Der Christliche Wissenschafter besitzt eine unvergleichliche Waffe zur Handhabung und Berichtigung menschlicher Schwierigkeiten. Was ist diese Waffe? Es ist die Wahrheit über das wirkliche Sein. Die Christliche Wissenschaft enthüllt die Wahrheit der Allheit Gottes, die Wahrheit, daß das Gute unendlich ist, und zieht daraus den unumgänglichen Schluß, daß das Böse unwirklich ist. Überdies lehrt die Christliche Wissenschaft die Menschheit, daß das Verständnis der Unendlichkeit Gottes, des Guten, und der Unwirklichkeit des Bösen die Berichtigung aller menschlichen Irrtümer möglich macht.
Die Christliche Wissenschaft enthüllt auch, daß Gott die unendliche Liebe ist, d.h. daß die Liebe die einzige wirkliche Macht ist, und daß sie daher das ganze geistige Weltall schützt, regiert und lenkt. Demnach steht der Mensch als Gottes Idee, als Gottes Bild oder Widerspiegelung, unter der unaufhörlichen Regierung und Führung Gottes. Dieses Verständnis befähigt einen, allen Irrtum, alles, was in menschlichen Angelegenheiten und Beziehungen mit der Wahrheit und der Liebe nicht übereinstimmt, zu verneinen. Alles, was nicht ganz frei vom Bösen ist, was zu betrüben oder die Harmonie und den Frieden zu stören scheint, hat kein wirkliches Dasein und kann daher verneint und überwunden werden.
Angenommen, ein Christlicher Wissenschafter begegne in seinen alltäglichen Angelegenheiten dem Widerstand böser Gedanken, die vielleicht durch persönliches Herrschen eines andern hervorgerufen wurden — ja Gedanken, durch die er sich unterdrückt oder verfolgt fühlt. Was soll er tun? Er nimmt seine Zuflucht zur geistigen Wahrheit. Er bejaht die Wahrheit der Allheit und der Allmacht Gottes, des Guten, und verneint, daß das Böse Gegenwart oder Macht habe. Und er bezweifelt nicht die Wirksamkeit seines Verständnisses, da er die Macht der Wahrheit, den Irrtum zu vernichten, kennt. Gerade wie das Wissen, daß zweimal zwei vier ist, die falsche Annahme vernichtet, daß zweimal zwei fünf sei, so vernichtet das Verständnis der Allheit Gottes den Glauben an die Wirklichkeit und die Macht des Bösen. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 243): „Wahrheit, Leben und Liebe sind ein Gesetz der Vernichtung für alles ihnen Unähnliche, weil sie nichts verkünden außer Gott”.
Das Verständnis geistiger Wahrheit vernichtet also sterblichen Irrtum, indem es jeden, der es hat, beschützt. Nur wer die Wahrheit, das Leben und Liebe versteht und beweist, spiegelt Gott Wider. Er ist Gott, d.h. dem göttlichen Willen gehorsam. Dieser Gehorsam befähigt ihn, von der Macht Gottes Gebrauch zu machen, wo oder in welcher Lage er sich auch immer befinden mag. Wer dem Willen Gottes gehorsam ist, d.h. wer da weiß Gutes zu tun und es tut, ist nicht und kann nicht dem Willen der Sterblichen unterworfen sein, einem „Willen”, den Mrs. Eddy als „die treibende Kraft des Irrtums; sterbliche Annahme; tierische Kraft” definiert (Wissenschaft und Gesundheit, S. 597), und der sich der Annahme nach dem göttlichen Willen —„der Macht und Weisheit Gottes”— widersetzt.
Die Christlichen Wissenschafter sind bestrebt, in allen ihren menschlichen Beziehungen dem göttlichen Willen —„der Macht und Weisheit Gottes”— zu gehorchen. Sie bemühen sich, menschliche Beherrschung durch Beweisen geistiger Herrschaft zu überwinden. Wie sehr doch dies heute einer Welt not tut, in der anmaßender, ungeistiger menschlicher Wille sich so stark zu bekunden scheint! Beständig sehen wir im Verkehr der Menschen miteinander den menschlichen Willen in Gestalt von ungeistigem Denken sein Äußerstes tun, selbst die unschuldigsten geistigen Wünsche seinem eigenen ungerechten Urteil und seinen Absichten zu unterwerfen. Dies wissend, bejaht der Christliche Wissenschafter unverzüglich die Allheit Gottes und spricht allem, außer dem vollkommenen Willen Gottes, Ermächtigung und Kraft ab. Dieses Bejahen der Wahrheit und Verneinen des Irrtums tut der menschlichen Beherrschung Einhalt und bewahrt diejenigen, die sie unterjochen möchte, vor den Angriffen des Irrtums. Der Psalmist sagt (Ps. 62,12): „Gott hat ein Wort geredet, das habe ich etlichemal gehört: daß Gott allein mächtig ist”.
Ein hervorragendes Beispiel geistiger Herrschaft finden wir im Leben Josephs, des Lieblingssohnes Jakobs. Als Knabe von seinen eifersüchtigen Brüdern in die Sklaverei verkauft, hatte Joseph jahrelang Anfechtungen zu erdulden, wobei sein Vertrauen auf das Gute nicht ab- sondern eher zunahm. Als er Pharaos Hauptverwalter Ägyptens wurde, hatte er einen hohen Grad geistiger Herrschaft erreicht, was in seiner Reinheit, seiner Güte und Voraussicht zum Ausdruck kam. Dies zeigte sich auch in den Worten, die er an seine Brüder richtete, jene Brüder, die ihn verkauft hatten (1. Mose 45, 5): „Und nun bekümmert euch nicht und denkt nicht, daß ich darum zürne, daß ihr mich hieher verkauft habt; denn um eures Lebens willen hat mich Gott vor euch her gesandt”. Welche Großmut! Und sie war das Ergebnis der geistigen Herrschaft, die er durch Gehorsam gegen den göttlichen Willen gewonnen hatte. Joseph gelangte zu seiner Vertrauens- und Dienlichkeitsstellung dadurch, daß er den Glauben an menschliche Beherrschung durch geistige Herrschaft überwand.
„Vertraue auf die Wahrheit, nicht auf Irrtum; und die Wahrheit wird dir alles geben, was zu den Rechten der Freiheit gehört”, schreibt unsere Führerin (Miscellaneous Writings, S. 297). Fürchte nicht den Übeltäter, den Ausüber vermeintlicher Willenskraft — den Betrogenen des sterblichen Gemüts! Vertraue auf die Wahrheit, wende dein Verständnis davon an, wodurch du deine geistige Herrschaft behauptest und deine Freiheit behältst!
