Solange die Menschheit Probleme hat, wird sie auch Kämpfe haben. Mit andern Worten, solange sich der Glaube an die scheinbare Gegenwart sowohl des Guten als auch des Bösen im menschlichen Bewußtsein behauptet, wird das eine oder das andere um die Herrschaft kämpfen. Daher ist der Kampfplatz immer im menschlichen Bewußtsein.
Die Worte des Apostels Paulus: „Und so jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht”, haben für den Christlichen Wissenschafter praktische Bedeutung. Paulus knüpfte eine Bedingung an den erfolgreichen Ausgang des Kampfes — das Erfordernis, „recht” zu kämpfen. Wer hat nicht schon gefunden, daß er aus dem Ringen mit Problemen nicht immer siegreich hervorgegangen ist, besonders wenn er noch nicht gelernt hat, zwischen göttlichen Ideen und falschen menschlichen Annahmen zu unterscheiden! In diesem Falle scheint ihm das Böse gegenwärtig und so wirklich wie das Gute zu sein. Erst wenn er durch die Christliche Wissenschaft lernt, die Spreu vom Weizen zu sondern, das Böse vom Guten zu trennen und nur dem Guten Macht und Wirklichkeit zuzuschreiben, beginnt er der göttlichen Wahrheit gemäß recht zu denken und zu urteilen und dadurch recht zu kämpfen.
Rechtes Kämpfen bedeutet also für den Christlichen Wissenschafter in erster Linie rechtes Denken. Es mag sein, daß er mit einem Sinn des Mangels ringt — mit der Annahme des Mangels an Mitgefühl, an Nächstenliebe, an Verständnis seiner Schwierigkeiten, an Fähigkeit oder an Mitteln und Wegen. Um den scheinbaren Mangel in seiner Erfahrung aufzuheben, wird in allen Fällen dasselbe von ihm gefordert, nämlich: sein Denken zu berichtigen. Der Christliche Wissenschafter macht sich klar, daß Gott immer gegenwärtig ist, daß Seine Ideen allen Raum ausfüllen, und daß der Mensch als der Ausdruck des göttlichen Geistes eine vollkommene geistige Idee ist. Das Bewußtsein seines Einsseins mit Gott läßt ihn erkennen, daß er sich in jeder Lage und an jedem Ort die Ideen des göttlichen Gemüts zunutze machen kann, die die unharmonischen Zustände durch Bloßstellung ihrer Unwirklichkeit berichtigen. Diese geistige Fähigkeit wird durch Ergründung und Anwendung der Christlichen Wissenschaft geweckt, entwickelt und vervollkommnet.
Wenn der Wissenschafter klar erkennt, daß Gott, das Gute, immer gegenwärtig ist, weiß er, daß es für das Gegenteil des Guten keinen Raum gibt. Die Allgegenwart kennt keine Leere. Das Gute ist allezeit überall beständig gegenwärtig und wird in der sogenannten Zukunft stets gegenwärtig sein. Nichts kann die Gegenwart des Guten aufheben. Daher ist es der Glaube an das Böse, an Unvollkommenheit, Furcht und Zweifel, der aus unserem Bewußtsein ausgetrieben werden muß. Eine bejahende, geistige Lebensanschauung muß die materielle und verneinende ersetzen. Dann wird, wo vorher Finsternis zu herrschen schien, göttliches Licht sein. Jesus sagte: „Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; ist aber dein Auge ein Schalk, so wird dein ganzer Leib finster sein”.
Viele kommen zur Christlichen Wissenschaft, um Befreiung von körperlichen Leiden zu erlangen. Auch diese lernen einsehen, daß rechtes Kämpfen von rechtem Denken abhängig ist. Es mag sie zuerst befremden, daß ihr Denken etwas mit ihrem Leiden zu tun haben soll; nachdem sie sich aber in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy vertieft haben, wird ihnen der Zusammenhang klar.
Durch die Christliche Wissenschaft lernen wir erkennen, daß jedes Leiden nicht von außen, sondern von innen, durch wahres Verständnis Gottes geheilt werden muß und kann. Wer Gott erkennt, wie Er ist und wie das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch Ihn enthüllt, ist nicht furchtsam oder bekümmert; denn er weiß, daß die unendliche Liebe ewig für alles Gute sorgt. Wer ferner Gott erkennt, wie Er ist, erkennt auch die göttliche Schöpfung einschließlich des Menschen. Er weiß, daß das wahre Sein des Menschen harmonisch, unwandelbar, geistig und ewig ist. Dieser geistige Begriff vom Menschen, im Bewußtsein festgehalten, bewirkt die neue Geburt. Er gibt einen starken Ansporn zur Läuterung des Charakters und befähigt einen, ruhiger, gleichmütiger, liebevoller und duldsamer zu werden. Diese Vergeistigung des Denkens kommt auch in besserer Gesundheit, in unserer Umwelt, iu unserem Beruf, in allen Angelegenheiten des täglichen Lebens zum Ausdruck. Das Verständnis Gottes macht glückliche Familien, gewissenhafte, treue Arbeiter und gute Staatsbürger. Auf Seite 2 ihres Buchs „Anfangsgründe der göttlichen Wissenschaft” schreibt Mrs. Eddy: „Das Heilen von körperlicher Krankheit ist der kleinste Teil der Christlichen Wissenschaft. Es ist nur der Weckruf zum Denken und Handeln im höheren Bereich der unendlichen Güte”.
Eine Hauptfurcht in der menschlichen Erfahrung rührt von dem fest eingewurzelten Glauben an den Tod her. Die Christliche Wissenschaft befähigt uns zu verstehen, daß wir nicht im Körper leben, sondern im Geist, und daß das geistige Leben ohne Anfang und ohne Ende ist, weil es der Ausdruck Gottes ist. Wäre Jesus nicht schon vorher von dieser Wahrheit völlig überzeugt gewesen, so hätte es nach seiner Kreuzigung keine Auferstehung gegeben. Aber durch sein siegreiches Ringen mit den Hindernissen, die nach menschlicher Ansicht unüberwindlich schienen, wurde er mit göttlicher Herrlichkeit gekrönt. „Das Aufgeben alles Glaubens an den Tod sowie der Furcht von seinem Stachel würde die Norm der Gesundheit und Moral weit über ihre gegenwärtige Höhe hinaus heben und würde uns befähigen, das Banner des Christentums mit unentwegtem Vertrauen auf Gott, auf das ewige Leben, hochzuhalten”, schreibt Mrs. Eddy auf Seite 426 in Wissenschaft und Gesundheit. Die Wahrheit dieser Erklärung ist schon in vielen Fällen bewiesen worden. Ein Heer von Zeugen, über die schon das Todesurteil gesprochen war, erfreuen sich heute der Gesundheit und der Tatkraft. Sie haben sich durch die Christliche Wissenschaft der geistigen Lebensanschauung zugewandt.
Der Christliche Wissenschafter hat reichlich Grund zur Dankbarkeit; denn diese Wissenschaft hat ihm gezeigt, daß jedes Problem nur eine Gelegenheit ist, die Kraft göttlich inspirierten Denkens zu beweisen. Wenn wir uns nicht mehr um die Wenn und Aber des materiellen Sinnes kümmern, und uns in das Reich des Wirklichen, das Reich des Geistes erheben, können wir den Ausgang unserer Angelegenheiten ruhig und vertrauensvoll der göttlichen Führung überlassen. Wenn wir in Übereinstimmung mit dieser Führung handeln, werden wir keinen Mißerfolg haben. Mrs. Eddy schreibt in „Miscellaneons Writings” (S. 355): „Rechts und links nach dem Nebel ausschlagen, klärt den Ausblick nie; aber das Haupt darüber erheben, ist ein unübertreffliches Allheilmittel”.
