Es scheint eine schwere Zeit zu sein, in der wir leben. Und manchmal, wenn wir von den Einflüsterungen des Bösen irregeführt werden, indem wir sie für wirklich halten, ergreift uns Furcht, wir werden mutlos, unser Ausblick scheint finster und hoffnungslos. So erging es Elia vor alters. Im 19. Kapitel des 1. Buchs der Könige ist des Propheten verzweifelnder seelischer Zustand geschildert mit den Worten: „Ich habe um den Herrn, den Gott Zebaoth, geeifert; denn die Kinder Israel haben deinen Bund verlassen, ... und sie stehen darnach, daß sie mir das Leben nehmen”. Aber was antwortete der Herr auf Elias Klage? „Und ich will lassen übrigbleiben siebentausend in Israel: alle Kniee, die sich nicht gebeugt haben vor Baal, und allen Mund, der ihn nicht geküßt hat”. Was für einen Trost diese Worte dem treuen Diener des Höchsten brachten!
Die Geschichte wiederholt sich beständig. Immer wieder schien das Böse in der menschlichen Erfahrung die Oberhand über das Gute zu gewinnen, und die Menschen verzagten und wurden hoffnungslos, da sie glaubten, daß das Gute seine Macht verloren habe, mit andern Worten, daß Gott Seine Macht verloren habe. Aber was für eine Verneinung der Wahrheit das ist! Denn Gott ist das unendlich Gute, wie die Christliche Wissenschaft enthüllt. Kein Einwand des materiellen Sinnes kann diese Wahrheit umstoßen; keine Verneinung der Macht Gottes kann Gott je weniger als allmächtig machen; kein Versuch des sterblichen Gemüts, das Böse wirklich zu machen, kann das Gute je begrenzen. Wenn die Menschen das Böse fürchten, wenn sie die Einflüsterungen des Bösen für wirklich halten und verzagt und hoffnungslos werden, lassen sie sich von einer Lüge — von einem Nichts, das behauptet, etwas zu sein — täuschen.
Mrs. Eddy schreibt auf Seite 129 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”: „Wir müssen tief in die Wirklichkeit hineinschauen, anstatt nur den äußern Sinn der Dinge anzunehmen”. Das müssen wir tun, wenn wir die Lüge des Bösen widerlegen und Trost und Segen finden wollen. Wir sind heute der Annahme nach Zeugen einer gewaltigen Anstrengung des sterblichen Gemüts, uns von der Wirklichkeit, der Gegenwart und der Macht des Bösen zu überzeugen. Diese Lüge muß durch den wahren Zeugen, den geistigen Sinn, zum Schweigen gebracht werden. Nur der geistige Sinn kann für die „Wirklichkeit”; zeugen, nur der geistige Sinn kann „den äußern Sinn der Dinge” widerlegen — den materiellen Sinn, der offensichtlich beständig falsch zeugt. Die Christliche Wissenschaft ist gekommen, um allen, die ihre Lehre beherzigen, das Wesen der Wirklichkeit zu enthüllen, ihnen die völlige Zuverlässigkeit des geistigen Sinnes zu zeigen, der für die Allheit Gottes, des Guten und das durchaus Trügerische des Bösen zeugt.
Wir dürfen unsere Freude nicht verlieren. Gott, das allmächtige, allgegenwärtige Gute, bleibt sich immer gleich. In Wirklichkeit macht die Menschheit stetigen geistigen Fortschritt. Unsere Führerin schreibt auf Seite 158 in Wissenschaft und Gesundheit: „Auf allen Seiten grüßen uns Zeichen des Fortschritts und der Vergeistigung”. Und sie konnte die Zeichen dieser Zeit besser als irgend jemand auslegen. Es ist interessant, ihr Denken mit dem des Meisters zu vergleichen. Unter Hinweis auf die Trübsal, die Bestürzung und die Furcht, die seinen Nachfolgern drohen sollte, sagte Jesus (Luk. 21, 28): „Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebet eure Häupter, darum daß sich eure Erlösung naht”.
Welch herrliche Tatsache es doch ist, daß das Gute nicht vergehen kann — daß es ewig ist; daß die Wahrheit unsterblich ist! Das Böse — die Lüge — ist nur eine mutmaßliche Verhüllung, die die Wirklichkeit des wahren Seins zu verbergen sucht. „Die strahlende Sonne der Tugend und der Wahrheit besteht zugleich mit dem Sein” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 246). Nichts kann das Scheinen dieser Sonne verhindern. Die Wolken des Sinnes mögen noch so undurchsichtig sein, Tugend und Wahrheit werden durchbrechen und die Unwahrheiten des sterblichen Denkens vertreiben und Reinheit und Wahrhaftigkeit unter den Menschen fördern. Beim Bekämpfen der Übel der Welt sind wir nicht schwach und hoffnungslos; durch geistiges Verständnis haben wir die Kraft der unbesiegbaren Wahrheit auf unserer Seite und sind des Sieges gewiß.
Wir dürfen jedoch nicht denken, daß der Kampf mit dem Irrtum ohne Anstrengung gewonnen wird. Wir müssen nötigenfalls seinen Anmaßungen besonders entgegentreten, aber immer mit dem Ziel, ihre Nichtsheit zu beweisen. Dies ist niemand möglich, dessen Denken nicht mit der Wahrheit übereinstimmt. Beständiges Ergründen des Wortes Gottes, wie es in unseren Lehrbüchern — der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit — geoffenbart ist; beständiges Beten zu Gott in der Stille unseres innersten Bewußtseins; beständiges Behaupten der Wahrheiten des Seins — das alles ist zu unserer Unterstützung in dem Kampf mit den Einflüsterungen des Bösen nötig.
Wir müssen fortfahren, unerschütterlich „tief in die Wirklichkeit hineinzuschauen”. Die Wahrheiten des geistigen Seins müssen uns immer vorschweben. Wir müssen Gott beständig als unendlich, als das All in allem, als den einen und einzigen Schöpfer anerkennen; und wir müssen Seine Schöpfung — die Schöpfung der vollkommenen geistigen Ideen — als die einzige wirkliche Schöpfung erkennen und anerkennen. Tun wir das, so sind wir gegen die falschen Annahmen des Bösen, gegen Furcht, Verzagtheit und Hoffnungslosigkeit geschützt und gehen in die Freude der Harmonie und des Friedens ein, die das wahre Wesen des wirklichen Seins sind.
