In „Miscellaneous Writings” (S. 111) schreibt Mrs. Eddy mit Bezug auf die Arbeit ihrer Schüler: „Ihr habt dargetan, daß die größte Frömmigkeit kaum genügt, zu beweisen, was ihr angenommen und gelehrt habt; daß eure gut getane Arbeit Engeln Ehre machen würde”. Diese Worte unserer verehrten Führerin legen einen Maßstab an unsere ganze Arbeit und sind ein Posaunenruf für Christliche Wissenschafter. Wenn wir an unsere täglichen Aufgaben herantreten, tun wir gut daran, uns zu vergewissern, daß Liebe die treibende Kraft ist bei allem, was wir tun; denn sonst können wir nicht auf Glück und Erfolg hoffen. Geistige Liebe ist die einzige Grundlage wahres Dienens und fördert die Entfaltung von Eigenschaften wie Gehorsam, Wachsamkeit, Ehrlichkeit und Findigkeit.
Die erste dieser Eigenschaften, Gehorsam, ist am besten erklärt in den Worten unserer Führerin (Miscellaneous Writings, S. 116): „Nie euren Posten verlassen, nie unachtsam, nie mißmutig, nie unwillig sein, für Gott zu arbeiten,— ist Gehorsam, heißt ‚über wenigem getreu‘ sein”. Was auch unsere täglichen Aufgaben sein mögen, das große Verlangen selbstlos zu dienen befähigt uns, Arbeit zu leisten, die sonst schwierig scheinen könnte, und macht uns wachsam in der Erfüllung unserer Pflichten. Keine Ausgabe ist so klein, daß sie nicht der Liebe und des Schutzes bedürfte.
Die natürliche Folge von Gehorsam und Wachsamkeit ist Ehrlichkeit sowohl für den Arbeitgeber als auch für den Angestellten. Wo Ehrlichkeit zum Ausdruck kommt, gibt es keine Vernachlässigung von Einzelheiten, keine Zeit- und Materialvergeudung, kein Versäumnis der Gelegenheiten, unsere Arbeit aufs vorzüglichste auszuführen. Neue aufbauende Ideen sind immer nötig. Was unsere Stellung auch sei, stets fordert sie Frische des Denkens.
Es ist belanglos, wie gewöhnlich unsere Tätigkeit sein mag, wir können immer wahre Würde in sie hineinlegen, wenn unsere Haltung gegen uns und unsere Arbeit auf das Prinzip gegründet ist, Arbeit, die dem einen freudige und inspirierende Gelegenheit bietet, kann einem andern lästig und langweilig erscheinen.
Folgende Erfahrung möge diesen Punkt veranschaulichen. Gewisse Aufgaben wurden einem Arbeiter zugewiesen, der gleich von Anfang an mit einer negativen mentalen Haltung an seine Arbeit herantrat. Er klagte über die Ausstattung, über seinen begrenzten Arbeitsraum und über Mangel an Zeit, in der er seine Aufgaben ausführen sollte. Der Arbeitgeber bemühte sich geduldig, diesem Arbeiter zu zeigen, wo die Schwierigkeit lag: in dem begrenzten Sinn, den er hegte. Da er jedoch seine falschen Annahmen nicht aufgeben wollte und einsah, daß seine Arbeit nicht befriedigend war, gab er sie schließlich auf. Der in die freigewordene Stelle berufene Arbeiter erkannte sofort die Gelegenheit, sein Verständnis der Christlichen Wissenschaft anzuwenden. In auffallend kurzer Zeit waren Reinlichkeit und Ordnung hergestellt, und viel Dankbarkeit kam zum Ausdruck. Wie kam diese Umwandlung zustande? Nicht durch eine neue Ausstattung oder mehr Raum, sondern durch die rechte mentale Haltung. Eigentlich ist es nicht die Aufgabe oder die Umgebung, die Frieden oder Unzufriedenheit hervorruft, sondern die Art und Weise, wie man an seine Arbeit herantritt.
Es ist Grund zur Freude, daß wir durch die Christliche Wissenschaft den rechten Begriff gewinnen von Arbeit und davon, was es heißt, Liebe an erste Stelle in unserem Denken zu setzen, indem wir selbstische Wünsche und falschen Ehrgeiz verbannen. Man hört oft Bemerkungen wie: „Wie kann von mir erwartet werden, daß ich eine Arbeit gern tue, die mir zuwider und für jemand nüt meinen Fähigkeiten zu niedrig ist”? Oder: „Meine Ausbildung und meine Fähigkeiten sind derart, daß ich eine bessere Stellung haben sollte”. Wir müssen für jede Gelegenheit dankbar sein und Einflüsterungen der Selbstüberhebung und des Selbstbedauerns, die Unzufriedenheit und Ruhelosigkeit hervorrufen, wenn sie nicht überwunden werden, zurückweisen.
Es ist hilfreich, den Tag über gelegentlich innezuhalten und unsere mentale Haltung hinsichtlich unserer Arbeit zu prüfen und festzustellen, ob sie mit den Lehren der Christlichen Wissenschaft übereinstimmt. Die Normen der Christlichen Wissenschaft sind hoch und fordern, daß Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Vollkommenheit der Antrieb des Denkens und Handelns ihrer Anhänger sei. Kommen wir diesen Forderungen nach, so können wir irrige Gewohnheiten wie Aufschub, Ungenauigkeit, Unpünktlichkeit und mentale Teilnahmlosigkeit berichtigen.
Sollte uns wegen unserer Arbeit zu Hause, im Büro oder in irgend einem Zweig menschlicher Tätigkeit Selbstbedauern niederdrücken, so finden wir in Jesu Worten während seines Besuchs bei Maria und Martha eine heilende Botschaft. Wahrscheinlich war die Atmosphäre des kleinen Heims in Bethanien nicht unähnlich der eines Heims unserer Zeit. Maria und Martha stellen zwei Gedankenrichtungen dar, die wir durch alle Jahrhunderte hindurch finden. Maria, die „am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit” trachtete, konnte durch klare Erkenntnis die Gegenwart des Christus, wie Jesus ihn veranschaulichte, wahrnehmen. In ausgesprochenem Gegensatz haben wir das belastete, beunruhigte Denken Marthas, die Wichtigtuerei, die durch Selbstbedauern, Überarbeit, Ermüdung, Ungerechtigkeit und ein Lastgefühl häuslicher Pflichten Anerkennung beansprucht. Wie rügte Jesus diese mentale Haltung? „Du hast viel Sorge und Mühe; eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden”. Man denke nicht, daß Jesus mit dieser Zurechtweisung meinte, wir sollten menschliche Bedürfnisse vernachlässigen, sondern vielmehr daß unsere menschlichen Bedürfnisse befriedigt werden, wenn wir zuerst nach dem Geistigen und Wirklichen trachten.
Wenn unser Beweggrund ist, zuerst Gott zu dienen und unsern Nächsten wie uns selber zu lieben, dann haben wir die Kraft, den Mut und die Intelligenz, ihn zn rechter Erfüllung zu bringen. Der menschliche Sinn der Arbeit, seine Ängste und Sorgen müssen durch das freudebereitende Verlangen, alles „zu Gottes Ehre” zu tun, ersetzt werden. Wie dies geschehen kann, hat uns Mrs. Eddy mit folgenden Worten erklärt (Miscellaneous Writings, S. 100): „Die Wissenschaft spricht, wenn die Sinne schweigen, und dann ist die ewige Wahrheit siegreich”. Jeder Christliche Wissenschafter hat gewiß das Verlangen, die Wahrheit in seiner Arbeit siegen zu sehen und den Segen: „Gut getan, du frommer und getreuer Knecht” (engl. Bibel) zu verdienen.
