun können. Das Ausarbeiten der einfacheren Aufgaben bahnt uns den Weg zum Ausarbeiten der höheren Aufgaben. Ebenso verhält es sich mit dem Ergründen der Christlichen Wissenschaft. Wenn wir heute die Wahrheit, die wir verstehen, dartun oder beweisen, sind wir darauf vorbereitet, morgen mehr zu verstehen. Wenn wir uns zu diesem Zweck anstrengen, finden wir, daß vieles, was wir einst als notwendig für unser Glück ansahen, verschwindet und vielleicht ohne eine uns bewußte Anstrengung.
Das Verlangen nach weltlichem Vergnügen und persönlicher Beliebtheit, vielleicht die unersättliche Begierde nach Tabak, vergeht bei diesem „gewinnenden” Vorgang; denn wir können unser Bewußtsein nicht mit dem demütigen, inbrünstigen Verlangen füllen, mehr von Gott und Seiner Schöpfung zu lernen, und dennoch Raum für fleischliche Gelüste haben. Anstatt also über die Dinge nachzugrübeln, die wir glauben, aufgeben zu müssen, laßt uns unser Denken mit Gutem füllen. Die Kraft des Guten, die die Kraft Gottes ist, ist so mächtig und doch so milde! Es gibt nichts, das dieser Kraft des Guten widerstehen kann, und es ist nichts Zerstörendes in ihr. Es ist die Kraft Gottes, des Guten, die uns von jedem falschen Verlangen und von jeder Furcht befreit. Gottes Kraft ringt mit dem Bösen so wenig wie das Licht mit der Finsternis ringt. Wenn das Licht kommt, verschwindet die Finsternis.
Unsere Führerin Mary Baker Eddy schreibt in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 274): „Lieber Leser, rechtes Denken, rechtes Fühlen und rechtes Handeln — Ehrlichkeit, Reinheit, Selbstlosigkeit — in der Jugend führen zu Erfolg, Verstandeskraft und Glück im Mannesalter”. Laßt uns also heute damit beginnen, daß wir für alles Gute, das wir verstehen, dankbar sind! Laßt uns von heute an liebevoller, freundlicher, rücksichtsvoller, selbstloser, duldsamer und zuversichtlicher sein! Wenn wir die göttlichen Eigenschaften immer mehr ausdrücken, lernen wir Gott besser verstehen, und wir können mit David sagen: „Du tust mir kund den Weg zum Leben; vor dir ist Freude die Fülle und liebliches Wesen zu deiner Rechten ewiglich”.
Lobpreisungen sind die Atemzüge innerer Liebe, die Merkmale und Kennzeichen eines glücklichen Lebens, überströmender Dankbarkeit, wiederkehrender Segnungen, einer Darbietung der Seele und des auf den Schwingen göttlicher Liebe zu dem Thron Gottes sich erhebenden Herzens.—
