Jemand hat gesagt, die höchste Kunst sei die Kunst, das menschliche Leben zu modeln. Viele haben schon Ähnliches empfunden, wenn sie ihren Platz als Lehrer in der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule eingenommen und die glücklichen, begierigen Gesichter der Schüler gesehen haben, die das Entfalten der Lehren der Wahrheit erwarten.
Erklärungen der Wahrheit ermutigen und ermuntern uns. Wir reden gern über das Gute; aber es mag uns schwer fallen, dem Kind zu erklären, was der Irrtum ist, so daß es sich davor zu schützen versteht. Ein kleines Mädchen, das die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule besuchte, hatte die üble Gewohnheit, Dinge zu sagen, die man kleine Lügen nennen konnte. Als sie darüber zur Rede gestellt wurde, erwiderte sie: „O, ich bin Gottes Kind”. Sie schien nicht im geringsten zu empfinden, daß der Irrtum berichtigt werden mußte. Weiteres Fragen enthüllte, daß sie nicht verstanden hatte, was das Böse ist, und wie es recht zu überwinden ist, sondern den Irrtum als etwas Nebensächliches angesehen hatte, worüber man sich leicht hinwegsetzen könne.
Ein solcher Fall mag außergewöhnlich sein; aber er veranlaßte eine Sonntagsschullehrerin, sehr sorgfältig über ihre Arbeit in der Sonntagsschule nachzudenken. Sie vertiefte sich fleißiger in die Bibel und in Mrs. Eddys Werke und fand, daß diese maßgebenden Bücher lehren, daß das Böse gehandhabt werden muß, daß ihm Widerstand zu leisten und es zu überwinden ist. Ferner sah sie, daß sie in der Sonntagsschule auch über das Wesen des Irrtums belehren mußte, was dem Kinde helfen würde, ihn zu handhaben, sooft er in sein Denken zu gelangen sucht. Jesu Worte: „Ihr Pharisäer haltet die Becher und Schüsseln auswendig reinlich; aber euer Inwendiges ist voll Raubes und Bosheit”, enthielten für sie eine neue Bedeutung. Die Worte: „Du sollst nicht” erschienen ihr als bestimmtes Gebot des Handelns und als Signallicht zur Führung und zum Schutz aller Wanderer auf dem Wege vom Sinn zur Seele.
In ihrem Aufsatz „Unbeständigkeit” (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 235), hat uns Mrs. Eddy wertvolle Belehrung gegeben. Sie sagt, daß die liebreiche Mutter „den Irrtum ausdrücklich nennen, ihn aufdecken und die Wahrheit wissenschaftlich lehren sollte”. Wie dankbar wir sein sollten, daß Mrs. Eddy das Wesen des Bösen sah, das sich immer verstecken würde, wenn es könnte, um dann zu verleiten und zu verwirren! Sie zeigte den Sterblichen gewissenhaft die Schlinge, die sie umgarnen würde, und bestand darauf, daß Schutz und Freiheit durch Überwindung der Gedanken kommen, die das Böse als wirklich gelten lassen. Auf Seite 405 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” nennt Mrs. Eddy ausdrücklich gewisse Irrtümer, besonders in dem Abschnitt mit der Randüberschrift „Mentale Verschwörer”. Sie schreibt: „Ersticke diese Irrtümer in ihren ersten Anfängen, wenn du nicht ein Heer von Verschwörern gegen Gesundheit, Glück und Erfolg unterhalten willst”. Dieser Abschnitt lehrte eine Sonntagsschülerin den Irrtum handhaben und sich von einer Schwierigkeit heilen, die hätte ernst werden können.
Unser rechtes Lehren müssen wir auch vorleben. Denn es kommt nicht nur auf das an, was der Lehrer sagt, sondern auch auf das, was er tut. Jesu Taten veranschaulichten seine Worte. Eltern und Lehrer müssen unbedingt auch vorleben, was sie lehren, damit ihr wahres Leben die beste Frucht tragen kann.
Eine Sonntagsschullehrerin machte eine erfreuliche Erfahrung, die die Wichtigkeit der Übereinstimmung unseres Lebens mit unseren Worten betonte. Der Vater eines Sonntagsschülers telefonierte, daß der Junge eine beängstigende ansteckende Krankheit habe. Der Vater bat um eine Unterredung, weil er glaubte, eine Aussprache mit der Sonntagsschullehrerin würde dem Jungen helfen. Die Bitte wurde gewährt, und Schüler und Lehrerin hatten eine hilfreiche Unterredung. Sie sprachen über das Gebet und über Gottes Fürsorge für den Menschen. Die Lehrerin versicherte dem Jungen und seinem Vater, daß Gott die Krankheit heilen kann. Als sich die Lehrerin verabschiedete, sagte der Junge: „Ich werde Sie nächsten Sonntag in der Sonntagsschule sehen”.
Diese Erklärung war eine Aufforderung an die Lehrerin, selber ihren Glauben an das, was sie gesagt hatte, zu zeigen; und sie kam der Aufforderung nach. Zweifel und Furcht wurden erkannt und vernichtet. Sie wandte sich mit diesem und anderen Bedürfnissen im Gebet vertrauensvoll an Gott. Dann überließ sie Ihm das Ergebnis. Der Junge war tatsächlich am nächsten Sonntag auf seinem gewohnten Platz in der Sonntagsschule; die Krankheit war verschwunden. Solche Erlebnisse machen uns unaussprechlich demütig und dankbar. Wir erleben die Freude zunehmenden Glaubens und sehen ein Licht, das uns ein besseres Beispiel geben und zu vollerem Erfolg weiterdringen hilft.