Selbst inmitten widerstreitenden Getümmels kann die Vorherverkündigung des Friedens gehört werden. „Vorherverkündigen” bedeutet „durch eine vorliegende Tatsache andeuten, was geschehen wird”.
Wollte man die Weltereignisse nach dem beurteilen, was an der Oberfläche geschieht, so würde der Ausblick finster scheinen; aber die Forderung nach Frieden zwischen den Völkern drängt sich in den Vordergrund, und nichts kann sie abweisen. Hinter dieser Forderung, der sich immer mehr Menschen anschließen, ist die göttliche Kraft, durch die menschliches Kriegführen dem Verständnis allgemeiner Gerechtigkeit, allgemeinen Friedens und Gedeihens weichen wird. Die Vorherverkündigung des Friedens ist die Vorherverkündigung der Macht des Geistes über das Fleisch und über alles, was dieser Ausdruck an Furcht, Wettstreit und Elend in sich schließt. Auf Seite 56 in „Rückblick und Einblick” schreibt Mary Baker Eddy: „Zwischen den Bezeugungen des Geistes und den Bezeugungen der fünf körperlichen Sinne tobt ein Kamps, und dieser Kampf muß weitergehen, bis durch den schließlichen Sieg des Geistes in unwandelbarer Harmonie der Friede erklärt wird”.
Die kämpfenden und vorübergehenden Regungen des materiellen Sinnes sind verhältnismäßig unbedeutend im Vergleich mit den erneuernden Errungenschaften großer Männer und Frauen, der Wohltäter der Menschheit, deren Namen wegen der im menschlichen Herzen verschanzten unauslöschlichen Liebe zum Guten weiterleben. In dieser Liebe zum Guten, die durch den in der ganzen Welt fühlbaren Einfluß des reinen Christentums oder der Christlichen Wissenschaft geklärt, entwickelt und festgegründet wird, finden wir die Versicherung des schließlichen Sieges des Geistes über die Materie, der Liebe über den Haß, des Friedens über den Krieg.
Gewisse Arten der Glaubensverfolgung gehören der Vergangenheit an. Mechanische Foltern, wie sie einst in dem als Inquisition bekannten Ketzergericht angewandt wurden, gibt es nicht mehr. Warum? Weil geistige Erleuchtung zugenommen hat und menschlichere Ansichten Anhänger gefunden haben. In dem Maße, wie geistiger Fortschritt mehr und allgemeiner in Erscheinung tritt, wird auch die Roheit des Krieges aus dem menschlichen Denken und Erleben verschwinden. Die Wahrheit wird den Irrtum verdrängen. Die zunehmende Erkenntnis Gottes, der in der Christlichen Wissenschaft als das göttliche Prinzip bezeichnet wird, läßt den Frieden der Gerechtigkeit sür die ganze Menschheit ahnen.
Die Christliche Wissenschaft ist die Wissenschaft des Seins, die Offenbarung der geistigen Wirklichkeit. Sie befriedigt die Denker, die eine vernünftige und folgerichtige Theologie fordern. Sie behebt die Not der Kranken und der Sünder in Übereinstimmung mit dem Christentum, das Christus Jesus und seine Nachfolger vor alters betätigten. Sie lüftet vom menschlichen Bewußtsein die Hülle der Materialität, die sich anmaßt, Menschen und Völker in der Finsternis von Krankheit und Sünde, Haß und Krieg gefangen zu halten. Sie gibt Tausenden von sittlich und körperlich Darniederliegenden den greifbaren Beweis, daß ihnen die Macht des göttlichen Prinzips, jede menschliche Not zu stillen, zu Gebote steht.
Indem diese Wissenschaft die Menschen mit dem wahren Gott vertraut macht, gibt sie ihnen die Grundlage des unwandelbaren, geistigen Friedens. In „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 278) schreibt Mrs. Eddy: „Nichts wird durch Kämpfen gewonnen, aber viel verloren. Der Friede ist die Verheißung und der Lohn der Rechtlichkeit”. Und sie fährt fort: „Der Krieg ist nicht im Reich des Guten; der Krieg schwächt Macht und muß, von seinem eigenen Schwert durchbohrt, schließlich fallen”.
In der Bibel ist das Wort Schwert sowohl buchstäblich als auch bildlich gebraucht, im buchstäblichen Sinne zerstörend, im bildlichen erlösend. Christus Jesus sagte zu einem seiner Jünger, der sein Schwert gezogen hatte, um ihn zu verteidigen: „Stecke dein Schwert an seinen Ort! denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen”. Offenbar betrachtete er die Scheide als den Ort für das materielle Schwert. Heute sind Stahlpanzerrüstungen und alte Waffen Museumsgegenstände. Zwar sind an ihre Stelle neuzeitliche Waffen getreten, die gegenwärtig im Gebrauch sind. Aber der Tag der Erleuchtung rückt näher, wo auch diese als Raritäten angesehen werden, die an eine finstere Zeit erinnern, wo die Menschen die Glückseligkeit der Einigkeit und des Friedens nicht kannten.
Die Vorherverkündigung des Friedens leuchtet in der biblischen Weissagung. Sacharja z.B. sagt das Kommen „deines Königs” voraus, „wenn der Streitbogen soll zerbrochen werden; denn er wird Frieden lehren unter den Heiden; und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis ans andere und vom Strom bis an der Welt Ende”. Und er erklärt auch: „Allein liebet Wahrheit und Frieden”.
Paulus spricht von „dem Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes”. Dieses Schwert bedeutet die Macht des Geistes, die nicht durch vergegenständlichtes menschliches Kriegführen, sondern durch das lebenswichtige Erscheinen der Wahrheit im menschlichen Bewußtsein siegt. „Das Wort Gottes” verkündigt die Allmacht des Guten. Durch die Anwendung der Christlichen Wissenschaft wird Krankheit zerstört, hören sinnliche Begierden auf, verliert die Sünde ihren Halt, weichen quälende Befürchtungen geistigem Verständnis. Und was sich in einzelnen vollzieht, wird auch die Völker segnen, die um Wohlstand und Gleichheit ringen.
Die verwickelte Frage der Menschenrechte wird gelöst werden, wenn die geistigen Rechte der Menschen erkannt und im Sinne der Christlichen Wissenschaft an erste Stelle gesetzt werden. Dann wird statt blindem Kriegen geistige Erleuchtung sein. In dieser Weise wird der rechte Sinn der Werte erscheinen, und es werden keine vorübergehenden und kostspieligen Schlachten mehr geschlagen werden, sondern der eine Feind der Menschheit — der Materialismus — wird durch die Kraft des Geistes besiegt werden. Man braucht nicht mit seinen Mitmenschen zu wetteifern, um seine geistigen Rechte zu gewinnen; denn diese Rechte sind allgemein und unverletzbar. Wenn dies allgemeiner erkannt und bewiesen wird, werden die Völker das Wetteifern durch Zusammenarbeit für das Allgemeinwohl zusammenbrechen sehen.
Das Kommen des Friedens aus Erden kann so wenig ausgehalten werden wie das Ausgehen der Sonne und die Ausbreitung ihrer unparteiischen Strahlen. Der unaufgeklärte Glaube der Menschheit an das Böse ist die Kriegsgefahr. Das Verständnis der Allerhabenheit des Guten ist der mächtige Friedenstifter.
Wir sehen viele Zeichen des Erscheinens des von Jesaja verheißenen „Friedefürsten” und der Erfüllung der Weissagung Haggais: „Alle Heiden will ich bewegen. Da soll dann kommen aller Heiden Bestes; und ich will dies Haus voll Herrlichkeit machen, spricht der Herr Zebaoth”.
