Eines der vielen Gleichnisse, die uns Christus Jesus während seines heilenden und erlösenden Wirkens gab, ist das Gleichnis von den anvertrauten Zentnern, das im Evangelium des Matthäus erzählt ist. In diesem Gleichnis läßt Jesus den Herrn zu zweien seiner Knechte sagen: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen”.
Wie alle Gleichnisse Jesu enthält auch dieses eine Lehre, über die wir nachdenken und die wir in die Tat umsetzen sollten. Er zeigt in dem Gleichnis klar, daß Treue für den Fortschritt wesentlich ist, und daß wir den Anfang damit machen müssen, daß wir „über wenigem getreu” sind. Die Bibel weist oft auf die Notwendigkeit hin, treu zu sein. Die Wechselfälle und die Mißgeschicke der Israeliten waren das unmittelbare Ergebnis ihres Mangels an Treue gegen Gott. In den Sprüchen lesen wir: „Wer über das Gute nachsinnt, strebt getreulich danach” (französische Übersetzung), und: „Ein treuer Mann wird viel gesegnet”. Ist Treue nicht der Inhalt des ersten Gebots: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben”?
Mary Baker Eddy macht uns auf die Wichtigkeit dieser geistigen Eigenschaft bei der Ausübung der Christlichen Wissenschaft aufmerksam. Auf Seite 418 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt sie: „Wenn deine Treue nur halbwegs der Wahrheit deiner Verteidigung gleichkommt, wirst du die Kranken heilen”. Dies heißt zweifellos, daß eine solche Eigenschaft von entscheidendem Einfluß auf die Heilarbeit ist.
Das Gleichnis von den anvertrauten Zentnern macht uns klar, daß wir anwenden müssen, was wir schon wissen, wenn wir „viel”, d.h. größere Segnungen erlangen wollen, und nicht warten dürfen, bis schwere Aufgaben oder ernste Anfechtungen an uns herantreten. Wir müssen die sittliche und geistige Kraft der Christlichen Wissenschaft in den kleinen Geschehnissen und Gewöhnlichkeiten des täglichen Lebens anwenden.
Manchmal mag der Christliche Wissenschafter gleichgültig gegen die kleinen Mißklänge und die geringfügigen Schwierigkeiten des Tages sein, weil sie unbedeutend und ihn wohl nicht zu belästigen oder seine Gewohnheiten zu stören scheinen. Eine solche Haltung ist Mangel an Treue gegen Gott, das göttliche Prinzip aller Wirklichkeit, außerdem ist sie nicht wissenschaftlich; denn Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 323): „Das eine ungenutzte Talent vergeht und ist verloren”.
Treue bedeutet mehr als Zwang oder Pflichtgefühl; sie schließt Gesinnungstreue, Heiligung, Liebe in sich. Wahre Treue ist nichts Erzwungenes; denn sie kommt von Herzen und ist uneigennützig. Treue und Liebe sind in der Wissenschaft unzertrennlich. Als die Idee Gottes, das Bild der Liebe, kann der Mensch nie auch nur einen Augenblick aufhören, Gott — das göttliche Prinzip oder das vollkommene Gemüt — mit dem er durch unauflösliche und unzerstörbare geistige Bande vereinigt ist, widerzuspiegeln, d.h. Ihm treu zu sein. Die Vollkommenheit und die Beständigkeit des göttlichen Plans sind der Beweis Seiner ewigen Treue gegen Sein geistiges Weltall einschließlich des Menschen.
Treu sein im wissenschaftlichen Sinne des Wortes, heißt für die Christlichen Wissenschafter sich des einen und einzigen Gemüts bewußt sein. Es heißt, in allem göttliche Führung suchen, sich fest an die Wahrheit klammern und allem Irrtum widerstehen, anhaltend beten, unsern Nächsten wie uns selber lieben und das Sittengesetz halten, sooft uns die Trugvorstellung Sünde in Versuchung führt. Treue heißt die Lehren unserer Führerin ehrlich und beharrlich anwenden. „Ich bin der Herr, dein Arzt”, und: „Ich habe eine Versöhnung gefunden”. Wir finden diese Versöhnung durch unsere Treue gegen Gott und die Christliche Wissenschaft.
Wenn wir die geistigen Ideen, die Gott uns jeden Tag gibt, erfolgreich anwenden und mit weniger Glücklichen teilen, sehen wir die Verheißung des Meisters in Erfüllung gehen: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen”.
